Im Mai beginnt der Umbau des Cannstatter Bahnhofs, der mittlerweile rund 8,7 Millionen Euro kostet. Allein die neuen Beläge schlagen mit einer Million Euro zu Buche.

Zugestellt, schmuddelig und ungepflegt – in optischer Hinsicht bekam der Bahnhof Bad Cannstatt in den vergangenen Jahren keine guten Noten. Jede Menge Hinweisschilder, die mehr verwirren, als dass sie helfen. Vogelwild angekettete Fahrräder, in die Jahre gekommenes Mobiliar, zwischendrin eine Imbissbude, ein Briefkasten, Parkplätze und jede Menge Absperrpfosten.

 

Der Vorplatz, wie er sich heute präsentiert, ist also sicher kein Aushängeschild, wenn 2024 zur Fußball-EM Tausende von Fußballfans am Cannstatter Bahnhof aussteigen. Das soll sich von Mai an ändern. Dann beginnen offiziell die Umbauarbeiten für die „Pforte nach Bad Cannstatt“. Die ersten Arbeiten an Kanälen und Stromleitungen haben bereits begonnen. Die Bahnhofstraße ist zwischen Frösnerstraße und Carré Bad Cannstatt für den Verkehr gesperrt.

Platz erhält neue Identität

„Durch die Umgestaltung wird der Vorplatz des zweitwichtigsten Bahnhofs in der Landeshauptstadt seiner Funktion als Mobilitätsdrehscheibe gestärkt“, sagt der Technikbürgermeister Dirk Thürnau. Der Platz erhalte eine neue Identität, von der die Bürgerinnen und Bürger auch nach dem Fußball-Großereignis noch profitieren werden. Die Flächen werden sortiert und neu geordnet. Es gibt mehr Grünflächen und 15 neue Bäume, schönere Sitzmöglichkeiten sowie komplette Barrierefreiheit. Thürnau sagt, der Platz bekommen so höhere Aufenthaltsqualität. Die wesentliche Neuerung ist jedoch, dass der Verkehr auf dem Platz neu geordnet wird. Danach werden Radfahrer, Passanten und der ÖPNV bevorzugt sein. Die Durchfahrt über den Platz zwischen der Frösnerstraße und dem Parkhaus in der Eisenbahnstraße wird für den Kfz-Verkehr unterbrochen und die Eisenbahn-/Bahnhofstraße zu einer Fahrradstraße umgewidmet.

Verkehr wird neu geordnet

Nach Meinung der Stadtplaner ist das eine heftige, aber dringend notwendige Verkehrsberuhigung, denn rund 6000 Fahrzeuge werden auf diesem Straßenabschnitt täglich gezählt. Die Durchfahrt für Busse, Taxis und Lieferverkehr ist weiterhin möglich.

Taxi-Stellplätze werden verlagert

Die Zahl der Taxi-Stellplätze auf der Nordseite des Bahnhofs wird aber reduziert und zum Teil auf die Südseite verlagert. Mit dem Umbau wird die Kiss+Ride-Funktion, die heute unmittelbar vor dem Haupteingang liegt, in die östliche Bahnhofstraße sowie auf die Südseite des Bahnhofs verlagert. Die Fußgängerüberwege sowie die Bushaltestelle, die ebenfalls barrierefrei wird, bleiben erhalten, allerdings werden insgesamt 34 Stellplätze auf dem heutigen Platz und in der Bahnhofstraße geopfert. Eine Änderung, die die CDU wegen der vielen Arztpraxen im Bahnhofsviertel bei einer Begehung mit der Stadtverwaltung harsch kritisiert hatte.

Hochwertige Beläge

Damals war auch noch nicht klar, was der Umbau unter dem Strich genau kosten wird. Jochen Hutt, der Leiter der Abteilung Straßen und Verkehr beim städtischen Tiefbauamt, nannte im Januar noch die Summe von 5,83 Millionen Euro. Doch Ende März musste der Gemeinderat akzeptieren, dass der neue Bahnhofsvorplatz wesentlich teurer werden wird. Genau genommen sind es rund 8,7 Millionen Euro, wobei das Tiefbauamt allein rund eine Million Euro für den hochwertigen Pflasterbelag und die Asphaltbeläge ausgeben will.

Als Kostentreiber entpuppen sich zudem einmal mehr die fast schon „normalen, marktüblichen“ Baupreissteigerungen und Bauherrenrisiken, die vom Tiefbauamt mit mehr als einer Million Euro veranschlagt werden mussten.

Strenger Zeitplan und abschnittsweise Sperrungen

In Stein gemeißelt ist dagegen der Zeitplan, denn der neue Bahnhofsvorplatz muss vor Anpfiff der ersten EM-Partie in Stuttgart, wo insgesamt fünf Spiele ausgetragen werden sollen, fertig sein. Laut Jochen Hutt müssen deshalb auch die Hauptarbeiten auf dem Platz in diesem Jahr erledigt werden. 2024 sollen nur noch Restarbeiten vor dem Bahnhof sowie die Umgestaltung der Bahnhofstraße zwischen der Frösnerstraße und dem Carré Bad Cannstatt erfolgen.

Während des Umbaus wird die Durchfahrt vor dem Bahnhofsgebäude zwischen Bahnhofs- und Eisenbahnstraße nicht mehr möglich sein, da beide Straßen abschnittsweise gesperrt werden. Die dortigen Bushaltestellen werden auf die Südseite des Cannstatter Bahnhofs verlegt. Voraussichtlich wird an der Südseite des Bahnhofs auch der Schienenersatzverkehr abgewickelt, der wegen der von der Deutschen Bahn angekündigten Sperrung der Bahnstrecke zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen erforderlich ist.