Nach dem Abbau von rund 9000 Stellen weltweit setzt die Deutsche Bank erneut den Rotstift an. Über Abfindungen und Vorruhestandsregelungen will sie weitere 1000 Mitarbeiter zum Ausstieg bewegen – vor allem bei der Tochtergesellschaft Postbank.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Die Integration der Postbank in den Mutterkonzern Deutsche Bank wird in einem ersten Schritt rund 1000 Stellen kosten. Die Deutsche Bank will über Abfindungen, Altersteilzeit- und Vorruhestandsregelungen 750 Mitarbeiter der Postbank und 250 Beschäftigte aus der eigenen Zentrale zum Ausstieg bewegen. Eine Sprecherin bestätigte am Donnerstag die Pläne, über die zuerst das „Handelsblatt“ berichtet hatte. Da die Bank das Privatkundengeschäft beider Häuser zusammenlegen will, dürften in Zukunft noch mehr Arbeitsplätze wegfallen. Die Deutsche Bank erhofft sich von der Zusammenlegung ab 2022 Synergieeffekte von jährlich 900 Millionen Euro.

 

Betriebsbedingte Kündigungen im Zuge der Postbank-Integration sind bis Mitte 2021 allerdings ausgeschlossen. Das haben die Gewerkschaften Verdi und Deutscher Bankangestellten-Verband (DBV) ausgehandelt, nachdem die Deutsche Bank in den vergangenen zwei Jahren allein in Deutschland bereits 4000 Stellen gestrichen hatte. Betroffen waren unter anderem die Mitarbeiter von 188 Filialen, die der Branchenprimus seit Ende 2015 geschlossen hat. Allerdings wurden nicht alle Betroffenen vor die Tür gesetzt, ein Teil arbeitet nach Angaben der Sprecherin auf Basis von Altersteilzeit- und ähnlichen Regelungen noch bei der Bank. Abgeschlossen sei dagegen der Abbau von 5000 Stellen im Ausland. Gleichzeitig wurden über 2000 IT-Experten, die bislang als externe Berater fungierten, fest angestellt.

Vorstandschef Cryan hält viele Deutschbanker für verzichtbar

Laut dem jüngsten Quartalsbericht der Deutschen Bank gab es bei dem Institut Ende September weltweit 97 000 Vollzeitstellen, ein Jahr zuvor waren es noch gut 101 000. Vorstandschef John Cryan hatte Anfang November in einem Interview bereits angedeutet, weitere Arbeitsplätze abbauen zu wollen: „Wir beschäftigen 97 000 Leute. Die meisten großen Wettbewerber haben eher halb so viele“, sagte der Brite der „Financial Times“.

Eben weil die Deutsche Bank bereits tiefe Einschnitte hinter sich hat, zielt das nun aufgelegte Abfindungsprogramm vor allem auf die Postbank-Beschäftigten. Auch hier ist die Zahl der Mitarbeiter zwar schon in den vergangenen Jahren gesunken. Der Personalabbau in einer Größenordnung von rund 500 Arbeitsplätzen pro Jahr sei bei der Postbank aber hauptsächlich durch Vorruhestandsregelungen und den Verzicht auf Neubesetzung frei gewordener Stellen erfolgt, erklärte die Deutsche-Bank-Sprecherin.

Vor diesem Hintergrund stuft die Gewerkschaft DBV auch die Zielgröße von 750 Postbank-Abgängen im Rahmen des neuen Abfindungsprogramms als realistisch ein. „Es geht hier ja vor allem um ältere Beschäftigte, die vorzeitig in den Ruhestand gehen“, sagte DBV-Sprecher Oliver Popp.

Jüngere Angestellte, die das Abfindungsangebot annehmen wollten, sollten nach Popps Ansicht dagegen „die Branche wechseln oder mindestens über eine Weiterbildung nachdenken“. Denn die Einstellungschancen im Bankensektor sind schlecht. „Nur wenige Institute erhöhen ihre Mitarbeiterzahl, und das nicht in dem Umfang, in dem anderswo aufgebaut wird“, sagte Popp mit Blick auf Direktbanken und die Deutschlandtöchter großer ausländischer Geldhäuser. Gesucht würden daneben in der gesamten Branche Spezialisten für Risikomanagement und Regulierung – eine Konsequenz der Finanzkrise, in deren Folge den Banken strengere Sicherheitsvorschriften auferlegt wurden. Neue Arbeitsplätze entstünden auch durch die Entwicklung digitaler Bankdienstleistungen sowie in der Online- und Videoberatung, sagte Popp.

Deutsche Bank steht unter Druck

Mit dem Ausbau des Digitalgeschäfts hatte die Deutsche Bank auch die Filialschließungen begründet. Klar ist aber auch, dass das Geldhaus schlicht und einfach sparen muss: 2015 und 2016 entstanden Milliardenverluste, vor allem durch hohe Strafzahlungen für umstrittene Geschäfte aus der Vergangenheit. Diese Altlasten sind jetzt zwar weitgehend abgebaut. Trotzdem sitzt die Bank weiterhin auf hohen Kosten: Um einen Euro zu erwirtschaften, muss sie laut dem jüngsten Geschäftsbericht 84 Cent aufwenden. Cryan will die jährlichen Kosten von 24 Milliarden Euro 2016 im kommenden Jahr auf rund 22 Milliarden Euro senken.

Den ursprünglichen Plan, über einen Verkauf der Postbank Geld in die Kasse zu bringen, musste der Brite im März allerdings mangels Kaufinteressenten aufgeben. Stattdessen sollen nächstes Jahr Teile der hauseigenen Vermögensverwaltung, der Deutschen Asset Management, unter dem Namen DWS an die Börse gebracht werden.