Änderungen am Entwurf für das Stadtmuseum sowie bauliche Erfordernisse machen Baumfällungen notwendig. Im Rat regt sich Kritik, der zuständige Bürgermeister Dirk Thürnau hält dagegen.

Stuttgart - Der Umbau des Wilhelmspalais in ein Stadtmuseum nach den Plänen der Architekten Lederer, Ragnarsdóttir, Oei ist trotz Mehrkosten und verspäteter Fertigstellung (die StZ berichtete) vom Technikausschuss des Gemeinderats einstimmig endgültig abgesegnet worden. Doch weil die Stadträte zur Kenntnis nehmen mussten, dass der Entwurf im Außenbereich Baumfällungen voraussetzt, lieferten sich Räte und Verwaltung am Dienstag einen heftigen Schlagabtausch.

 

Auslöser war eine schriftliche Mitteilung von Technikbürgermeister Dirk Thürnau, wonach insgesamt 17 Bäume rund um das Wilhelmspalais gefällt werden müssen. Die Gründe dafür sind nach Angaben der Verwaltung Änderungen bei der Gestaltung der Freitreppe hin zur Urbanstraße sowie Sanierungsmaßnahmen am Fundament des historischen Baus von Giovanni Salucci aus dem 19. Jahrhundert. Auch der Anlieferung der Ausstellungsgegenstände stehen manche Bäume im Weg.

SÖS-Stadtrat: Stadt schlechtes Vorbild bei Baumschutzsatzung

Grünen-Stadtrat Michael Kienzle, seit jeher einer der größten Fürsprecher des Stadtmuseums, kritisierte, es sei nicht nachvollziehbar, dass sämtliche von der Verwaltung markierten Bäume mit teilweise großen Stammumfängen fallen müssten. Er bemängelte angesichts der Erfahrungen bei anderen Projekten die mangelnde Sensibilität der Fachämter mit dem Thema.

Auch CDU-Fraktionschef Alexander Kotz sagte, die Baumfällungen seien nicht erfreulich. Er und seine Ratskollegen hätten sich da vielleicht beim Anblick der ersten Entwürfe blenden lassen. Es wäre daher wünschenswert, wenn zumindest einige Exemplare erhalten werden könnten. Pragmatisch argumentierte Andreas Reißig (SPD): Wenn es keine Möglichkeit gebe, einzelne Bäume zu retten, müsse die Verwaltung sagen, wann und wo entsprechend nachgepflanzt werde. Sowohl Joachim Fahrion (Freie Wähler) als auch SÖS-Stadtrat Gangolf Stocker verwiesen auf die vom Gemeinderat verabschiedete Baumschutzsatzung, die den Erhalt von Bäumen bei Baumaßnahmen festschreibt und andernfalls Schadensersatzzahlungen vorsieht. „Die Stadt gibt ein schlechtes Vorbild ab“, monierte Stocker.

Technikbürgermeister beklagt Stimmungsmache

Nachdem schließlich auch die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Mitte)ihrem Ärger über die mit dem Bezirksbeirat nicht abgesprochenen Fällungen Luft gemacht hatte und dem Architekten Arno Lederer attestierte, bei anderen Projekten schon mal den Ausdruck „vegetative Überbemöbelung“ als Umschreibung für im Weg stehende Bäume bemüht habe, platzte Technikbürgermeister Dirk Thürnau der Kragen. „Man muss auch Bäume fällen, wenn man Stadtentwicklung betreiben will“, so Thürnau. Er beklagte eine unkontrollierte Stimmungsmache, wenn etwa im Internet angesichts der laufenden Baumfällarbeiten für den Rosensteintunnel von „Massaker“ die Rede sei. Im Übrigen würden auch die Bäume, die beim Wilhelmspalais weichen müssten, nachgepflanzt. „Wir holzen nicht quer durch die Stadt, sondern betrachten jeden Baumstandort einzeln“, beteuerte Thürnau. Die Räte soll nun alsbald über die geplanten Ersatzstandorte informiert werden.