Überlastet und überfordert: Dass im Ludwigsburger Rathaus zu viel Arbeit anfällt, hat nun auch der oberste Chef erkannt. Zur Entlastung will er seine Verwaltung umstrukturieren und einen neuen wichtigen Posten schaffen. Kann das gelingen?

Region: Verena Mayer (ena)

Ludwigsburg - Wie schnell in Ludwigsburg alles anders werden kann, beweist der Oberbürgermeister Werner Spec mit seinem neuesten Plan: Er möchte die Riege der Bürgermeister vergrößern. Im April noch berichtete Spec, parteilos, darüber, wie er das Referat für Nachhaltige Stadtentwicklung – sein einstiges Lieblingsressort – umstrukturieren möchte. Nun, gerade einmal zwei Monate später, plant er den Umbau der gesamten Stadtverwaltung. Nach der Vorstellung der Rathausspitze soll es künftig vier Dezernate geben statt der bisherigen drei. In einem vierten Dezernat soll nach der Vorstellung der bisherigen Dezernenten alles bearbeitet werden, was mit Stadtplanung und Hochbau zu tun hat. Außerdem soll das Bürgerbüro Bauen dort integriert werden.

 

Eine Entscheidung soll noch vor der Sommerpause her

Die „Leitplanken“ der neuen Struktur hat Werner Spec seinen Angaben zufolge mit seinen Bürgermeisterkollegen Konrad Seigfried und Michael Ilk in den vergangenen Wochen erarbeitet. Seigfried leitet als Erster Bürgermeister das Dezernat, in dem die Bereiche Bildung, Sport und Soziales angesiedelt sind. Baubürgermeister Ilk ist zuständig für Bauen, Technik und Umwelt. Der Oberbürgermeister verantwortet wiederum die Themen Wirtschaft, Kultur und Verwaltung.

Die Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen sind am Montag nichtöffentlich über das Vorhaben informiert worden. Vor der Sommerpause sollen die Kommunalpolitiker einen Grundsatzbeschluss zum Thema fassen. „Das müssen wir in aller Ruhe besprechen“, sagte Klaus Herrmann, der der CDU im Gemeinderat vorsitzt. Die Stimmung sei grundsätzlich positiv – aber Gründlichkeit gehe vor Schnelligkeit. „Wir brauchen noch mehr Informationen“, sagt Reinhardt Weiss, der Fraktionschef der Freien Wähler, der davon allerdings ausgeht, dass der OB seine Vorstellung durchsetzen kann.

Margit Liepins möchte sich für ihre SPD noch nicht äußern. Michael Vierling erklärt, die Grünen seien für die Überlegungen „erst mal offen“, wollten sie aber noch besser verstehen. Möglicherweise, sagt Vierling, sei eine bessere Arbeitsbewältigung ja auch dadurch möglich, indem Aufgaben reduziert würden.

Viele Mitarbeiter klagen über Überlastung

Dass viele der rund 1600 Mitarbeiter im Ludwigsburger Rathaus heillos überlastet sind, ist kein Geheimnis. Das liegt allerdings weniger an dem Umstand, dass Ludwigsburg immer weiter um Einwohner und Arbeitsplätze wächst, sondern an den mannigfaltigen Projekten, die sie gleichzeitig oder zusätzlich umsetzen sollen.

Besonders sinnbildlich zeigt sich das bei der sogenannten Doppelstrategie, für die Ludwigsburg eine Trasse für Schnellbusse plant, die keine der betroffenen Nachbarkommunen möchte. Auch das Referat für Nachhaltige Stadtentwicklung, dessen neue Struktur noch aussteht, war letztlich nicht mehr leistungsfähig, weil es überfrachtet war.

Inzwischen hat das auch der OB erkannt. „Uns ist in den letzten Wochen klar geworden, dass wir die Organisationsform mit drei Dezernaten nicht weiter belassen können.“ Über die konkreten neuen Zuschnitte soll in den kommenden Monaten mit den Führungskräften im Rathaus und mit den Stadträten diskutiert werden. Klar ist schon jetzt, dass die Themen Wohnraumschaffung sowie nachhaltige Mobilität deutlich gestärkt werden sollen. So soll Konrad Seigfried mehr Kapazitäten für das Thema Wohnen bekommen, indem er den Fachbereich Sicherheit und Ordnung an seinen Bürgermeisterkollegen Michael Ilk abgibt, der sich wiederum von zentralen Bereichen wie Hochbau und Stadtplanung trennen soll. Dafür, so der Plan wird in seinem Dezernat ein neuer Fachbereich gegründet, der sich um Radwege kümmert, den öffentlichen Nahverkehr und was sonst noch mit nachhaltiger Mobilität zu tun.

Viel neues Personal ist nicht geplant

Die Verwaltung rechnet mit vier bis fünf zusätzlichen Stellen in dem neuen Dezernat und kalkuliert demzufolge mit Mehrkosten von rund 400 000 Euro. Sollte der Gemeinderat dem vierten Dezernat vor der Sommerpause zustimmen, soll im zweiten Halbjahr die Suche nach dem neuen Bürgermeister respektive der neuen Bürgermeisterin losgehen. Im ersten Quartal des kommenden Jahres könnte das „D 4“ dann mit der Arbeit beginnen.

Ein viertes Dezernat hat es in Ludwigsburg schon einmal gegeben. Es wurde geleitet von der Frauenbeauftragen Cornelia Lange, die damit bundesweit eine einmalig starke Position hatte. Anno 1999 ist das Dezernat aufgelöst worden.