Die Kirchengemeinde in Kirchheim nimmt 915 000 Euro in die Hand, um die Christuskirche von einem reinen Sakralbau zu einem Treffpunkt für Kinder und Familien umzubauen. In den Betsaal kommt dabei mehr Licht und Luft.

Kirchheim - Die Christuskirche in der Kirchheimer Vorstadt bekommt ein neues Innenleben und eine neue Seele. Das ursprünglich als Betsaal erstellte Gebäude, das seine Nutzung als Gotteshaus erst auf den zweiten Blick offenbart, öffnet sich zu einem Familienzentrum. „Die Kirche wird zu einem vielfältigen Raum, der unterschiedliche Formen des Gottesdienstes ermöglicht“, sagt die Dekanin Renate Kath, die Vorsitzende der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde.

 

Mehr Licht

Der Ausbau der nach Plänen des Tübinger Kirchenarchitekten Martin Elsaesser im Jahr 1910 fertiggestellten Kirche soll in erster Linie mehr Licht in den als düster empfundenen Backsteinbau bringen. 915 000 Euro fließen in die Renovierung, nach deren Abschluss die Christuskirche gemeinsam mit der benachbarten Kindertagesstätte und dem Ernst-Traub-Gemeindehaus ein Familienzentrum bilden soll. „Wir wollen auch andere Partner in das Konzept einbinden“, sagt Renate Kath, die dabei an die Familienbildungsstätte und an die Stiftung Tragwerk denkt.

Der Ablauf des unter der Regie der Architektin Monika Kern stehenden Umbaus ist straff durchgeplant. „Wir hoffen, dass wir die Konfirmation in nächsten Jahr schon in der neu gestalteten Kirche feiern können“, sagt Christof Schweikle, der Pfarrer der 1750 Glieder zählenden Südkirchengemeinde. Derzeit werden die schweren Bankreihen entfernt. Sie weichen einer lockeren Bestuhlung. Die neue Leichtigkeit wird an beiden Enden des Kirchenschiffes besonders deutlich. Der geduckte Altarraum wird aufgeweitet und neu ausgeleuchtet. „Altar, Taufstein und Kanzel werden künftig beweglich sein. So kann der Altar beim Abendmahl in die Mitte gerückt werden, während bei einer Taufe der Taufstein dort stehen wird“, sagt Schweikle. Zum Eingang hin, am Übergang von Kirchenschiff zum Vorraum, weicht die blickdichte Abtrennung einer flexiblen Glaswand. Im Verbund mit einem neuen Lautsprechersystem können Familien mit Kindern dem Gottesdienst jenseits der Glaswand folgen, ohne ihn zu stören.

Mehr Nutzen

Die ersten Überlegungen zu einer Renovierung hat es schon im Jahr 1999 gegeben. Ein Maßnahmenkatalog, vor zehn Jahren erstellt, hat die Kosten für die Renovierung auf bis zu 380 000 Euro taxiert. Weil die Gesamtkirchengemeinde parallel dazu ein zukunftsgerichtetes Immobilien- und Nutzungskonzept für alle ihre Gebäude entwickelt hat, sind die Arbeiten zurückgestellt worden. „Wir hatten die Wahl zwischen abschließen oder nutzbar machen“, beschreibt Renate Kaht den Handlungsdruck.

Die Idee, über die reine Reparatur hinaus aus dem Sakralraum einen Treffpunkt für Familien und Kinder zu machen, hat dann in einem Realisierungswettbewerb vor fünf Jahren Gestalt angenommen. Es folgten von Geben und Nehmen gekennzeichnete Verhandlungen mit dem Denkmalschutz, ehe der Kirchenpfleger Bernd Kemmner die Finanzierungseckpunkte festklopfen konnte. Demnach kann die Gemeinde mit 367 000 Euro aus dem Zuschusstopf der Landeskirche rechnen, muss jedoch bei bisher 383 000 Euro Eigenmitteln noch einen Kredit von 120 000 Euro aufnehmen und 45 000 Euro über Spendenaktionen einwerben.