Weil es mehr Kinder gibt als geplant, fehlt es an Betreuungsplätzen. In Schorndorf und Waiblingen arbeitet man an kurz- und langfristigen Lösungen. In Remshalden wurden zwei geschlossene Kitas wieder eröffnet.

Schorndorf/Waiblingen/Remshalden - Rein statistisch gesehen gibt es in den Schorndorfer Kindergärten sogar freie Plätze – sowohl für Unter- wie auch für Über-Dreijährige. Allerdings hat das weniger mit dem tatsächlichen Bedarf zu tun, als damit, dass die vorhandenen Plätze zu weit vom Wohnort entfernt sind oder die Betreuungszeiten nicht passen. Deswegen können zurzeit rund 18 Anfragen – vor allem im Ganztagesbereich – nicht bedient werden. Und der Bedarf wird steigen. Die Stadt geht bei ihrer Kindergartenbedarfsplanung davon aus, dass bis ins Jahr 2025 zusätzlich etwa 85 Drei- bis Sechsjährige sowie 36 weitere Kinder unter drei Jahren betreut werden müssen.

 

Eine positive Entwicklung der Geburtenrate

Mit dieser Herausforderung steht Schorndorf nicht alleine da. Noch vor neun Jahren war man beim Statistischen Landesamt Baden-Württemberg von einem Bevölkerungsrückgang um ein Prozent der Bürger bis zum Jahr 2025 ausgegangen. Doch nun hat sich die Geburtenrate positiv entwickelt, zudem trägt auch die Zuwanderung zum Bevölkerungswachstum bei. So erfreulich das ist: Im Bereich der Betreuung müssen sich die Städte gehörig anstrengen, um genügend Plätze zu schaffen.

Auch in Waiblingen gehen die Kinderzahlen steil nach oben: Während die Geburtenzahl im Jahr 2014 bei 505 Kindern lag, kamen ein Jahr später 567 und 2016 gar 572 Kinder zur Welt. Nach dem derzeitigen Stand droht in Waiblingen ein Fehlbedarf von 200 Plätzen im Jahr 2019/2020. In der Kernstadt sind bereits jetzt alle Plätze ausgeschöpft. Die Verwaltung plant daher, auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses eine viergruppige Kindertagesstätte einzurichten. Entlastung bringen soll auch eine Interimskita beim Salierschulzentrum, die in Systembauten untergebracht ist. Die Mietkosten dafür veranschlagt die Stadt im Jahr 2019 und 2020 mit jeweils 250 000 Euro.

Eine Warteliste wird es trotz aller Bemühungen geben

Froh ist man über den Betriebskindergarten, den die Firma Stihl auf dem Areal des abgerissenen Kindergartens Krautgässle beim Bürgerzentrum errichtet und das Neubauprojekt eines privaten Trägers, der im Waldmühleweg einen Naturkindergarten mit 40 Plätzen schaffen will.

Auch in Waiblingen-Süd, wo Neubaugebiete wie die Blütenäcker viele Familien angelockt haben, werden Plätze für Über-Dreijährige dringend benötigt. Die Stadt will dort einen Engpass mit dem Bau einer viergruppigen Kindertageseinrichtung mit 80 Plätzen abwenden. Trotz aller Bemühungen wird es laut Erika Schwiertz vom Fachbereich Bildung und Erziehung wohl auch weiterhin Wartelisten geben.

Schorndorf mietet Ganztagesplätze in Urbach an

Um kurzfristig Abhilfe zu schaffen, arbeitet die Stadt Schorndorf mit einem Nachbarn zusammen: „Ab Mai bekommen wir sieben Ganztagesplätze in Urbach“, berichtete Markus Weiß, der Leiter des Fachbereichs Kindertagesstätten, in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Das lässt sich die Gemeinde bis zu 15  500 Euro im Jahr kosten. Zudem soll im Sommer in der Kita Kärntner Straße im Teilort Weiler eine Ü3-Gruppe in eine U3-Gruppe umgewandelt werden.

Bereits im Dezember hat der Gemeinderat den Plänen zugestimmt, nach denen in den kommenden fünf Jahren 16 neue Kindergartengruppen in Schorndorf entstehen sollen. Geplant sind zum Teil sehr große sechsgruppige Einrichtungen, zum Teil aber auch zweigruppige Einrichtungen, die in Wohnungen umgebaut werden können, wenn der Bedarf wieder sinkt. Bereits im kommenden Jahr wird zudem der sechsgruppige Bewegungskindergarten Purzelbaum im Sportpark Rems eröffnet.

In Remshalden werden geschlossene Kitas wiedereröffnet

Remshalden erlebt derzeit einen Umbruch. Nicht nur Neubaugebiete in Grunbach, Geradstetten und Hebsack bringen mehr Kinder in die Gemeinde. „Wir verzeichnen einen Generationenwechsel im Bestand“, sagt Hauptamtsleiterin Christine Kullen. Gerade in den südlichen Gebieten von Grunbach und Geradstetten sei zu beobachten, dass Senioren in Heime gehen oder sterben. „Vor allem aus Stuttgart ziehen Familien mit zwei oder gar drei Kinder zu – und die brauchen Kitaplätze“, sagt Kullen. Zeitgleich steige die Nachfrage nach Plätzen im Ganztagesbereich.

Ende vergangenen Jahres hat die Verwaltung den Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen für die kommenden fünf Jahren hochgerechnet. Das Ergebnis: „Wir brauchen in absehbarer Zukunft drei neue Kindergärten“, sagt Christine Kullen. Um den kurzfristigen Bedarf decken zu können, wurden zwei Einrichtungen in Grunbach reaktiviert: die Kita an der Blumenstraße sowie bereits vor einem Jahr der Kindergarten an der Ernst-Heinkel-Straße.

Zwei Einrichtungen der Kirchengemeinde abgekauft und saniert

Beide Gebäude musste die Kommune zunächst der evangelischen Kirchengemeinde abkaufen. Diese hatte die beiden Einrichtungen vor zwei Jahren geschlossen, weil sie ihre drei Kindergarten unter einem Dach zusammenführen wollte. Dazu war das ehemalige Gemeindehaus umgebaut worden. Seit September 2016 läuft im Paul-Gerhardt-Haus der Betrieb des dreigruppigen Kindergarten Wiesenstraße.

Die Einrichtung an der Blumenstraße musste vor der Wiedereröffnung saniert werden. Im Januar ist der Kindergarten mit zunächst einer Gruppe für 25 Kinder zwischen drei und sechs Jahren gestartet. Im September wird eine zweite Gruppe dazukommen, sodass dort insgesamt 47 Kinder betreut werden können. Auch der Kindergarten an der Ernst-Heinkel-Straße musste erst renoviert werden, bevor er im April 2017 wieder in Betrieb genommen werden konnte – mit einer Gruppe und 22 Plätzen für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren.

Drei neue Einrichtungen sind geplant

Der Kindergarten Blumenstraße dient allerdings nur als Übergangslösung. Die Gemeinde baut in den kommenden Jahren drei neue Einrichtungen: einen viergruppigen Kindergarten an der Wilhelm-Enßle-Straße in Geradstetten, einen ebenfalls viergruppigen Kindergarten Im Lehen im östlichen Grunbach sowie eine Einrichtung auf dem ehemaligen Gelände der Realschule in Grunbach-Süd.