Mit Winfried Kretschmann ist nach dem großen Polarisierer Stefan Mappus von der CDU wieder die Rolle des Landesvaters besetzt. Das zeigen die guten Umfragewerte, die den Regierungschef just zum 65. Geburtstag erreichen.

Stuttgart - Für den Freitagabend hat Winfried Kretschmann ein Abendessen mit der Familie auf dem Terminplan. Das muss drin sein am 65. Geburtstag, auch wenn man Ministerpräsident ist und schon von Amts wegen fürs Privatleben kaum mehr Zeit bleibt. Im Übrigen, so ließ Kretschmann dieser Tage verlauten, wünsche er sich zum Wiegenfest Gesundheit und „dass mir auch die fröhliche Seite des Regierens nicht verloren geht“. Sollten sich diese Hoffnungen erfüllen, stehe er auch einer zweiten Amtszeit als Ministerpräsident nicht rundweg ablehnend gegenüber.

 

Letzteres gilt nach aktuellem Stand mehrheitlich auch für die baden-württembergische Wählerschaft. Insgesamt 67 Prozent der von den Meinungsforschern von Infratest-Dimap Befragten sind mit dem Ministerpräsidenten „sehr zufrieden“ (zwölf Prozent) oder „zufrieden“ (55 Prozent). Weitere 22 Prozent zeigen sich „weniger zufrieden“, fünf Prozent sind „gar nicht zufrieden“. Im Kollegenvergleich steht Kretschmann damit recht gut da. Für die nordrhein-westfälische Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD) ermittelte Infratest-Dimap bei vergleichbaren Befragungen mit 73 Prozent einen höheren Wert. Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) brachten es in ihren Kleinstaaten sogar auf 74 Prozent.

Bessere Werte als Mappus

Die besten Umfragewerte erzielt Kretschmann bei den Älteren. Üppige 71 Prozent sind es in der Generation 60 plus, schlankere 59 Prozent bei den 30- bis 44-Jährigen. Bei den Grünen-Anhängern – wen wundert’s – kommt Kretschmann auf zusammen genommen 92 Prozent Zustimmung, bei den SPD-Sympathisanten auf 72 Prozent, und bei den Christdemokraten sind es immer noch respektable 54 Prozent.

Bei einer Umfrage von Infratest-Dimap im September 2010 hatte der damalige Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) – er zu diesem Zeitpunkt war ein halbes Jahr im Amt – lediglich 37 Prozent Zustimmung erreicht. 44 Prozent zeigten sich unzufrieden, der Rest war sich nicht schlüssig oder machte keine Angaben. Mappus polarisierte damals die Wählerschaft. Kretschmann dagegen füllt als gefühlter Anti-Mappus wieder das traditionelle Rollenbild des Landesvaters aus.