An den Stammtischen mögen sie Witze über die Lehrer reißen, in Wahrheit hält die Mehrheit der Baden-Württemberger viel von ihren Pädagogen. Das zeigt eine Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung.

Stuttgart - Die Bürger mögen mit der Bildungspolitik der grün-roten Landesregierung nicht zufrieden sein. Den Lehrern lasten sie es jedoch nicht an, wenn es im Getriebe des Bildungsapparates hakt. Das bestätigt eine von dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) beim Meinungsforschungsinstitut Forsa in Auftrag gegebene Umfrage.

 

Demnach genießen die Lehrer in Baden-Württemberg bei 52 Prozent der Befragten ein hohes Ansehen. Nur 14 Prozent halten nicht besonders viel von den Pädagogen. In Großstädten ist die Reputation von Lehrern mit 58 Prozent am höchsten, in Orten bis 20 000 Einwohnern kommen sie nur auf 47 Prozent. Ganz anders sieht es jedoch mit der Fremdeinschätzung aus. Zwar schätzt die Mehrheit der Baden-Württemberger persönlich die Lehrer hoch, doch nur 29 Prozent glauben, dass Lehrer allgemein in der Gesellschaft hohe Wertschätzung genießen.

Kritik an Politikern

Das mag an der Politik liegen. Gerhard Brand, der Landesvorsitzende des VBE, sucht die Erklärung in „flapsigen und öffentlichen Diffamierungen einiger Politiker“. So nannte Claus Schmiedel, der Vorsitzende der Landtags-SPD, die Pädagogen unlängst Heulsusen. Brand erinnert sich auch noch gut, dass Günther Oettinger und Exkanzler Gerhard Schröder Lehrer wahlweise als faule Hunde oder faule Säcke diffamierten.

Da verwundere es nicht, dass in der Umfrage 41 Prozent der Befragten konstatierten, das Ansehen der Lehrer im Land sei in den vergangenen Jahren gesunken. Dass es eher gestiegen sei, glauben nur sechs Prozent. Der Lehrerverband meint, dass es eher SPD-Politiker seien, die zu verbalen Entgleisungen neigen. Doch die Bürger sagen etwas anderes. Nirgendwo stehen die Lehrer so hoch im Kurs wie bei den Befragten, die sich zur SPD bekennen. In dieser Gruppe haben 65 Prozent hohe Achtung vor den Lehrern. Bei Grünen-Anhängern sind es 62, bei denen der CDU 52 Prozent.

Besonders viele Beamte, nämlich 74 Prozent, halten viel von den Lehrern; allerdings nur 32 Prozent der Arbeiter. Mit 53 Prozent glaubt auch die Mehrheit der Beamten, dass das Ansehen der Schulmeister gesunken ist. Je höher der Bildungsgrad, desto höher die Wertschätzung für die Pädagogen. Sie liegt bei den Umfrageteilnehmern mit Abitur bei 56, bei denen mit Hauptschulabschluss bei 48 Prozent.

Balsam für die Lehrerseele

Die Umfrage sei wie Balsam für die Seelen der Lehrer, die sich von der Politik häufig überfahren und bei den zahlreichen Reformen im Bildungswesen alleingelassen fühlen, meint Gerhard Brand. Er freut sich, „es wird geschätzt, was Lehrer leisten“. Auch werde anerkannt, „trotz der Baustellen im Bildungsbereich, läuft es bei den Schülern rund“. Seit dem Regierungswechsel vor drei Jahren sei die Arbeitsbelastung an den Schulen enorm gestiegen, klagt der Interessenvertreter. Den Lehren fehlten „frühzeitige, klare und verlässliche Informationen darüber, was auf sie zukommt“, beanstandet der VBE. So werde viel Arbeit in Aktionen investiert, die dann wieder zurückgenommen würden. Unsicherheit mache sich vor allem bei den Hauptschullehrern breit, denen die langfristigen Perspektiven fehlten, wenn ihre Schulen geschlossen würden.

Wer bei der Bevölkerung so großes Ansehen genieße, der verdiene, von der Politik „fair“ behandelt zu werden, sagte Brand. Er fordert Begleitung und Weiterbildung für die Hauptschullehrer, die an andere Schularten kommen. Die von Grün-Rot beabsichtigte Streichung von 11 600 Lehrerstellen nannte er kontraproduktiv für die Weiterentwicklung des Bildungssystems. „Wenn man nur die Hälfte streicht, dann kann man das Schulsystem brauchbar aufstellen“, sagte der VBE-Chef. Die CDU schließt sich an und verlangt „Rahmenbedingungen, in denen Lehrer ihre hochwertige Arbeit fortsetzen können“.