Immer mehr Schüler tun sich am Gymnasium schwer. In den Klassen fünf bis sieben hatten im vergangenen Schuljahr mehr als sieben Prozent der Gymnasiasten gravierende Probleme. Einige Lehrer machen die Grundschulempfehlung verantwortlich.

Stuttgart - Rund acht Prozent der Sechstklässler an den Gymnasien hatten im vergangenen Schuljahr Probleme mit den schulischen Anforderungen. Entweder blieben sie sitzen (2,7 Prozent), haben das Gymnasium während des Schuljahrs aus Leistungsgründen verlassen (2,6 Prozent) oder die Lehrer rieten ihnen am Schuljahresende, auf die Realschule zu wechseln (2,7 Prozent). Bei den Siebtklässlern hatten 7,6 Prozent Schwierigkeiten, bei den Fünftklässlern 5,6 Prozent. Das beklagt der Philologenverband (PhV). Er stützt sich dabei auf seine aktuelle Umfrage, an der sich 113 Gymnasien beteiligt haben. Das ist etwa jedes dritte in Baden-Württemberg.

 

Philologenverband besorgt

Über alle drei Klassen gerechnet, kommt der Philologenverband auf einen Anteil von mehr als sieben Prozent der Schüler, die gravierende Probleme haben. Ein Jahr zuvor seien dies noch 6,2 Prozent gewesen. „Es ist besorgniserregend, dass der Anteil der leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler offenbar weiter angestiegen ist“, kommentiert Ralf Scholl, der Vorsitzende des Philologenverbands.

Seit dem aktuellen Schuljahr müssen Eltern nun wieder die Grundschulempfehlung vorlegen. Scholl hofft, dass dies die Lage verbessert. Die Empfehlung gebe wichtige Informationen über das Leistungsniveau der neuen Schüler. „Sie erleichtert eine gezielte individuelle Förderung von Anfang an“, sagt der PhV-Vorsitzende. Er appelliert an die Eltern, sich an die Empfehlung der Grundschule zu halten.

„Märchen“ über die Grundschulempfehlung

Doro Moritz, die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist ganz anderer Ansicht: „Es ist ein Märchen, dass die Grundschulempfehlung gezielte individuelle Förderung von Anfang an erleichtert“, sagte Moritz unserer Zeitung. Sie benenne nur die Schulart, für die ein Kind empfohlen werde, „sonst nichts“. Ob ein Schüler Stärken oder Schwächen in Deutsch oder Mathe habe, erfahre das Gymnasium nur durch die Lernstandserhebung in Klasse fünf. „Das ist die Grundlage, um Konzepte für die heterogener gewordene Schülerschaft auch an Gymnasien zu entwickeln“, betonte Moritz. Dafür würden die Gymnasien die Unterstützung des Kultusministeriums benötigen.