Einer Umfrage zufolge ist die große Mehrheit der Deutschen für eine gesetzliche Impfpflicht bei Kindern, die Krippen und Kindergärten besuchen. Viele fühlen sich aber über die Nebenwirkungen unzureichend informiert.

Berlin - Mehr als acht von zehn Bundesbürgern befürworten eine Impfpflicht für Kinder. 87 Prozent fordern verpflichtende Impfungen für Krippen- und Kindergartenkinder, 81 Prozent auch für Schulkinder, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage der Schwenninger Krankenkasse zeigt. Der großen Mehrheit der Deutschen ist demnach bewusst, dass sie sich mit Impfungen nicht nur selbst, sondern auch andere vor schweren Krankheiten schützen können. Regelmäßig impfen lassen sich der Umfrage zufolge aber nur 59 Prozent, wobei die Impfbereitschaft im Osten deutlich größer ist. In Ostdeutschland lassen sich 67 Prozent regelmäßig impfen - im Westen nur 57 Prozent.

 

Gesetzliche Impflicht der DDR prägt Ostdeutschland noch immer

In Ostdeutschland sprechen sich zudem deutlich mehr Menschen für verpflichtende Impfungen für bestimmte Personengruppen aus. 86 Prozent befürworten dies im Osten, aber nur 75 Prozent in den alten Bundesländern. In der DDR gab es seit den 50er Jahren eine gesetzliche Impfpflicht für bestimmte Krankheiten, die im Laufe der Jahre immer mehr ausgeweitet wurde. Das prägt das Bewusstsein der Menschen offenbar noch heute. In der Bundesrepublik galt lediglich eine allgemeine Impfpflicht gegen Pocken. Sie wurde 1976 aufgehoben, weil die Krankheit ausgerottet war. Wie die Umfrage unter mehr als 2000 Bürgern weiter zeigt, sind 60 Prozent offen dafür, regelmäßig an Impfungen erinnert zu werden, beispielsweise über digitale Gesundheitsakten oder Smartphoneapps.

Angst vor Nebenwirkungen

40 Prozent fühlen sich allerdings über Wirkungen und Nebenwirkungen von Impfungen nicht ausreichend informiert. Sie haben Angst vor möglichen Risiken. Über eine Impfpflicht wird in Deutschland vor allem angesichts immer wiederkehrender Masernausbrüche regelmäßig diskutiert. Der Deutsche Ethikrat erarbeitet derzeit eine Stellungnahme zum Thema Impfpflicht. An diesem Donnerstag diskutierte er in einer öffentlichen Anhörung mit Experten in Berlin über nationale und internationale Impfstrategien. Zwar hätten sich die Impfquoten bei Kindern in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich erhöht. Es gebe aber nach wie vor Defizite sowohl beim Impfschutz von Kindern als auch beim Impfschutz von Jugendlichen und Erwachsenen. Ein Grund dafür sind dem Ethikrat zufolge Vorbehalte in der Bevölkerung gegen Impfungen aufgrund der Angst vor gravierenden Nebenwirkungen.