Das Ansehen der Union ist laut einer Umfrage bei den Bürgern gestiegen. Anders sieht es im Fall von Russland aus.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Der Krieg in der Ukraine bringt viele guten Seiten der Europäischen Union zum Vorschein. Vor allem zeigt sich die Gemeinschaft geeint wie selten zuvor. Und auch die Bürger scheinen sich über den hohen Wert bewusst zu werden, in einer Demokratie, in Frieden und in Freiheit zu leben. Das ergibt eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage für das Eurobarometer. So halten knapp zwei Drittel der 27 000 Befragten die Mitgliedschaft in der EU für eine gute Sache. Das ist der höchste Wert seit 2007. Gestiegen ist die Zustimmung vor allem in den baltischen Staaten, die sich direkt von Russland bedroht fühlen.

 

Bürger unterstützen Sanktionen gegen Russland

Auch unterstützt eine überwältigende Mehrheit der Bürger den Kurs Brüssels in diesem Krieg. 80 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage befürworten die Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland. Gleichzeitig befürchtet aber eine Mehrheit der Menschen, dass auch sie die Folgen des Krieges zu spüren bekommen werden. Über 60 Prozent der Europäer ist überzeugt, dass ihr Leben nicht unverändert weitergehen wird. Rund 40 Prozent der der Befragten geben an, dass sich ihr Lebensstandard wegen des Überfall Russlands auf die Ukraine schon jetzt verschlechtert habe. Etwa die Hälfte (47 Prozent) der Befragten geht davon aus, dass ihr Lebensstandard wegen des Ukraine-Kriegs im kommenden Jahr sinken werde - spürt bislang jedoch keine negativen Auswirkungen.

Russland sinkt im Ansehen der Menschen

Die jüngsten Ereignisse prägen auch das Bild, das die Europäer von den internationalen Akteuren der Weltpolitik haben. Russland wird nach dem Überfall auf die Ukraine nur noch von zehn Prozent der Befragten positiv gesehen. Das ist ein Rückgang von 30 Prozent gegenüber dem Jahr 2018, als die Frage zuletzt gestellt wurde.

Bürger für schnellere EU-Erweiterung

Gefragt wurde auch nach der Erweiterung der Europäischen Union. Angesichts des Ukraine-Krieges ist eine Mehrheit (58 Prozent) der EU-Bürger der Ansicht, dass die EU neue Mitglieder schneller aufnehmen sollte. Die EU-Kommission hatte zuletzt empfohlen, die Ukraine und Moldau offiziell zu Kandidaten für den Beitritt zur EU zu ernennen. Die Entscheidung darüber liegt bei den Regierungen der 27 EU-Staaten. Sie beraten ab Donnerstag bei einem Gipfel in Brüssel.

Kampf gegen die Armut gefordert

Gefragt nach den wichtigsten Aufgaben für das EU-Parlament wird vor allem der Kampf gegen die Armut genannt. Auch die Verbesserung des öffentlichen Gesundheitswesens ist den Bürgern ein großes Anliegen. Und noch einen großen Aufsteiger gibt es in der Umfrage. In Deutschland fordert die Hälfte der Befragten, dass sich die EU stärker um die Verteidigung der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit kümmert.