Die inzwischen erfolgreiche Bekämpfung der Corona-Pandemie und gute Wirtschaftsdaten stärken das Vertrauen der Franzosen in ihren Präsidenten.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Paris - Ist das die von Emmanuel Macron lang erhoffte Wende? Die Zustimmungswerte des französischen Präsidenten befinden sich seit Wochen im Aufwind. Laut der neuesten Umfrage des Ifop-Instituts trauen ihm inzwischen 41 Prozent der Franzosen zu, das Land weiter gut zu führen.

 

Zum Vergleich: sein Vorgänger François Hollande kam zum selben Zeitpunkt, ein halbes Jahr vor der Wahl, auf gerade einmal 16 Prozent und verzichtete dann 2017 darauf, für eine zweite Amtszeit anzutreten. Der überlegene Sieger hieß damals Emmanuel Macron.

Franzosen demonstrieren gegen Macron

Sehr lange sah es nicht danach aus, dass sich der amtierende Staatschef aus dem Umfragetief befreien könnte. Mit seiner bisweilen rücksichtslos erscheinenden Reformpolitik hatte er viele Franzosen gegen sich aufgebracht. Erster Höhepunkt waren die sozialen Proteste der Gelbwesten, die das ganze Land über Monate lähmten.

Als diese Demonstrationen abflauten, gingen die Menschen gegen die geplante Rentenreform oder gegen den rigiden Sparkurs im Gesundheitssystem zu Zehntausenden auf die Straße. Der als Reformer angetretene Emmanuel Macron schien krachend gescheitert.

Auch als Krisenmanager bewies er zuerst kein glückliches Händchen. Als die Corona-Pandemie das Land erfasste, war Frankreich mit sehr vielen Toten und völlig überlasteten Krankenhäusern in Europa eines der am schwersten getroffenen Länder. Nur mit einem fast zwei Monate dauernden, sehr rigiden Lockdown konnte die Welle gebrochen werden.

Mit der Impfkampagne aber kam die Wende. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, führt Frankreich bei der Impfquote nun weit vor anderen Ländern wie Deutschland, das den Franzosen in der Pandemie immer wieder als großes Vorbild dient.

Widerstand gegen die Corona-Politik

Doch es regt sich Widerstand. Seit einigen Wochen gehen jeden Samstag Zehntausende auf die Straße, um gegen den Gesundheitsausweis zu protestieren. Beim Besuch im Restaurant, in großen Einkaufszentren oder etwa Museum muss nachgewiesen werden, dass man geimpft, genesen oder getestet ist. Die Einführung dieses „pass sanitaire“ hat die Impfquote regelrecht in die Höhe schießen lassen. 70 Prozent der Bevölkerung in Frankreich über zwölf Jahre hat inzwischen die erste Dosis erhalten.

Anders als im Fall der sozialen Proteste der Gilets Jaunes muss Emmanuel Macron die Demonstrationen der Impfgegner allerdings nicht fürchten. Zwar sind auch an diesem Wochenende wieder knapp 170 000 Menschen in ganz Frankreich auf die Straße gegangen, doch ihre Forderungen sind zu verschwommen, um eine wirkliche politische Wucht zu entfalten.

Die größte Demo konnte der rechtsextreme Politiker Florian Philippot in Paris organisieren. Zu hören waren dort die inzwischen üblichen Verschwörungsmythen vom organisierten „Bevölkerungsaustausch“ bis hin zu antisemitischen Parolen. Auf der anderen Seite der Seine protestieren die extremen Linken, die vor allem gegen den ungehemmten Kapitalismus zu Felde zogen. Und auf zwei weiteren Kundgebungen waren viele Gilets Jaunes zu sehen, die irgendwie gegen den Staat als Ganzes sind.

Macron hält an seiner Strategie fest

Einziges verbindendes Element dieser so verschiedenen Strömungen ist der offen zur Schau getragene Hass auf Emmanuel Macron. Der Präsident hält allerdings unbeirrt an der offensichtlich erfolgreichen Strategie des sanften Drucks in Sachen Impfen fest. Seiner Popularität zu Gute kommt natürlich, dass die französische Wirtschaft die Pandemie weitaus besser überstanden hat als erwartet. Der befürchtete Verlust von Arbeitsplätzen ist ausgeblieben und auch der sehr wichtige Tourismussektor boomt inzwischen wieder.

Die französische Wirtschaft wird nach den Worten von Finanzminister Bruno Le Maire noch im Laufe dieses Jahres ihr Vorkrisenniveau erreichen. Die Konjunktur laufe wegen der steigenden Konsumausgaben der Verbraucher „gut“, sagte Le Maire am Montag dem Sender „France 2“.

Letztere seien in ersten beiden Augustwochen um fünf Prozent gewachsen. Emmanuel Macron hat seine Kandidatur zwar noch nicht offiziell bekannt gegeben, doch niemand zweifelt daran, dass er auf eine zweite Amtszeit hofft. Und alles deutet darauf hin, dass die Ausgangsposition des Amtsinhabers besser ist, als er sich in den vergangenen Jahren erhoffen konnte.