Zwei Drittel der Baden-Württemberger treibt die Sorge vor einem größeren Krieg in Europa um. Dies ist das Ergebnis des neuen BWTrend. Gleichzeitig ist die Bereitschaft hoch, für Sanktionen höhere Energiepreise und andere Nachteile in Kauf zu nehmen.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - Der Krieg in der Ukraine ist aktuell das beherrschende Thema auch für die Baden-Württemberger. Nach dem Angriff russischer Truppen auf die Ukraine am 24. Februar sorgen sich die Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger einhellig um die Menschen im Kriegsgebiet (93 Prozent). Eine große Mehrheit (82 Prozent) fürchtet, dass Russland die Ukraine vollständig besetzen könnte und dass viele Ukrainerinnen und Ukrainer keinen anderen Ausweg als die Flucht aus dem eigenen Land sehen (75 Prozent).

 

Dies sind Ergebnisse des neuen BWTrend, einer Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der Stuttgarter Zeitung und des SWR. Demnach ist im Südwesten die Befürchtung weit verbreitet, Russland könne weitere Länder in Europa angreifen (70 Prozent). Ein fast ebenso großer Anteil der Menschen im Land (67 Prozent) treibt die Sorge vor einem noch größeren Krieg auf dem europäischen Kontinent um.

Angesichts der Bilder vom Kriegsgeschehen vor Ort und der Notlage der Zivilbevölkerung sprechen sich die Wahlberechtigten im Land fast einhellig für die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine in Baden-Württemberg aus – 94 Prozent sind dafür. Das sind drei Prozentpunkte mehr als beim DeutschlandTrend vor wenigen Tagen, einer ebenfalls von Infratest dimap durchgeführten bundesweiten Befragung.

Auffällig ist in Baden-Württemberg die parteipolitische Verteilung der Befürworter und Gegner einer Flüchtlingsaufnahme. Anhänger der Grünen (100 Prozent), der CDU (98 Prozent), SPD (97 Prozent) und der FDP (95 Prozent) sind nahezu geschlossen für die Aufnahme. Lediglich bei den Anhängern der AfD gibt es ein anderes Bild: hier finden 77 Prozent die Flüchtlingsaufnahmen richtig, 16 Prozent finden sie falsch.

Die Auswirkungen der militärischen Auseinandersetzung im Osten Europas und der Sanktionen gegen Russland sind in Deutschland wie in anderen Ländern bereits an deutlich steigenden Rohstoffpreisen, besonders für Rohöl und Erdgas, sichtbar. Drei Viertel im Land (74 Prozent) äußern aktuell große Sorgen vor den negativen Auswirkungen auf die hiesige Wirtschaft. Sieben von zehn (71 Prozent) fürchten, dass es zu Engpässen in der Energieversorgung kommen könnte.

Die Akzeptanz der Sanktionen von EU und Bundesregierung gegen Russland ist trotz der erwarteten negativen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft und die Energiepreise hierzulande zumindest aktuell groß. Drei Viertel im Land sagen, sie unterstützen die Maßnahmen auch dann, wenn diese höhere Energiepreise (74 Prozent), Engpässe bei der Energieversorgung (75 Prozent) und Nachteile für Unternehmen in Deutschland verursachen (74 Prozent). Lediglich eine Mehrheit der AfD-Anhänger unterstützt Sanktionen mit entsprechenden negativen Auswirkungen nicht.