Die Bahn sieht eine wachsende Unterstützung für Stuttgart 21. Der Konzern hält das Verfahren der Umfrage für „repräsentativ“, für die Kritiker ist es hingegen „methodisch dürftig“.

Stuttgart - Laut einer von der Bahn in Auftrag gegebenen Umfrage ist die Zustimmung zu Stuttgart 21 und der Neubaustrecke ein Jahr nach der Volksabstimmung gestiegen: Im Land seien 66 Prozent der Bürger für den Weiterbau, 23 Prozent dagegen. Das ergibt sich aus einer von der Bahn als „repräsentativ“ bezeichneten Umfrage des Leipziger Instituts für Marktforschung. In Stuttgart hätten sich 59 Prozent für und 35 Prozent der Befragen gegen den Weiterbau ausgesprochen, so die Bahn. Im Land wurden 1000 Bürger, davon 300 aus Stuttgart, befragt. Beim Volksentscheid im November 2011 hatten rund 41 Prozent im Land und 47 Prozent der Stuttgarter gegen Stuttgart 21 gestimmt. Bei einer unabhängigen Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der Stuttgarter Zeitung und des Südwestrundfunks vor der OB-Wahl hatten im September diesen Jahres 56 Prozent der Befragten den Weiterbau von Stuttgart 21 begrüßt. 37 Prozent hatten ihn für einen Fehler gehalten.

 

Laut Projektsprecher Wolfgang Dietrich zeige die Bahn-Umfrage, „dass die Menschen zunehmend vom verkehrlichen Nutzen des Projekts überzeugt sind und gleichzeitig für sie die Chancen im Vordergrund stehen, die Stuttgart 21 für den gesamten Wirtschaftsraum bietet“.

Kritik von der Gruppe der Parkschützer

Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer, bezeichnete die Umfrage als „methodisch und inhaltlich äußerst dürftig“. In Stuttgart seien nur 300 Bürger befragt worden. Das seien zu wenige. Das beauftragte Institut habe wissenschaftlich unsauber gearbeitet. Daher sei das Ergebnis nichts wert. Damit solle am Jahrestag der Volksabstimmung bloß Stimmung gemacht werden.

Der Wirtschaftsdirektor Jürgen Wurmthaler vom Verband Region Stuttgart sieht in dem Ergebnis eine Verpflichtung der Bahn, Stuttgart 21 professionell zu realisieren. „Ein erster wichtiger Schritt in dieser Hinsicht wäre es, rasch die Voraussetzungen zu schaffen, um die Pünktlichkeit der S-Bahn deutlich zu verbessern.“ Man dürfe die gewachsene Zustimmung nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Die IHK Region Stuttgart wertet die Umfrage als Signal, „das Projekt zügig voranzutreiben“. Es bestehe auch die Hoffnung, dass die in Stuttgart nach wie vor erkennbare Spaltung in der Bevölkerung weiter an Schärfe verliere, sagte IHK-Präsident Herbert Müller.