Wird in Ludwigsburg etwas verändert, kreist die Debatte sofort um einen grundsätzlichen Konflikt: Braucht die City mehr oder weniger Platz für Autos? Besonders heftig wird über den Arsenalplatz gestritten. Wir haben mit Passanten gesprochen.
Ludwigsburg - Was ist eine Stadt: ein Ort zum Leben, Einkaufen, Arbeiten? Alles zusammen, würde ein Stadtplaner antworten, und das ist sicher richtig. Aber gerade in hochverdichteten Innenstädten prallen Interessengegensätze mit voller Wucht aufeinander. Läuft man durch Stuttgart oder Ludwigsburg, drängt sich der Eindruck auf, zentrale Teile der City seien vor allem für Autofahrer gebaut worden. Tatsächlich träumte Deutschland einst den Traum von der autogerechten Stadt. Aber die Zeiten haben sich geändert, die Träume auch. Heute wünschen sich viele eine hübsche Innenstadt zum Flanieren, mit viel Grün und möglichst wenigen Autos, die als Störfaktor wahrgenommen werden. Das ist die eine Seite.
Aus diesem Grund hat Ludwigsburg in den 1990er Jahren den barocken Marktplatz von Autos befreit, und aus diesem Grund soll auch bald der Arsenalplatz autofrei werden. Von einem beliebten Parkplatz zu einem Park, mitten in der Stadt. Das Rathaus will es so, aber dass sich die Befürworter durchsetzen, ist keinesfalls sicher. Denn es gibt eine andere Seite: Im Autoland Baden-Württemberg hängen viele Menschen an ihrem Wagen, und nicht nur das: Viele sind darauf angewiesen, weil der ÖPNV längst nicht so gut ist, wie er sein müsste. Der Traum von der autogerechten Stadt ist daher nicht tot, in Ludwigsburg wird er unter anderem von Einzelhändlern am Leben gehalten. Sie fürchten um ihr Geschäft, wenn Kunden keine Parkplätze mehr finden.
„Dann fahr Bus, du Jammerlappen“ – auch im Netz ist das Thema ein Aufreger
Egal wo, egal was: Wenn in der Stadt neu gebaut oder umgebaut oder einfach nur etwas verändert werden soll, kreist die Debatte nach kurzer Zeit um Parkplätze. Im Gemeinderat, wo sich dann Grüne und Freie Wähler beschimpfen. Oder im Internet, wo der Streit in Sozialen Medien befeuert wird. Als unsere Zeitung zuletzt über die Pläne zur Umgestaltung von Arsenal- und Schillerplatz berichtete, hagelte es Kommentare von beiden Seiten: „Ludwigsburg wird zur unfreundlichsten Stadt, was Parkplätze angeht“, kritisierte jemand. „Dann bleib zu Hause oder fahr Bus“, antwortete ein anderer. „Was wir Bürger uns wünschen, interessiert doch keinen“, meinte ein Dritter. Und so ging es weiter. Oft in einem ungewöhnlich harten und kaum zitierfähigen Tonfall.
Mehr Auto oder weniger Auto – es ist Frage, die Emotionen auslöst und ins Grundsätzliche weist: Wie wollen wir leben? Wir haben Passanten gefragt, wie sie die Situation in Ludwigsburg beurteilen und was sie sich für den Arsenalplatz wünschen. Was wohl niemanden verwundert: Die Meinungen gehen auseinander.