Am Sonntag startet der VfB Stuttgart mit einem Heimspiel gegen Köln in die neue Saison. Die Jahre des Abstiegskampfs sollen vorbei sein – darauf setzen auch vier ehemalige VfB-Kapitäne.

Stuttgart - Karl Allgöwer (338 Spiele für den VfB zwischen 1980 und 1991): „Momentan kann man eigentlich nur spekulieren, ob es besser wird. Denn es ist ja nicht so, dass zehn hochkarätige Neuzugänge verpflichtet worden wären. Aber zumindest ist es gelungen, sich von einigen Spielern zu trennen, die das Team in den vergangenen Jahren nachweislich nicht weitergebracht haben.

 

Das erklärt zum Teil die positive Stimmung, die im Umfeld des VfB herrscht. Ein weiterer Grund für diesen Optimismus sind die letzten drei Begegnungen der vergangenen Saison, als die Mannschaft den fast sicheren Abstieg noch verhindern konnte. Das hat ein Glücksgefühl ausgelöst, das es in dieser Form schon lange nicht mehr gab. Hinzu kommen der Manager Robin Dutt, der zum ersten Mal den Kader gestalten konnte, und der neue Trainer Alexander Zorniger, der eine neue Philosophie vertritt.

In der Theorie kann man natürlich immer prima erklären, warum jetzt alles anders wird. Das wollen die Leute ja hören. Hoffnung macht aber auch die erste Hälfte beim Test gegen Manchester City – und dass im Pokal im Gegensatz zum letzten Jahr das Ausscheiden in der ersten Runde vermieden wurde. Zumindest diese Geschichte wiederholt sich also nicht. So, jetzt habe ich fast lauter positive Dinge gesagt, aber unterfüttern kann man es noch nicht. Das geht nur mit Leistungen auf dem Platz.“

Guido Buchwald (325 Spiele für den VfB zwischen 1983 und 1994):

„Nach vielen Enttäuschungen in der jüngeren Vergangenheit ist inzwischen eine richtige Aufbruchstimmung entstanden. Das hängt vor allem damit zusammen, dass der VfB jetzt einige Dinge neu geregelt hat – in der Vereinsführung, aber auch drum herum etwa mit Günther Schäfer, der Teammanager geworden ist. So hat der Club versucht, manches zu korrigieren und anders zu machen, was zuvor vielleicht nicht so gut gelaufen ist.

Dazu passt auch, dass am Ende der alten Saison ein Teamgeist entstanden ist, der zu einem inneren Zusammenhalt und zu einem Schulterschluss mit den Fans geführt hat. Diese Euphorie nehmen alle mit in die neue Runde. Der Trainer Alexander Zorniger hat einen klaren Plan – da ist viel Zug drin. Und die Mannschaft ist gewachsen. Ein gutes Zeichen waren da auch die Vertragsverlängerungen in dieser Woche mit Timo Baumgartl und Alexandru Maxim.

Weiter ist das Startprogramm machbar. Die Chance ist da, nicht gleich wieder unten reinzurutschen. Ohnehin bin ich überzeugt, dass der VfB mit dem Abstieg dieses Mal nichts mehr zu tun haben wird. Platz acht bis zwölf ist realistisch. Aber das kann dann nur der Anfang auf dem Weg zurück nach oben sein. Mittelfristig muss sich der VfB wieder unter den ersten sechs Mannschaften in der Bundesliga etablieren – das ist der Anspruch.“

Thomas Berthold (191 Spiele für den VfB zwischen 1993 und 2000):

„Ich denke, dass der VfB nicht wieder in den Abstiegskampf verstrickt ist. Dazu hat der Kader inzwischen einfach zu viel Qualität. Nur ein Beispiel – traditionell war die linke Außenbahn ja eine Problemzone. Für diese Position wurde nun Emiliano Insua geholt, der sicher weiterhilft. Daneben soll ja noch ein neuer Innenverteidiger kommen.

Steht die Abwehr, ist das die halbe Miete. Und dann gibt es ja noch Daniel Didavi. Wenn er verletzungsfrei bleibt, ist er eine gewaltige Verstärkung. Damit hat der VfB eine ganz andere Perspektive als etwa der Hamburger SV. Dennoch lautet die Frage, wie viele Jahre der VfB durch seine schlechten Phasen zuletzt verloren hat. Dadurch wurden viele Entwicklungen blockiert, die andere Konkurrenten vollzogen haben. So will ja auch der VfB seine Profiabteilung ausgliedern, aber das ist nicht passiert. Und ich bin gespannt, ob das bei den Mitgliedern noch auf fruchtbaren Boden fällt. Wenn die Chance da sein soll, muss der VfB die Namen der Investoren nennen. Sonst funktioniert es nicht.

Ein weiteres Fragezeichen mache ich bei Trainer Alexander Zorniger, der bis Februar den Zweitligisten RB Leipzig betreut hat. In der Bundesliga betritt er Neuland. Außerdem war Leipzig im letzten Jahr für mich nach Borussia Dortmund die größte Enttäuschung im deutschen Profifußball.“

Karlheinz Förster (311 Spiele für den VfB zwischen 1977 und 1986):

„Was man zur Vergangenheit sagen muss – dass der VfB in den vergangenen fünf Jahren viermal gegen den Abstieg gespielt hat, kann eigentlich nicht sein. Da müssen auf jeden Fall genügend Fehler gemacht worden sein. Aber was die Zukunft betrifft, sehe ich das wesentlich positiver. Die Spieler, die im Mai maßgeblich am Klassenerhalt beteiligt waren, sind ja alle noch da: Filip Kostic, Daniel Ginczek, Daniel Didavi. Dazu Serey Dié, der immer wichtiger für die Mannschaft wird. Wenn es ganz ideal läuft, ist vielleicht sogar ein Platz in der Europa League drin. Aber ich würde das jetzt eher als Übergangssaison betrachten – am Ende mit einem Rang zwischen sieben und zwölf. Das ist realistisch.

Was ja immer etwas bemängelt wird, ist die Defensive. Adam Hlousek hat seine Sache als Innenverteidiger in der Vorbereitung zwar gut gemacht, aber die Bundesliga ist noch mal eine andere Herausforderung als ein Testspiel. Doch so wie ich es einschätze, wird es insgesamt sicher besser. Mir gefällt auch die couragierte Art von Fußball, die der Trainer Alexander Zorniger vorgibt. Das erinnert mich an meinen alten Trainer Jürgen Sundermann, der uns damals ähnlich eingestellt hat. Die Fans waren begeistert. Erfolgreich waren wir mit dieser Spielweise auch – und das ist definitiv besser, als den Ball dann 150-mal im Mittelfeld quer zu passen.“