Meist reden immer dieselben Leute darüber, was wichtig für die Filderebene und ihre Bewohner ist. Wir wollten es genau wissen und haben die Bürger auf der Straße gefragt. Denn bald ist Kommunalwahl, und dann haben sie das letzte Wort.

Filder - In sechs Wochen sind die Menschen in den Stuttgarter Filderbezirken dazu aufgerufen, einen neuen Gemeinderat zu wählen. Auch wenn viele ihre Stimmabgabe von der politischen Großwetterlage abhängig machen, spielen lokale Themen ebenfalls eine große Rolle. Wann sonst haben Bürger einen so großen Einfluss darauf, was vor ihrer Haustür oder in ihrer Stadt passiert? Wir haben uns auf den Straßen umgehört und wollten von den Menschen wissen, welche Themen sie bewegen.

 

Zu viel Verkehr auf den Straßen

„Die Verkehrsdichte macht mir zu schaffen“, sagt eine Frau aus Degerloch, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. „Jeden Tag zur Rushhour stehen die Autos auf der Hauptstraße und kommen nur schleppend voran. Die, die sich auskennen, weichen ja schon auf Schleichwege aus. Aber das etabliert sich so langsam, und es werden immer mehr.“ Eine andere Frau bestätigt das. Der Verkehr sei teilweise unerträglich. Und wenn dann auch noch Lastwagen unterwegs seien, führe das „zu einer unangenehmen Lautstärke“.

Parkplatzsuche wird zum Problem

Nicht nur Anwohner, Pendler und Besucher leiden unter der Parkplatznot, sondern in besonderem Maße auch Studenten. Auf dem Vaihinger Campus dürften mehr als 20 000 Studenten morgens zu den Vorlesungen kommen, in Hohenheim sind es knapp unter 10 000. „Die Parkplatzsituation ist unterirdisch“, sagt Shirin Kittelberger, die wir auf dem Vaihinger Campus antreffen. Zwar wolle man mehr Parkflächen schaffen, dann müsste man aber eine Parkgebühr bezahlen. „Das klingt für mich so, als ob die Studenten, die mit dem Auto kommen und auf die Parkplätze angewiesen sind, diese dann selbst finanzieren.“ Dabei bezahle sie doch schon Studiengebühren. Eine Studentin aus Plieningen sieht das genauso. Für Studenten, die sowieso ein begrenztes Budget haben und immerhin Semestergebühren bezahlen, sei das nicht akzeptabel.

Lösungen abseits des Diesel-Verbots

„Es ist doch so, dass wir Feinstaub-Weltmeister sind“, sagt ein Mann aus Degerloch. Das Thema treibt ihn um, ebenso wie Anton Sonntag, den wir in Möhringen angetroffen haben. „Wir Bürger sollen unseren Teil zum Klimaschutz beitragen“, sagt der 31-Jährige. „Das man es einem aber zusätzlich schwer macht und keine konkreten Lösungen liefert, das leuchtet mir einfach nicht ein.“ Unternehmen sollten zum Beispiel die Anschaffung von elektrischen Fahrrädern, sogenannten E-Bikes, subventionieren, und der Staat solle dabei helfen. „Vor zehn Jahren hat man gesagt, man soll Diesel kaufen. Auf einmal ist das aber eine Klimasünde, und die Automobilbranche wird nicht in die Verantwortung genommen“, sagt er.

Bus und Bahn sollen besser werden

„Als Student lebe ich noch bei meinen Eltern in Vaihingen, muss aber fast jeden Tag zur Uni in die Innenstadt pendeln“, sagt ein 23-Jähriger, der seinen Namen nicht öffentlich sagen will. Vor allem im Hinblick auf die geplante einjährige Sperrung der S-Bahn zwischen Echterdingen und Bernhausen fürchtet er, dass längst bekannte Probleme zu Lasten der Pendler ausgetragen werden. „Dass der Schienenersatzverkehr dann über U-Bahnen und Busse gelöst werden soll, sehe ich kritisch“, sagt er. „Besonders zu Stoßzeiten befürchte ich, dass viele Pendler gequetscht in den Bahnen und Bussen stehen.“ Man solle deshalb während der Sperrung die Ticketpreise senken. Ein anderes Problem hat ein Hohenheimer Student ausgemacht. Die Taktung sei miserabel, und am Wochenende sei es für junge Studenten noch schlimmer.

Bei der Bildung liegt etwas im Argen

Das komplette Bildungssystem gehört überholt, meint Nina Schaupp aus Möhringen. Die fünffache Mutter kritisiert den Leistungsdruck infolge der Umstellung auf G8, also das achtjährige Abitur. Auch der Lehrermangel treibt sie um. „Die Schüler sollen Leistung bringen, werden aber von Quereinsteigern unterrichtet, die teils auch mit wenig Engagement an die Sache rangehen“, sagt sie. Eine Frau aus Degerloch, die ihren Namen nicht nennen will, berichtet wiederum von Schulen, die in einem miserablen Zustand seien. Die Ausstattung der Unterrichtsräume lasse zu wünschen übrig. Das bemängelt im Übrigen auch eine Studentin in Plieningen. „In dem größten Audimax haben rund 400 Studenten Platz. Dennoch sitzen in manchen Vorlesungen einige Studenten auf dem Boden“, sagt sie. In Bildung zu investieren sei ihr am wichtigsten.

Die Mieten sind zu teuer

Auch die hohen Mieten treiben die Menschen auf der Filderebene um. Eine Mutter mit zwei Kindern will deswegen aus Degerloch wegziehen. „Unsere jetzige Wohnung ist zu klein für uns vier“, sagt sie. „Und in Degerloch können wir uns die Miete für eine Wohnung oder ein Haus, das genug Platz für uns hat, nicht mehr leisten.“ Ähnliche Sorgen hat Natalie Krauter, eine Studentin aus Vaihingen. Sie möchte nach dem Studium eigentlich nicht weg. Aber sie fragt sich, ob sie alleine eine Wohnung bezahlen kann. „Man möchte ja auch mal dort wohnen, wo man es schön findet, und nicht dort, wo es gerade möglich ist.“