Laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung sehen Deutsche die Migration überwiegend als Chance. Gleichzeitig kritisieren sie eine planlose Politik und das Schwinden des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Stuttgart - Laut einer am Dienstag veröffentlichten repräsentativen Umfrage der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung begreift eine Mehrheit der Deutschen (53 Prozent) Einwanderung als eine Chance, nur eine Minderheit (15 Prozent) lehnt sie kategorisch ab. Am stärksten ist die Offenheit für eine Einwanderung, wenn sie dem Fachkräftemangel entgegenwirkt soll. Hier liegt die Zustimmung bei 63 Prozent. Unter dem Stichwort „Das pragmatische Einwanderungsland“ haben die Autoren Rainer Faus und Simon Storks die Stimmung im Land gegenüber der Migration abgefragt. Sie unterteilten dabei die Befragten in drei Gruppen: je ein Viertel sind der „national orientierten“ Bevölkerung und der „weltoffenen“ Bevölkerung zugeordnet worden, die Hälfte der Befragten entfiel auf die sogenannte „bewegliche Mitte“.

 

Flüchtlinge in der Nachbarschaft sind kein Problem

Auffallend war, dass die insgesamt positive Einstellung zur Migration, stark kontrastierte mit einer großen Unzufriedenheit der Befragten der Politik gegenüber und Zukunftssorgen allgemein. So sagten 70 Prozent der Befragten, dass Deutschland auch künftig noch genauso viele Flüchtligen aufnehmen solle wie bisher. Jeder zweite sieht die Einwanderung als „Bereicherung“ und 62 Prozent der insgesamt Befragten sagten, dass sie mit der Unterbringung von Flüchtlingen in ihrer Nachbarschaft „kein Problem“ hätten. Bei der Gruppe der national Orientierten lag die Nachbarschaftszustimmung gegenüber Fremden allerdings nur bei 32 Prozent.

Erste Sorge gilt steigendem Rassismus

Die überwiegend aufgeschlossene Grundhaltung hebt sich ab von den Sorgen der Befragten, die sie hinsichtlich der Zuwanderung haben. Da liegt die Furcht vor mehr Kriminalität und Terror erst an der dritten Stelle. Die größte Angst der Deutschen scheint laut dieser Studie aber in „einer Zunahme an Rechtsextremismus und rassistischer Gewalt“ zu liegen, gefolgt von einer Sorge „vor einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft“ durch die Migration. Hierzu passt, dass mehr als drei Viertel der Bevölkerung den gesellschaftlichen Zusammenhalt schwinden sieht unter dem Motto: „Jeder denkt nur noch an sich.“ Ein Großteil der Befragten vermisst überdies die Wertschätzung für Menschen ohne Studienabschluss.

„Dass gesellschaftlich etwas im Argen liegt und politische Antworten gebraucht werden, zeigt sich an anderer Stelle“, schreiben die Autoren der Studie: „Nur knapp jeder zweite glaubt, dass die Politik die Herausforderungen der Zukunft bewältigen kann.“ Eine große Mehrheit der Befragten (72 Prozent) vermissten politische Visionen und einen klaren Plan in der Flüchtlingspolitik.