Eine Tiefgarage unterm Bismarckplatz würde zwar mehr Raum für oberirdische Gestaltung lassen. Aber sie ist teuer, aufwendig und ihr fielen alte Bäume zum Opfer.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Einem Großteil der Bürger wäre es lieb gewesen, wenn die Autos ordentlich unter dem Platz verstaut worden wären. Oberirdisch hätte man Parkplätze streichen können und Gestaltungsspielraum gewonnen. 34 Prozent der Leute hatten sich bei der Bürgerbeteiligung für eine Tiefgarage unter dem Bismarckplatz ausgesprochen. Die Stadtverwaltung hat daraufhin deren Machbarkeit vom Büro Stadtlandschaftsarchitektur Lohrberg prüfen lassen. Bei der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats West wurde ein ernüchterndes Ergebnis präsentiert: Der Aufwand für eine Tiefgarage wiege deren Nutzen nicht auf, so das Resümee der Verwaltung. Nicht alle Fraktionen wollten den Argumenten der Fachleute folgen. Der Parkdruck am Bismarckplatz ist insbesondere an Markttagen immens, und bislang existieren dort nur 33 legale Stellplätze. CDU, FDP und AfD hätten daher gern an der Tiefgarage festgehalten, wurden aber überstimmt.

 

Grob waren drei mögliche Varianten auf dem Prüfstand: eine große mit 150 Stellplätzen, eine mit 142 Stellplätzen und eine kleine Tiefgarage mit 70 Plätzen. Martin Holch von der Abteilung Stadterneuerung, Stadtsanierung der Stadtverwaltung sowie zwei Landschaftsarchitektinnen des beauftragten Büros erläuterten vorab die schwierigen Baubedingungen am Platz: ein Gefälle von 3,5 Metern und eine Vielzahl lebenswichtiger Leitungen für Strom, Wasser, Gas und Fernwärme. „Da hängt praktisch das ganze Quartier dran.“ Darin, so die Experten, liege der Hauptgrund, dass der Bau einer Tiefgarage sehr teuer käme. Die Kosten werden mit 5,6 Millionen Euro beziffert, darin sind die Fördermittel bereits eingerechnet, die Oberflächengestaltung indes nicht.

Der Parkdruck ist enorm

Eine weitere Schwierigkeit – zumindest bei den beiden größeren Varianten – stellt offenbar die Unterbauung der Schwabstraße dar. Martin Holch wies ferner daraufhin, dass auch die verkehrlichen Einschränkungen während der Bauzeit ein großes Problem seien, insbesondere deswegen, weil die wichtige Buslinie 42 verlegt werden müsse. Für die Verwaltung war die Variante mit 150 Stellplätzen, die sich unter dem gesamten Platz erstreckte, völlig indiskutabel: Der komplette, gut erhaltene Baumbestand würde ihr zum Opfer fallen. Auch die Andienung, die bei der zweitgrößten Variante dieselbe wäre, missfiel. Und auch diese Lösung würde Bäume kosten. Problematisch sieht die Verwaltung ferner die Andienung, die entweder von der Elisabethen- und Vogelsangstraße, dem tiefsten Punkt des Platzes, erfolgen müsste oder aber direkt bei der Elisabethenkirche. Im ersteren Fall würde sich das Verkehrsaufkommen in der Tempo-30-Zone eklatant erhöhen, so die Befürchtung der Fachleute. Bei der zweiten Variante würde der Vorplatz der Kirche verschandelt.

„Bäume fällen muss man auch bei anderen Bauprojekten“, hielt der CDU-Fraktionschef Roland Stricker dagegen, auch die verkehrlichen Beeinträchtigungen seien ein Totschlagargument. Der AfD-Rat Rolf-Peter H. Kress argumentierte, „ohne Tiefgarage ist es nicht mehr möglich, oben Parkplätze einzusparen, dadurch ist die Gestaltungsfreiheit sehr eingeschränkt“.

Doch das Gremium teilte mehrheitlich die Haltung der Verwaltung und lehnte den Antrag der CDU, die Tiefgaragenpläne weiterzuverfolgen, ab. Die Grüne Martina Lemke wies darauf hin, dass man in Stuttgart kaum irgendwo besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinkomme als an den Bismarckplatz. „Wir müssen umdenken!“ Und Judith Zängle-Koch von der SPD warnte, dass eine Tiefgarage weiteren Verkehr anziehen würde.

Sanierungsgebiet Stuttgart 28

Der Kernbereich zwischen Bismarckplatz und Johannesstraße, Schlossstraße und Ludwigstraße ist 2013 als Sanierungsgebiet ausgewiesen worden. Der Grund dafür war, dass der Stuttgarter Westen insgesamt an Lebensqualität gewinnen soll und sich die Arbeitsbedingungen in diesem Quartier verbessern. Um die Veränderungen an die tatsächlichen Bedürfnisse anzupassen, wurden die Bewohner von Anfang an im Rahmen einer Bürgerbeteiligung in den Prozess einbezogen. Ihre Anregungen und Ideen werden aufgenommen, teils gutachterlich geprüft und finden am Ende Eingang in die tatsächliche Gestaltung.


Das Sanierungsgebiet umfasst mehrere Projekte, deren zentrales die Neuordnung des Bismarckplatzes ist. Des weiteren soll die Elisabethenanlage aufgewertet und der Park am Gesundheitsamt zu einem Ort der Ruhe und Erholung umgestaltet werden. Weitere Projekte stehen auf der Wunschliste – etwa die Tankstelle an der Bebelstraße, die Kreuzung Firnhaber-/Leuschnerstraße, die Fortsetzung der modellhaften Umgestaltung der Johannesstraße und Maßnahmen Umfeld des entstehenden Wohnquartiers Olga-Areal.