Der neue Arsenalplatz ist Stadtgespräch: Während sich manche Bürger über die Umgestaltung freuen, befürchten andere, dass der Platz zum Drogenumschlagplatz wird. Doch nicht nur.

Ludwigsburg : Anna-Sophie Kächele (ask)

Es liegt in der Natur von Veränderungen, dass sie nicht ausschließlich auf Begeisterung stoßen. Ein Beispiel: der umgestaltete Arsenalplatz in Ludwigsburg, der mehr als 60 Jahre lang ein Parkplatz war. Statt Autos stehen darauf nun ein Gastro-Pavillon, Stühle und Bänke, zwei Tischtennisplatten und 41 neu gepflanzte Bäume. Anfang Juni wurde der neue Stadtplatz eingeweiht. So schön, so neu, so gut, könnte man meinen. Doch die Resonanz einiger Ludwigsburger fällt anders aus. Als zukünftiger Drogenumschlagplatz, trister Betonplatz, leer und fad wird er teilweise bezeichnet – doch für manch Kritikpunkt gibt es eine schlüssige Erklärung.

 

Hört man sich auf dem Arsenalplatz um, berichten viele davon, eine grüne Wiese erwartet zu haben. Die Antwort, warum auf dem Arsenalplatz Split liegt? „Rasen würde schnell verdorren, die eigentliche Abkühlung bringen die Bäume“, sagte Oberbürgermeister Matthias Knecht bei der offiziellen Einweihung des Platzes vor Vertretern der Politik, Wirtschaft und Nachbarn.

Baumkronen sollen Schatten spenden

Bei viel Regen würde Rasen zudem schnell matschig werden, sagt eine Sprecherin der Stadt auf Nachfrage unserer Zeitung. Durch ihr Kronenvolumen würden die Bäume ein größeres Nahrungsangebot für Insekten und Vögel bieten und eine deutlich höhere klimatische Wirksamkeit. „Wissenschaftliche Studien belegen, dass durch Bäume die Temperatur um mehrere Grad abgesenkt werden kann“, so die Sprecherin. Damit die Baumkronen schnell die Menschen vor der Hitze schützen, wurden Baumarten gepflanzt, die nicht nur besonders resistent sein sollen, sondern auch schnell wachsen. Der Split-Belag kann zudem das Regenwasser gut aufnehmen, wodurch Verdunstungskühle entsteht.

Manch Ludwigsburger kritisiert, dass das Wasserspiel, das Kinder gerne nutzen, direkt an der Straße liegt. Laut Stadt ist es der beste und einzig denkbare Lärmschutz gegen den Straßenlärm. Foto: Simon Granville

Ein Ludwigsburger hatte öffentlich in einem Facebook-Post kritisiert, dass er von den Betreibern des Cafés höflich aufgefordert wurde, die Sitzplätze vor dem Gastro-Pavillon zu verlassen, während dieser noch geschlossen hat. „Der Platz ist fast leer, da es einfach viel zu wenige schattige Plätze gibt und nur noch dieser Bereich zum schattigen Verweilen einlud“, schreibt der verärgerte Bürger. Nachfrage bei den Betreibern, die in der Mittagshitze mit viel Kundschaft beschäftigt sind: „Wir konnten an dem Tag wegen eines technischen Defekts erst später aufmachen und wenn dort Leute sitzen und weitere dazukommen, gibt es die Erwartungshaltung, dass wir sie auch bedienen“, erklärt Dinko Brkic.

Wie also wird sichergestellt, dass genug Plätze im Schatten verfügbar sind – gerade an heißen Sommertagen? Sonnensegel? Die neuen Sitzbänke, die große Rundbank und die beweglichen Stühle würden bereits heute viele Aufenthaltsmöglichkeiten im Schatten der 19 großen Kastanien auf dem Arsenalplatz bieten, so die Stadt. Sonnensegel seien nicht geplant, da in zwei bis drei Jahren die neu gepflanzten Bäume mehr Schatten bieten werden als Segel und Schirme.

Bürger kritisieren fehlende Parkplätze

Eine vermutlich nie beizulegender Streitpunkt: die weggefallenen Parkplätze. „Parkplätze bringen Traffic und Einkäufer in die Stadt, tote Aufenthaltsplätze ziehen fragwürdige Besucher“, schreibt ein Facebook-Nutzer. Die entfallenen Parkplätze werden durch die neue Kreissparkassen-Tiefgarage ersetzt – ob die gut aufzufinden ist, während das Bankgebäude umgebaut wird, stellen jedoch manche Bürger in Frage. Die Bauarbeiten werden bis voraussichtlich Ende 2025 andauern.

Viele Ludwigsburger befürchten, dass es nicht lange dauert, bis der Platz zerstört wird, mit Drogen gehandelt wird und von Gruppen genutzt wird, die einen Aufenthalt für andere ungemütlich machen. Das Bespielungs- und Lichtkonzept der Stadt scheint bis zu einer ersten Bewährungsprobe noch nicht zu überzeugen. Der Sorge wird auch anders Ausdruck verliehen: Auf Google Maps ist jetzt ein Punkt eingezeichnet mit dem Titel „Talahon-Platz“. Beschrieben wird mit dem Begriff ein Stereotyp meist männlicher Jugendlicher mit migrantischem Hintergrund, welcher sich in Gruppen an öffentlichen Plätzen aufhält.