Der Abgasspezialist Boysen hat weltweit sieben neue Standorte aufgebaut und 1100 Mitarbeiter eingestellt. Nun investiert das Stiftungsunternehmen aus dem Schwarzwald in das Nutzfahrzeuggeschäft.

Stuttgart - Die hohen Investitionen, die der Zulieferer Boysen in den vergangenen Jahren getätigt hat, zahlen sich mittlerweile aus. „Innerhalb von nur zwei Jahren haben wir beim Umsatz um 43 Prozent und bei der Personalentwicklung um 50 Prozent zugelegt“, wird Rolf Geisel, Geschäftsführer des Abgasspezialisten, in einer Mitteilung zitiert. Knapp 1,5 Milliarden Euro setzte das Unternehmen aus Altensteig/Schwarzwald im vergangenen Jahr um, fast 17 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 3300 Mitarbeiter stehen derzeit auf der Gehaltsliste; 2013 waren es erst 2200. Die Hälfte der neuen Arbeitsplätze sei in Deutschland entstanden; 200 davon an den vier Standorten im Landkreis Calw.

 

Boysen hat seit 2013 insgesamt 255 Millionen Euro investiert – und in diesem Zeitraum sieben Standorte neu aufgebaut. Weltweit verfügt das Unternehmen damit über 17 Standorte; dazu gehören zwei Entwicklungsstandorte in Altensteig und Nagold sowie 15 Werke in Deutschland, Ägypten, China, Frankreich, Indien, Südafrika und den USA. Geplant ist noch ein weiterer Fertigungsstandort in San Luis Potosi/Mexiko, der ab Mitte des Jahres gebaut werden soll. 30 Millionen Euro sollen in dieses Projekt in den nächsten Jahren investiert werden.

Audi, BMW und Mercedes sind die Hauptkunden

Boysen konzentriert sich auf den Bereich Pkw – und hat drei Hauptkunden für seine Abgastechnik. Mit Audi, BMW und Mercedes erzielen die Schwarzwälder rund 90 Prozent ihres Umsatzes. Und von diesen Autobauern hat der Zulieferer auch neue Serienaufträge erhalten. So liefert Boysen auch Abgastechnik für den Audi A4, den 3er und den 7er von BMW, sowie den GLC und die E-KLasse von Mercedes.

Als besonders erfreulich wertet Geisel die Ertragsentwicklung des Stiftungsunternehmens. Die Rendite sei besser als 2014 und sie übersteige die Planung für 2015. Konkrete Zahlen nennt das Unternehmen allerdings nicht. Allerdings warnte der Boysen-Chef: Zwar befinde sich das Unternehmen beim Ertrag auf gutem Weg, aber man sei „noch lange nicht an dem Punkt, an dem unsere Investitionen der letzten Jahre im richtigen Verhältnis zu den Ergebnissen stehen. Deshalb müssen wir auch 2016 in all unseren Prozessen noch schneller und zugleich noch besser werden, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten“, so Geisel.

1,6 Milliarden Umsatz angestrebt

Er ist zuversichtlich, im laufenden Jahr weiter zu wachsen und dann mehr als 1,6 Milliarden Euro zu erlösen. Allerdings sieht der Boysen-Chef Unsicherheitsfaktoren. Als solche wertet er die weltpolitische Lage sowie „die aktuellen automobilen Brennpunktthemen“. Viele Dinge seien aber noch nicht absehbar; dies gelte auch für die Auswirkungen, die der Skandal um manipulierte Abgaswerte für die gesamte Dieseltechnologie haben könnte. Eventuelle Auftragsrückgänge würden die Schwarzwälder „sofort zu spüren bekommen“. Wie stark Boysen von der Dieseltechnologie abhängt, sagte ein Sprecher nicht.

Nicht zuletzt um die Abhängigkeit vom Personenwagen zu reduzieren, hofft Geisel nun auf den Durchbruch im für Boysen noch jungen Geschäftsfeld Nutzfahrzeuge. Seit 2014 läuft nach früheren Angaben im Werk Altensteig die Produktion von Abgastechnik für zwei Lkw-Modelle der Marke MAN. Doch dabei handele es sich um kleinere Stückzahlen, so der Sprecher. Nun hofft Boysen auf einen Großauftrag. Die Chancen dafür stehen anscheinend nicht schlecht. Einen Entwicklungsauftrag für ein entsprechendes Lkw-Großprojekt habe Boysen erhalten und dafür den Entwicklungsstandort Nagold ausgebaut. In den vergangenen zwei Jahren seien dafür 70 Ingenieure eingestellt worden. Doch dieser Aufwand rechne sich erst, wenn Boysen nach der Entwicklungsarbeit auch den Zuschlag für die Serienproduktion erhalten. Die Entscheidung darüber soll im zweiten Quartal fallen, seht in der Mitteilung. Um welchen Lkw-Hersteller es sich dabei handelt, sagte der Sprecher nicht.