Die Einrichtung im Stuttgarter Osten startet nach den Sommerferien mit zwei Ganztagsklassen.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Berg - Bianca Krämer-Martin, die Konrektorin der Raitelsbergschule, hat sich verschiedene Schulen in Stuttgart angeschaut, Kooperationspartner ausgesucht und mit ihren Kollegen verschiedene Modelle diskutiert. Der Grund: die Raitelsbergschule soll zum nächsten Schuljahr Ganztagsschule werden. Die Stadt Stuttgart unterstützt das neue Konzept. Der Beschluss wurde schon vor drei Jahren gefasst. Im September kann es losgehen.

 

Das Kollegium hat sich für ein gebundenes Ganztagesmodell entschieden. Das bedeutet, dass alle Schüler den ganzen Tag in der Schule sein müssen. „Wir starten mit den ersten beiden Klassen“, erklärt Krämer-Martin. Danach läuft die Ganztagsschule weiter, so dass innerhalb von drei Jahren alle Klassen das neue Modell haben.

„Wir brauchen zusätzliche Betreuungszeiten“

Für die Schüler wird das zunächst eine Umstellung. An den Wochentagen von Montag bis Donnerstag sind sie dann von acht bis 16 Uhr in der Schule. Am Freitag haben sie schon um 14 Uhr aus. Doch das allein reicht vielen Eltern nicht aus. „Wir brauchen deshalb zusätzliche Betreuungszeiten“, sagt Konrektorin Krämer-Martin.

Für die Betreuung der Schulkinder außerhalb der offiziellen Schulzeiten ist die Evangelische Gesellschaft Stuttgart (Eva) zuständig, die von der Schule dafür ins Boot geholt worden ist. „Wir müssen eine soziale Institution mit einbeziehen, die sich um die Betreuung kümmert“, so Krämer-Martin. Von sieben bis acht Uhr morgens und von 16 bis 17 Uhr übernimmt die Eva deshalb das Programm. So müssen Eltern, die beide voll berufstätig sind, nicht auf andere Angebote ausweichen. Die Kosten der Zusatzangebote der eva müssen die Eltern gleichwohl selbst aufbringen Auch das Mittagessen während der Schulzeit kostet Geld. Mit der Bonuscard ist dies allerdings nur ein Euro für jedes Kind.

Neue Oganisation des Schulalltags

Die Organisation des Schulalltags wird durch das Ganztagesprogramm völlig anderes ablaufen. Nicht mehr eine Schulstunde reiht sich an die andere, sondern es werden neue Formen des Unterrichtens und Lernens in den Alltag eingebunden. Für drei zusätzliche Elemente hat sich die Raitelsbergschule entschieden. Nach zwei bis drei Stunden normalem Unterricht wird es deshalb eine Einheit geben, die sich individuelles Lernen nennt. „Das ist im Prinzip wie eine Hausaufgabenbetreuung“, erklärt Krämer-Martin. Jeder Schüler könne selbstständig seine Aufgaben machen oder für sich Üben. Dafür gebe es keine zusätzlichen Hausaufgaben am Abend mehr. Neben einem Lehrer wird in dieser Zeit auch ein Betreuer dabei sein. Eine andere Option sieht Krämer-Martin auch in einer Einheit, die sich „Sprachband“ nennt. „Die Schüler machen hier gezielt für eine halbe Stunde am Tag Sprachübungen“, so die Schulleiterin.

In der Ganztagsschule soll jedoch nicht nur gebüffelt werden: Auf dem zusätzlichen Programm stehen in Zukunft Sport- oder Theaterangebote, kleine Forschungsprojekte oder kreative Kurse. „Da kann jeder Lehrer sich mit seinen Vorschlägen einbringen“, sagt Bianca Krämer-Martin. Sie selbst tanze gerne mit den Kindern. „Vielleicht mache ich ein Tanzprojekt über eine gewisse Zeit.“ Das Programm wird dann in der Regel am Nachmittag stattfinden. Hier sollen auch wieder die Betreuer der Eva eingebunden werden.

Die Gründe für die gezielte Einführung von Ganztagsschulen in Stuttgart sind vielfältig. Die bisherige Schulsituation ist nicht mehr zeitgemäß. „Das Familienleben hat sich komplett geändert“, betont Krämer-Martin. Frauen gehen in der Regel schnell in den Beruf zurück. Zudem sei heutzutage eher die Meinung, dass es Kindern gut tue, mit anderen Kindern gemeinsam am Nachmittag betreut zu werden. Die Schule werde damit zu einem anderen Lernort, so die Konrektorin. „Wie Schule ablaufen soll, müssen wir derzeit völlig neu durchdenken“, sagt Krämer-Martin. Für die Kinder soll die Ganztagsschule eine neue Welt mit neuem Angebot sein.