Die geplante Ausstellung „Die Nakba – Ausstellung zur Situation der Palästinenser“ im Stuttgarter Haus der Katholischen Kirche sorgt im Vorfeld für Kontroversen. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft fordert den Stopp der Ausstellung, ein Beauftragter der Landesregierung nennt sie antisemitisch.

Digital Desk: Ann-Kathrin Schröppel (aks)

Stuttgart - Die Ausstellung „Die Nakba – Ausstellung zur Situation der Palästinenser“, die von Dienstag an im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart zu sehen ist, hat bereits im Vorfeld Proteste hervorgerufen.

 

So forderte die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Region Stuttgart bereits am Freitag den Veranstalter, den Verein Flüchtlingskinder im Libanon, auf, die Schau zu stoppen. „Die Ausstellung hat nichts mit Aufklärung und sachlicher Diskussion zu tun. Sie schürt antisemitische Ressentiments“, beklagt die DIG-Vorsitzende Bärbel Illi. Die Ausstellung sei israelfeindlich. Sie erkläre die Gründung des Staates Israel 1948 zu einer Katastrophe („Nakba“) und lehne die nach internationalem Recht gültigen Grundlagen des Staates wie die Balfour-Deklaration und den UN-Teilungsplan ab, kritisiert die DIG.

Die umstrittene Wanderausstellung wird bereits seit 2008 gezeigt. Die Vorsitzende Ingrid Rumpf hält die Antisemitismusvorwürfe für haltlos: „Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Das Projekt zeigt die geschichtliche Entwicklung aus der Blickrichtung der Palästinenser, die hierzulande eher weniger bekannt sein dürfte. Alle behandelten geschichtlichen Fakten wurden von Historikern belegt und mit entsprechenden Quellen abgesichert. Zudem wurde das Projekt von der baden-württembergischen Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit und vom Evangelischen Entwicklungsdienst gefördert. “

Haus der katholischen Kirche verteidigt die Ausstellung

Der Leiter des Hauses der Katholischen Kirche, Roland Weeger, bestreitet bei der Ausstellung die einseitige Darstellung aus Sicht der Palästinenser nicht, verteidigt jedoch das Konzept als Anstoßpunkt für mehr Dialogbereitschaft auf beiden Seiten: „Die Ausstellung bietet dem palästinensischen Narrativ eine Plattform, man sollte aber nicht vergessen, dass es in diesem langjährigen Konflikt nicht nur eine schwarze und eine weiße Seite gibt. Ich würde mir wünschen, dass die Ausstellung als Basis für weitere Gespräche zwischen Gegnern und Befürwortern der Palästina-Politik Israels dient.“ Kritik an der Politik Israels dürfe nicht mit Antisemitismus gleichgesetzt werden, betont Weeger.

Eine Ausstellung, die sich ebenfalls mit der Staatsgründung Isreals befasst, ist unter dem Titel „1948“ im November im Stuttgarter Rathaus zu sehen. Veranstalter sind die DIG und die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg.