Die Tierschutzorganisation Peta verspricht den Machern eines Schlachtfests 500 vegane Würstchen – unter einer kuriosen Bedingung.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Korb„ - Essa ond drenga ka nia a Fehler sai, mir ladet herzlich zum Schlachtfest ei!“ Unter diesem Motto lädt die evangelische Kirche Korb auf Sonntag ins Gemeindehaus ein – zu ihrem traditionellen Schlachtfest. Doch schon bei dem Slogan liegen die Verantwortlichen des Gotteshauses falsch, kritisiert zumindet die Tierrechtsorganisation Peta.

 

Töten könne nie Anlass für ein Fest sein, meinen die selbst ernannten Anwälte der Tiere und schlagen dem verantwortlichen Pfarrer im Rahmen ihrer Kampagne „Christen für Tiere“ ein neues Konzept „im Sinne des Tierschutzes, der Nachhaltigkeit und einer gesunden, rein pflanzlichen Ernährung“ vor. Das Ganze könne sich für die Kirchengemeinde sogar lohnen: Feiere man in Korb künftig ein „Veggie-Fest“ unter dem Motto „Tiere achten statt schlachten“, wolle Peta 500 vegane Würstchen stiften und die Gemeinde mit fleischlosen Rezeptvorschlägen versorgen.

Wird das Schlachtfest Korb umbenannt?

Das ist für die Diakonin Martina Konieczny, die das aufwendige Schlachtfest organisiert, zu dem bereits 1200 Essen geordert sind, zumindest für diesen Sonntag keine Option. Zum einen habe sie von dem Peta-Brief, der an den zurzeit erkrankten geschäftsführenden Pfarrer gerichtet war, erst kürzlich erfahren. Zum anderen kämen die Leute von nah und fern extra wegen Schnitzel und Schlachtplatte zu dem Fest, das in Korb seit knapp einem halben Jahrhundert Tradition habe.

Begonnen wurde diese vor ziemlich genau 47 Jahren: Damals brauchte die Kirchengemeinde dringend Geld für die Kirchenrenovierung, und ein örtlicher Metzger bot an, dafür ein Schwein zu stiften. Seither habe sich das Ganze zu einem großen, überkonfessionellen Gemeindefest ausgewachsen, dessen Zutaten für das Mittagessen von einer ebenfalls traditionsreichen Metzgerei aus Waiblingen bezogen werden.

Für Peta ist ein Umdenken Pflicht

Würde das Speisenangebot von heute auf Morgen ausschließlich auf vegane Produkte umgestellt, sei ein „Sturm der Entrüstung“ zu befürchten, glaubt Martina Konieczny. Schließlich stießen die zusätzlich zur Schlachtplatte schon seit Jahren angebotenen vegetarischen Gerichte nur auf eine äußerst bescheidene Resonanz.

Peta hingegen hält ein Umdenken gerade für eine kirchliche Organisation für dringend geboten. „Wir sind der Ansicht, dass Tradition nicht mit dem Leid unserer Mitgeschöpfe einhergehen muss“, sagt die Theologin und Betreuerin der Kampagne „Christen für Tiere“, Julia Bielecki. Mit einer „tierleidfreien“ pflanzlichen Verpflegung könne die Korber Kirchengemeinde auf künftigen Festen sogar ein klares Zeichen setzen: „Für den Umweltschutz und einen Wertewandel hin zu mehr Mitgefühl für alle Lebewesen“.

Ist Vegetarismus christliche Pflicht?

Dass der Wandel auch aus ethischen Gründen aktiv angegangen werden müsse, steht für Peta außer Frage: Allein in deutschen Schlachthäusern würden jedes Jahr etwa 800 Millionen „fühlende Lebewesen“ für die Fleischproduktion getötet. Ihr kurzes Leben verbrächten sie zuvor überwiegend unter grausamen Bedingungen. Die christliche Religion trete für Barmherzigkeit, Achtung vor dem Leben und Nächstenliebe ein. „Tiere sind Brüder und Schwestern der Menschen, ihre Nächsten“, sagt Julia Bielecki. Jede Degradierung zur Ware widerspreche einer friedvollen, bewahrenden und lebensachtenden Haltung.

Diakonin: „Man hätte ein Fest ausgemerzt“

Grundsätzlich findet Martina Konieczny viele Ziele von Peta durchaus für unterstützenswert. Man müsse sich allerdings die Frage stellen, was mit welchen Mitteln sinnvoll zu erreichen sei. Würde man den Leuten, die seit Jahren insbesondere wegen der Schnitzel nach Korb kämen, einfach etwas anderes vorsetzen, würde man sie nicht zum Nachdenken anregen, sondern verprellen, glaubt die Diakonin, die das Fest zusammen mit rund 100 ehrenamtlichen Helfern auf die Beine stellt. „Und mit einem Schlag hätte man dann ein über die Jahre hinweg Gemeinschaft stiftendes und verbindendes Fest einfach ausgemerzt.“

Auch Peta, glaubt Martina Konieczny, wäre mehr geholfen, wenn sich die Organisation mit einer eigenen Veranstaltung und leckeren veganen oder vegetarischen Speisen engagierte – vorbehaltlich der Zustimmung der Kirchenverantwortlichen gerne im Sommer auch im Gemeindehaus in Korb.