Zu einem privaten Besuch bei Altkanzler Helmut Kohl war am Dienstag der umstrittene ungarische Ministerpräsident Viktor Orban eingeladen. Kohl wurde für die Einladung im Vorfeld kritisiert.

Ludwigshafen - Ungarns umstrittener Ministerpräsident Viktor Orban hat nach seinem Besuch bei Altkanzler Helmut Kohl (CDU) die deutsch-ungarische Freundschaft gewürdigt. Kohl sei Symbol dieser Freundschaft, sagte er, nachdem er am Dienstag nach knapp 80 Minuten das Haus des Altkanzlers in Ludwigshafen verlassen hatte. Zum Grund seines Besuchs sagte er: „Ich bin gekommen, ihm unsere Ehre zu erweisen, auch im Namen aller Ungarn.“ Er wolle sich dafür bedanken, was Kohl für Ungarn getan habe.

 

Zugleich bat Orban, Kohl „nicht in irgendwelche ganz konkreten politischen Auseinandersetzungen hineinzuziehen, hineinzureißen. Er steht über uns aktiven Politikern.“

Orban steht in der Kritik

Der 52-jährige Orban steht wegen seiner Flüchtlingspolitik in der Kritik, er setzt auf Abschottung und ist gegen eine Verteilung der Flüchtlinge in Europa. Zugleich gilt er als einer der schärfsten Kritiker des Kurses von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Orbans Visite bei Kohl galt als Privatbesuch, Medien waren nicht zugelassen.

Kohl und Orban sehen in ihrer Haltung zur Flüchtlingsfrage keinen Gegensatz zur Politik von Kanzlerin Angela Merkel. In der Zielsetzung sei man sich völlig einig, heißt es in einer Erklärung, die Kohls Büro am Dienstag nach dem Besuch von Orban in Ludwigshafen verbreitete. Es gehe darum, „unter humanitären Aspekten in einer existenziellen Frage für Millionen von Menschen den besten Weg zu finden“.

Der „Bild“-Zeitung sagte Orban, er wolle Merkels Flüchtlingspolitik unterstützen. Ungarn mit ihm als Ministerpräsidenten sehe sich Seite an Seite mit Berlin.

Hinter einer Absperrung rund 30 Meter von Kohls Haus entfernt empfingen etwa 20 Demonstranten Orban mit Pfiffen und Sprechchören wie „Orban vertreiben, Flüchtlinge bleiben!“. Am Montag hatten SPD und Grüne Kohl aufgefordert, in der Flüchtlingspolitik mäßigend auf Orban einzuwirken.