„Na komm, tritt ein, du bist willkommen“: Der Imagesong für Heidenau rührt das Herz – und steht in krassem Gegensatz zu den Krawallen vor einer Flüchtlingsunterkunft. Die Komponistin des Songs kommt aus Freiburg und wird nun mit Kritik überzogen.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Ein locker-flockiges Video, ein schönes Lied, gesungen im Deutsch-Pop-Stil, den man irgendwie von „Wir sind Helden“ zu kennen glaubt. Und mit einem herzlichen Refrain, der das Herz erwärmt: „Na komm, tritt ein, du bist willkommen, setz dich zu uns, krieg das Zuhausgefühl.“ Das ist gut, so etwas hört man gern und schmückt auch die Eigenwerbung einer Stadt. Man bekommt Lust, sie zu besuchen.

 

Unangenehm nur, dass Video und Lied schon älter sind und zurzeit zumindest einige Besucher dieser besungenen Kleinstadt, sogar auch prominente wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, hautnah erleben müssen, dass sie alles andere als willkommen sind und nach Ansicht vieler ihrer Bewohner wieder dahin gehen sollten, wo der Pfeffer wächst – oder wenigstens nach Berlin. Denn die sich einer herzlichen Willkommenskultur rühmende Stadt heißt Heidenau, liegt in Sachsen im Oberen Elbtal südöstlich von Dresden und zählt 16 000 Einwohner. Der Imagefilm für Familienfreundlichkeit wurde im Jahr 2012 gedreht, den Song hat die in Südbaden bei Freiburg lebende Heilerziehungspflegerin und Musikerin Carina Ziegler (37) geschrieben und komponiert. Wie schräg das poppige Lied jetzt angesichts von pöbelnden und randalierenden Rechtsextremen und zahlreichen Mitläufern vor dem Heidenauer Flüchtlingsheim klingt, kann man sich leicht ausmalen.

Dass die Komponistin auf Youtube aber mit so viel bösartiger Häme übergossen wurde, dass der Betreiber die Kommentarfunktion sperren musste, ist unfair. Die Autorin hat in Südbaden mit Musicals für Kinder in Einrichtungen der Lebenshilfe viel für die Inklusion von Menschen mit Behinderung getan. Eines der Musicals hieß: „Alle für einen“. Ein anderes „Der kleine Horrorladen“. Gut, dass sie nicht auch noch diesen Titel nach Sachsen vermarktet hat. Vielleicht sollte die Stadt Heidenau das Video neu aufnehmen. Dann könnten nicht nur weichgezeichnete weiße Jungs, Mädchen und Bilderbuchseniorinnen dem flotten Rhythmus die passende Optik verleihen, sondern auch ein paar schwarze oder dunkelhäutige Flüchtlinge, die in Heidenau auf ein „Zuhausgefühl“ hoffen – oder mindestens auf eine Atempause auf ihrer langen Odyssee.