Der jahrelange Zwist um einen neuen Supermarkt in der Ludwigsburger Oststadt hat ein Ende. Viel Unzufriedenheit herrscht im Gemeinderat dennoch.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Dass über neue Supermärkte gestritten wird, ist keine Seltenheit. Auch der Discounter Lidl ist es gewohnt. In Frankfurt/Main hat er derzeit Knatsch wegen eines Parkplatzes. Einen Schritt weiter ist das Unternehmen indes mit seinem Großprojekt in der Ludwigsburger Oststadt.

 

Dem Neubau an der Hindenburgstraße hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung endgültig grünes Licht gegeben und den Bebauungsplan mit Stimmen von CDU, Freien Wählern, SPD und Linke verabschiedet – das Ende einer jahrelangen Diskussion.

Jahrelange Diskussion – und kein Ende

Lidl hatte erste Pläne 2015 vorgestellt, 2017 war der Gemeinderat erstmals eingebunden. Um zu zählen, in wie vielen Sitzungen seitdem über den Neubau gestritten wurde, braucht man mindestens fünf Hände. Vor vier Jahren war eine Abstimmung in letzter Minute geplatzt, Anwohner hatten sich zudem gegen den Neubau gewehrt und mit einer Initiative versucht, ihn zu verhindern. Der finale Entwurf für das Gebäude war von den Stadträten zwar schon im vergangenen Jahr abgesegnet worden, Redebedarf gab es aber immer noch.

Welche Figur Verwaltung und Gemeinderat auf dem Weg zum neuen Markt gemacht haben, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Die Stadt vertritt den Standpunkt, dass das zweistöckige Gebäude mit Wohnungen ganz oben ein guter Kompromiss sei. Auch bei der Gebäudehöhe gebe es nun klare Vorgaben. Die Höhe sei mit 310,85 Meter über Normalnull genau festgelegt, so Baubürgermeisterin Andrea Schwarz. Dass die Planer diese Marke lange Zeit nicht dargestellt hatten, war einer der Hauptkritikpunkte der Bürgerinitiative „Grüner Lidl“.

Über die Fassade darf nun der Discounter entscheiden

CDU und Freie Wähler sind der Meinung, dass man Lidl lange genug hingehalten habe. „Die Anwohner sind zur Genüge beteiligt worden“, sagt Maik Braumann (CDU). Er und Bernhard Remmele (FW) hoben hervor, dass man mit dem Laden die Nahversorgung sichere und obendrein Wohnraum schaffe. Dieter Juranek (SPD) sieht den Vorteil, dass man „nicht auf der grünen Wiese“ wichtige Flächen opfert. Auch wenn der Markt „keine Ideallösung“ sei, dürfe man sich nicht im „Nebel der Detailfragen verlieren“. Jürgen Müller (Linke) würde es gern sehen, dass auch einkommensschwache Familien bei den Wohnungen zum Zuge kommen.

Viel mehr erhofft hatten sich hingegen Liberale und Grüne, die gemeinsam mit Adelheid Kainz (LUBU) den Daumen senkten. „Wir haben uns wie ein Ochse an der Nase durch den Ring ziehen lassen“, befand Jochen Eisele (FDP). Nicht einmal auf die Forderung, der Markt müsse im Erdgeschoss sein, sei Lidl eingegangen. Wie Eisele beharrte auch Christine Knoß (Grüne) darauf im Bebauungsplan festzuschreiben, dass die Westseite des Gebäudes begrünt werden muss. Das darf Lidl aber selbst entscheiden.