Die Ludwigsburger Stadträte kommen der Bürgerinitiative entgegen – das Neubaugebiet am Sonnenberg wird mit kleineren Häusern bebaut. Für die Stadt ist das ein Rückschlag, und die Anwohner sind trotzdem sauer.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Am Ende wurde es für alle Beteiligten noch einmal verwirrend. Immerhin wird seit Jahren über den Bebauungsplan Sonnenberg Süd-West debattiert, und immer wieder kamen neue Varianten hinzu. Was auch daran lag, dass die Anwohner sich zuletzt lautstark mit Vorschlägen zu Wort gemeldet hatten – so laut, dass das Neubaugebiet an der Gemarkungsgrenze zu Kornwestheim zu einem der umstrittensten Projekte der jüngeren Vergangenheit in Ludwigsburg avancierte.

 

Folgerichtig war der Saal bei der entscheidenden Sitzung des Bauausschusses am Donnerstag bis auf den letzten Platz besetzt, ein offensichtlich erboster Anwohner hatte gar Protestplakate mitgebracht. Die Mitglieder der Bürgerinitiative fürchten eine zu massive Nachverdichtung – und sie fürchten, dass dadurch der Wert ihrer Wohnungen sinkt. Er freue sich über das große Interesse der Bürger, sagte der Baubürgermeister Michael Ilk, um vorsorglich nachzuschieben: „Ich bitte Sie alle, sich mit Unmutsbekundungen zurückzuhalten. Freuen und ärgern Sie sich bitte nach innen.“

In dem Gebiet wird wenig günstiger Wohnraum entstehen

So viel vorweg: es blieb friedlich. Und ja: die Stadträte haben sich entschieden. Reihenhäuser? Punkthäuser? Einfamilienhäuser? Kompakt und hoch oder breit und niedrig? Sechs verschiedene Bebauungsvarianten standen zur Wahl. Gegen die Stimmen der Grünen und der SPD beschloss die Mehrheit nach einer sachlich geführten Diskussion die Variante 4: das Neubaugebiet, das der städtischen Wohnungsbaugesellschaft gehört und auf dem derzeit noch alte Blocks mit ehemaligen Offizierswohnungen stehen, soll mit Punkthäusern statt mit zeilenförmigen Riegeln gefüllt werden. „Es ist ein Kompromiss, der allen ein bisschen wehtut, und das zeigt, dass es der goldene Mittelweg ist“, sagte der CDU-Stadtrat Reinhold Noz.

Wehtun wird diese Lösung aber vor allem der Stadtverwaltung, den Grünen und der SPD, die bis zuletzt dafür plädiert hatten, am Sonnenberg möglichst viele bezahlbare Mietwohnungen zu bauen – was mit der gewählten Variante so nicht machbar ist. Punkthäuser sind Wohnhochhäuser, deren Kern aus Treppen und Aufzügen besteht, während die Wohnungen am Rand angeordnet sind. Der Vorteile: die Gebäude sind weniger massiv als Reihenhäuser. Der Nachteil: weil die Grundstücke weniger effizient bebaut werden, müssen die Häuser höher werden. Trotzdem entsteht weniger Wohnfläche, und trotzdem ist der Quadratmeterpreis höher als der von Reihenhäusern.

Die Bürgerinitiative ist trotzdem wütend

Mit der Variante 4 entstehen in dem Gebiet 96 Wohneinheiten mit einer Gesamtfläche von 4545 Quadratmetern. Lediglich zehn davon werden preiswerte Mietwohnungen sein – was angesichts der Wohnungsnot in Ludwigsburg nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Für die Stadt, die jüngst erneut eine Wohnbaulandoffensive zur Schaffung von günstigem Wohnraum ausgerufen hat, ist dies ein Rückschlag.

Aber auch für die Bürgerinitiative ist das Votum kein durchschlagender Erfolg. Die Anwohner hätten sich eine noch lockerere Bebauung gewünscht: Vor Jahren war vorgesehen, auf dem Areal nur Einfamilien- und Doppelhäuser zu errichten. Diese Variante wurde am Donnerstag ebenfalls kurz aufgewärmt, fand aber keine Mehrheit, und so verließen die Anwohner die Sitzung eher mit hängenden Köpfen als jubelnd. „Als wir unsere Wohnungen gekauft haben, wurde uns versprochen, dass nebenan zweigeschossige Einzel- und Doppelhäuser entstehen“, kritisierte eine Sprecherin der Initiative. „Jetzt werden es viergeschossige Mehrfamilienhäuser – und nein, damit können wir nicht gut leben.“ Die Vorgehensweise der Stadt sei untragbar. Ein anderer Anwohner klagte gar: „Variante 4 ist die schlimmste von allen.“

Stadträte beklagen Stimmungsmache der Anwohner

Kritisiert wurde am Donnerstag allerdings auch die Bürgerinitiative. „Wir sind irritiert und betroffen“, sagte der SPD-Stadtrat Dieter Juranek. Mit enormer Wucht und vielen Vorwürfen hätten die Anwohner Druck ausgeübt, das sei nicht akzeptabel. Zumal die Anschuldigung, die Stadt wolle den Sonnenberg in eine Betonwüste verwandeln, zu keinem Zeitpunkt der Realität entsprochen habe.

Ein detaillierter Zeitplan für das Vorhaben steht noch nicht. Die Entwürfe müssen nun konkretisiert und danach erneut im Ausschuss besprochen werden. Zu Ende ist die Debatte demnach nicht.