Jetzt ist entschieden, wie das geplante Gebäude für Sport und Kultur am Schulcampus im Stadtteil Münchingen von Korntal-Münchingen einmal aussehen könnte. Ob es gebaut wird, steht indes noch nicht fest.

Ein Hallenbaukörper aus Glas mit einem Tragwerk aus Holz und aufgeklappten Sonnenschutzschotten, als Kontrast dazu noch ein Sockel mit sandfarbener Klinkerfassade: Als sich die 2BA Architekten mit dem Buero BB aus Stuttgart und Kern Landschaftsarchitektur aus Möckmühl überlegt haben, wie die neue Mehrzweckhalle am Schulzentrum Münchingen aussehen könnte, beschlossen sie, bereits die Optik solle vermitteln, dass das Gebäude sowohl Festhalle als auch Sporthalle sei. Mit Erfolg: Sie haben den europaweiten Wettbewerb zum Neubau der Mehrzweckhalle gewonnen. Besonders an dem Siegerentwurf sei, dass er einen eingeschossigen Neubau mit einem umlaufenden Oberlicht vorsieht, sagte der Architekt und Vorsitzende der Jury, Kai Haag.

 

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Das Preisgericht, das aus gut 30 Personen bestand – aus (Landschafts-)Architekten sowie Vertretern der Korntal-Münchinger Stadtverwaltung, des Gemeinderates, der Vereine und Schulen – tagte am Donnerstag rund zwölf Stunden lang, um einen Sieger zu ermitteln. „Wir haben uns sehr viel Mühe gegeben und intensiv diskutiert“, berichtete der Bürgermeister Joachim Wolf (parteilos) bei der Pressekonferenz am Freitagmorgen im Widdumhof, zu der auch die Bevölkerung eingeladen war.

Im Vergleich günstigste und wirtschaftlichste Lösung

Der Rathauschef weiß um die Herausforderung, allen künftigen Nutzern sowie den Bürgern, gerade den Anwohnern, mit der neuen Mehrzweckhalle gerecht zu werden. Die Mitglieder des Preisgerichts, sagte Joachim Wolf, seien „sehr zufrieden“ nach Hause gegangen. „Wir haben den eindeutig besten und hervorragend geeigneten Entwurf auserkoren.“ So einfach die Halle des Siegerentwurfs aufgebaut sei, so genial seien ihre Funktionen verteilt. Außerdem gilt der Siegerentwurf als derjenige, der – mit Blick auf die Kosten für den Bau und die Bewirtschaftung der Halle – die im Vergleich günstigste und wirtschaftlichste Lösung vorschlägt. Zum Beispiel spart man sich Geld für den Bau und die Wartung eines Aufzugs, weil alle Räume auf einer Ebene sind. „Die Kostenfrage ist die entscheidende Frage“, betonte Joachim Wolf.

Der Gemeinderat hat das letzte Wort

Als sich der Gemeinderat im Jahr 2020 per Beschluss für die Variante Neubau Mehrzweckhalle und Sanierung Sporthalle am Freizeitbad entschied, wurden die Kosten grob auf insgesamt 18,7 Millionen Euro geschätzt. Zuletzt – im November – ging die Stadtverwaltung von fast 21 Millionen Euro aus, inklusive einer Sicherheit für Unvorhergesehenes und einer Preissteigerung. Die Summe bereitet sowohl den Stadträten als auch den Bürgerinnen und Bürgern Bauchweh. Generell ist die beschlossene Variante nach wie vor umstritten in der Stadt.

Am Ende hat der Gemeinderat das letzte Wort. Die Jury hatte einstimmig empfohlen, den Siegerentwurf weiterzuverfolgen. Winken auch die Gemeinderäte den Entwurf durch, steigt die Stadt in die weitere Planung ein, die auch eine Berechnung der Kosten beinhaltet. Darüber hinaus will die Stadt wissen, wie viel Fördermittel sie bekommt. Erst dann fällt der Baubeschluss – oder eben auch nicht. Mitte Mai möchte die Stadtverwaltung mit den Preisträgern weiter verhandeln. Theoretisch könne die Stadt jeden der drei Preisträger beauftragen, sagte der Jurychef Kai Haag. Die beiden Drittplatzierten – einen zweiten Platz gibt es nicht – würden mit Abstand hinter dem Sieger liegen.

„Ein Entwurf muss Identität haben“

Insgesamt haben sich mehr als 35 Büros für den Wettbewerb gemeldet, der im November startete. Auf 35 hat man sich geeinigt, danach wurden 15 per Losverfahren auserwählt. Elf Büros gaben einen Entwurf ab, davon war ein Büro aber zu spät dran. Der Prozess lief anonym ab: Erst als die Jury sich auf die Gewinner geeinigt hatte, schaute sie nach, von welchen Arbeitsgemeinschaften sie sind.

Laut dem Architekten Haag steckten die Teilnehmer viel Hirnschmalz und gut 200 bis 400 Arbeitsstunden in den Wettbewerb. „Ein Entwurf muss Identität haben“, sagte der Jury-Vorsitzende. Der Erstplatzierte habe „sehr viel sehr richtig“ gemacht mit seinem Entwurf für ein 8,50 Meter hohes Gebäude.

Halbkreisförmiges Forum mit Sitzstufen

So planen die Büros eine Etage, auf der die Küche neben dem Foyer ist und der Gymnastikraum neben der Bühne. Die wiederum lässt sich vom restlichen Gebäude trennen. Die Toiletten sind von innen wie außen zu erreichen.

Im Freien gibt es weitere kreisförmige Außen- und Spielbereiche – als Ergänzung zu den bereits kreisförmig stehenden Bäumen im Zentrum des Schulhofs. So entstehe eine neue Campusmitte. Auch ist ein halbkreisförmiges Forum mit Sitzstufen angedacht, das sich zum neuen Festplatz hin öffnet. Neu deshalb, weil die Mehrzweckhalle auf den Platz der bisherigen Festwiese entlang der Korntaler Straße kommt. Die Albert-Buddenberg-Halle und das Gebäude in der Korntaler Straße 12 müssen weichen.

Alle Arbeiten zum Wettbewerb sind in einer Ausstellung im Widdumhof zu sehen: am Samstag, Sonntag und Montag von 10.30 bis 16 Uhr.