Kennzeichen
Schwanzlurche sind eine Ordnung der Amphibien, die alle einen lang gestreckten Körper und einen langen Schwanz haben. Fast alle der weltweit beinahe 600 Arten leben in den gemäßigten bis subtropischen Breiten der Nordhalbkugel, die größte Vielfalt findet sich in Nordamerika. In Südamerika gibt es einige tropische Arten.

Salamander
So werden die eher an Land lebenden Schwanzlurcharten genannt. Allerdings ist diese Einteilung nicht allzu fest. Zum Beispiel verlässt der Japanische Riesensalamander, der 150 Zentimeter lang und 20 Kilogramm schwer wird, das Wasser nie.

Molche
Diese Schwanzlurche leben zumindest zeitweise im Wasser. Am Schwanz haben sie in dieser Zeit einen Flossensaum, mit dem sie sehr gut schwimmen können. Genau wie bei den Salamandern ist diese Einteilung aber nicht strikt, auch weil sie teilweise an Land leben.

Dann verschwanden zwischen 2010 und 2013 im Süden der Niederlande von einem vorher stabilen Bestand 96 Prozent aller Feuersalamander. In tot aufgefundenen Tieren aber konnten belgische Forscher den anfangs verdächtigten Bd-Pilz genauso wenig aufspüren wie andere Viren oder Bakterien, die Salamandern und Lurchen Probleme bereiten. Stattdessen fanden sie mit dem vorher unbekannten Pilz Batrachochytrium salamandrivorans oder kurz Bs einen Verwandten von Bd – bei den Amphibienforschern schrillten die Alarmglocken. „Unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich rasch“, erklärt UFZ-Forscher Dirk Schmeller.

Pilz frißt Löcher in die Haut

Bs schadet Fröschen und Kröten anscheinend nicht und konzentriert sich auf Salamander und Molche, bei denen sich die bereits seit einem Vierteljahrhundert bei Fröschen beobachtete Katastrophe wiederholt. Bald nach der Infektion hat der Pilz Löcher in die Haut der Tiere gefressen. An diesen Stellen können die Salamander und Molche nicht mehr atmen, keine Abfallstoffe abgeben und keine Salze aus der Umgebung aufnehmen. Nach wenigen Tagen ist die Ver- und Entsorgung der Amphibien weitgehend zusammengebrochen. Zusätzlich dringen durch die Löcher andere Erreger in den Körper ein. Diese Infektionen schwächen den Organismus weiter, die allermeisten der mit Bs infizierten Salamander und Molche sterben zwei oder drei Wochen nach der Infektion. Laborversuche zeigten rasch, dass es offenbar alle Arten aus dieser Amphibiengruppe treffen kann.

„Mit den Amphibien trifft die Katastrophe obendrein eine Tiergruppe, der es bereits vor Bs dreckig ging“, erklärt Dirk Schmeller. So leben zum Beispiel Feuersalamander im feuchten Laub der Wälder, setzen ihre lebend geborenen Larven aber in Gewässern ab. Dort verbringt der Nachwuchs seinen ersten Lebensabschnitt, bevor er an Land geht. Solche Gewässer aber wurden in der Vergangenheit gerne zugeschoben oder trockengelegt und viele Salamander und Lurche verloren ihren Lebensraum. Weil die Tiere durch ihre Haut atmen und Salze aufnehmen, erwischen sie auf diesem Weg auch Pestizide, die in Land- und Forstwirtschaft eingesetzt werden. Da wundert es nicht, wenn in Europa ein Drittel aller Amphibien als mehr oder minder gefährdet gilt. Überlebt dann doch der eine oder andere Salamander eine Bs-Infektion, sehen seine Zukunftsaussichten unter diesen Bedingungen alles andere als rosig aus.

Die Spur führt nach Japan

Als die Forscher das Erbgut von Bs unter die Lupe nahmen, kamen sie auch seiner Geschichte inklusive der Herkunft aus Fernost auf die Spur: Mindestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts infiziert dieser Pilz in Japan Salamander, zeigen die Forscher an Hand eines Schwertschwanzmolches aus einem Museum. Parasit und Wirt haben sich dort offenbar aneinander gewöhnt. Jedenfalls sieht man vielen infizierten Tieren keine Krankheitssymptome an. Genau wie Bd in Krallenfröschen können anscheinend gesunde Salamander und Molche so den Erreger unerkannt nach Europa bringen. Tatsächlich gibt es längst einen schwungvollen weltweiten Handel mit Amphibien. Statt Apothekern und Forschern kaufen aber im 21. Jahrhundert eher private Sammler solche Tiere, die für einen Färberfrosch aus Südamerika durchaus 700 Euro auf den Tisch legen.

Irgendwann am Anfang des 21. Jahrhunderts haben wohl einer oder mehrere infizierte Salamander BS aus Thailand, Vietnam oder Japan nach Europa gebracht. In Zoohandlungen in Großbritannien und Deutschland konnten Forscher den Erreger inzwischen tatsächlich in äußerlich gesunden Tieren nachweisen. Die sehr infektiösen Sporen des Erregers können von dort mit dem Wasser in die Natur gelangen und frei lebende Salamander und Molche anstecken. Zumindest in der Region im Süden der Niederlande und im Osten Belgiens sowie in den angrenzenden deutschen Gebieten wurde Bs inzwischen in der Natur bereits gefunden. Der Killer aus dem Fernen Osten hat seinen Feldzug in Europa also bereits begonnen.

Die Opfer haben kaum eine Chance

Die Opfer haben kaum Chancen gegen diesen Schmarotzer. Um sich an ihn anzupassen, fehlt ihnen vermutlich die Zeit: Salamander können durchaus 20 Jahre alt werden, vermehren sich erst, wenn sie ein paar Jahre alt sind und haben so eine lange Generationszeit. Wenn der Erreger aber in nur vier Jahren 96 Prozent aller Feuersalamander in Holland tötet, verschwinden die Bestände eben viel schneller als sie sich anpassen können.

Noch aber sehen Dirk Schmeller und seine Kollegen eine Chance für Salamander und Molche. So könnte Europa den Import dieser Arten verbieten und damit verhindern, dass der Erreger in Gebiete eingeschleppt wird, in denen er bisher noch nicht angekommen ist. Die USA haben einen solchen Importstopp bereits beschlossen, um ihr Land vor der tödlichen Infektion zu schützen. So könnte man auch in Europa zumindest die Arten retten, die nur in einem isolierten Gebiet wie zum Beispiel auf Korsika vorkommen.

Intakte Umwelt in den Gewässern hilft

In Bergseen der Pyrenäen hat UFZ-Forscher Dirk Schmeller obendrein entdeckt, dass dort lebenden Miniorganismen, die als Zooplankton zusammengefasst werden, die Pilzsporen von Bd eifrig vertilgen. Da ihnen Bs-Sporen ähnlich schmecken sollten, dürfte ein gesundes Ökosystem mit sauberem Wasser, in dem reichlich Zooplankton schwimmt, die Ausbreitung ebenfalls bremsen. „Zusätzlich brauchen wir dringend ein Monitoring, das uns zeigt, wo die Infektion bereits angekommen ist und wo nicht“, fordern Dirk Schmeller und seine Kollegen. Droht eine Region überrannt zu werden, kann man schnell gesunde Tiere evakuieren und in Gefangenschaft züchten. Später können sie dann in Bs-freien Gebieten in die Natur zurückkehren. Sollten die Behörden solche Maßnahmen einleiten, gäbe es für Salamander und Molche eine Überlebenschance.

Schwanzlurche

Kennzeichen
Schwanzlurche sind eine Ordnung der Amphibien, die alle einen lang gestreckten Körper und einen langen Schwanz haben. Fast alle der weltweit beinahe 600 Arten leben in den gemäßigten bis subtropischen Breiten der Nordhalbkugel, die größte Vielfalt findet sich in Nordamerika. In Südamerika gibt es einige tropische Arten.

Salamander
So werden die eher an Land lebenden Schwanzlurcharten genannt. Allerdings ist diese Einteilung nicht allzu fest. Zum Beispiel verlässt der Japanische Riesensalamander, der 150 Zentimeter lang und 20 Kilogramm schwer wird, das Wasser nie.

Molche
Diese Schwanzlurche leben zumindest zeitweise im Wasser. Am Schwanz haben sie in dieser Zeit einen Flossensaum, mit dem sie sehr gut schwimmen können. Genau wie bei den Salamandern ist diese Einteilung aber nicht strikt, auch weil sie teilweise an Land leben.