Umweltfragen stehen hoch im Kurs, da kommt dieses Festival gerade recht. Eine Woche lang ist in Waldenbuch an Ideen für einen sparsameren Alltag und damit für eine bessere Zukunft gebastelt worden.

Waldenbuch - Auf dem Zeltplatz „Jungviehweide“ am Waldenbucher Bezenberg geht es entspannt zu. Am großen Spültisch schmieden junge Leute beim Abtrocknen Pläne für den Abend. Neben der Feuerstelle wirft sich eine Gruppe Jugendlicher Bälle zu, und in der kleinen Zeltstadt errichten die Neuankömmlinge ihre Unterkunft für die Nacht. Was auf den ersten Blick wie ein fröhliches Freizeitvergnügen wirkt, hat einen ernsten Hintergrund. Von Mittwoch bis Sonntag haben sich rund 350 Jugendliche beim Umwelt-Festival „Aufstand“ der Naturschutzjugend (NAJU) Baden-Württemberg getroffen, um Antworten auf Zukunftsfragen zu finden.

 

Die Abiturientin Johanna Kuß könnte längst an ihrer Karriere basteln oder beim Work-and Travel in Australien auf Entdeckungsreise gehen. Sie hat sich anders entschieden. Seit Herbst vergangenen Jahres macht sie ihren Bundesfreiwilligendienst in der NAJU-Geschäftsstelle in Stuttgart. „Ökologie ist für mich ein wichtiges Thema. Ich wollte vor dem Studium in dieser Richtung noch etwas bewegen“, erzählt sie.

Tatsächlich hat die junge Frau in den vergangenen Monaten viel geleistet. Seit September hat sie mit zwei weiteren Freiwilligen und 15 Ehrenamtlichen die 22. Auflage des Umwelt-Festivals vorbereitet. Das diesjährige Motto „Eine Welt für alle – Alle für eine Welt“ diente dabei als Leitfaden. „Es geht darum, alternative Lebens-, Wirtschafts- und Konsumkonzepte kennenzulernen und Ideen zu entwickeln, die einen achtsameren Umgang miteinander, mit der Welt und der Natur ermöglichen“, sagt sie.

Es entwickeln sich völlig neue Ideen

Dazu gehören Workshops, Exkursionen, Spiele, Diskussionen mit Experten, Filme, der Auftritt von Bands und viel Zeit für Gespräche. Die 21-jährige Antonia und die 19-jährige Sina aus Ludwigsburg sind sich einig: Die Vielfalt und die entspannte Atmosphäre seien super. Sie haben ihr Zelt schon am Mittwoch auf der Jungviehweide aufgebaut und stellen nach zwei Tagen begeistert fest: Man komme mit vielen Leuten ins Gespräch und entwickelt dabei Gedanken, die man bisher in dieser Form noch gar nicht hatte.

Veranstaltungen zum Thema „Foodsharing“, „Bedingungslose Liebe“ und „Human Design“ haben die Freundinnen schon besucht. An diesem Nachmittag haben sie die Qual der Wahl. Ein Mitarbeiter des Orga-Teams kündigt übers Megafon drei Workshops an. Man kann mit Inga auf Kröten-Rallye gehen, sich im Teezelt über Menschenrechte informieren oder mit Reyhaneh Redlich Naturkosmetik herstellen.

Kein Mikroplastik, keine Chemikalien

Antonia und Sina entscheiden sich für die Körperpflege – und nicht nur sie. Gemeinsam mit etwa 50 anderen Teilnehmern drängen sie sich in das Zelt, in dem die 41-jährige Referentin die Zutaten aufgebaut hat. Auf dem Tisch stehen Haferflocken, Leinsamen, Zitronen, Karotten, Olivenöl, Natronpulver, Äpfel und Bananen, ätherische Öle, Lavendel und Rosenblüten. Reyhaneh Redlich erklärt dazu: „Man kann mit einfachen Mitteln aus Küche und Garten fast alles selber machen.“

Kein Mikroplastik, keine Chemikalien, kein Profit für Pharmakonzerne – die jungen Leute suchen Alternativen. „Was kann man gegen Pickel tun“, „Taugt das Shampoo auch für Dreadlocks“, „Wie oft muss man das Deo auftragen“ – die Referentin beantwortet die Fragen und lädt dann zum Praxistest. Gemeinsam werden Rezepte für eine Creme, eine Zahnpasta, ein Peeling, ein Blitzdeo und ein Sonnenöl ausprobiert. Eine der Freundinnen aus Ludwigsburg sagt: „Das ist ein Punkt, an dem jeder Einzelne ganz einfach etwas verändern kann, um in der Summe einen nachhaltigen Lebensstil zu entwickeln.“