Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hat die Umweltdaten für Baden-Württemberg vorgelegt. Ergebnis: Die Konzentrationen von Feinstaub in der Luft und Nitrat im Grundwasser sind vielerorts zu hoch. Doch auch der Klimawandel und die Energiewirtschaft werden das Ministerium künftig beschäftigen.

Stuttgart - Die Luftqualität im Land hat sich in den vergangenen Jahren verbessert. Doch trotz dieses positiven Trends liegen die Konzentrationen für Stickstoffdioxid und Feinstaub an verkehrsnahen Messstationen noch erheblich über den von der EU festgelegten Grenzwerten. Das sagte Margareta Barth, die Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW), bei der Präsentation der Umweltdaten am Freitag in Stuttgart. Insgesamt sei die Belastung mit Luftschadstoffen zwischen 1994 und 2010 um 70 Prozent zurückgegangen. Demnach werden die Grenzwerte abseits viel befahrener Straßen nicht überschritten, auch die Jahresgrenzwerte sind laut Barth 2011 an allen Messstellen eingehalten worden.

 

An den Äpfeln lässt sich sich der Klimawandel messen

Der Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) wies darauf hin, dass es auch in anderen Bereichen noch viel zu tun gebe, wie zum Beispiel beim Klima. Der Klimawandel sei im Südwesten längst Realität. Zwischen 1931 und 2010 ist die Durchschnittstemperatur im Land sogar um 1,1 Grad gestiegen, global nur um 0,7 Grad. Spürbare Auswirkungen habe dieser Temperaturanstieg nachweislich auf die Apfelblüte: die beginne früher, die Vegetationsperiode sei länger.

Unbefriedigend ist laut Barth auch die „großflächige“ Nitratbelastung der Gewässer. An jeder sechsten Messstelle liege sie oberhalb der Grenzwerte, Ursache seien Dünge- und Pflanzenschutzmittel. Minister Untersteller kündigte an, dass das Kabinett an einer Novelle des Wassergesetzes arbeite mit dem Ziel, den Nitratgehalt zu reduzieren. „Es gibt einen Trend zur Abnahme, aber das braucht auch Zeit, bis es sichtbar ist“, sagte Untersteller.

Flächenverbrauch muss weiter eingedämmt werden

Auch der Flächenverbrauch bleibt ein Thema: der tägliche Verbrauch von 6,3 Hektar Fläche (2011) sei zwar der geringste Wert seit dem Beginn der statistischen Erfassung in den 50er Jahren. Von der angestrebten „Nettonull“ beim Landschaftsverbrauch sei man aber noch weit entfernt, sagte Barth. Um Abhilfe zu schaffen, müssten mehrere Maßnahmen ineinander greifen, erläuterte Untersteller. Entscheidend sei, dass man mehr Innen- als Außenentwicklung erreiche. Deshalb müsse man die Altlastensanierung voranbringen – und darüber nachdenken, ob die Grundsteuerlast bei einem Bau auf der grünen Wiese gleich hoch sein müsse wie im Innenbereich. Auch der effizientere Einsatz von Ressourcen und mehr Unabhängigkeit von Rohstoffen zählt Untersteller zu den wichtigen Aufgaben: „Da müssen wir als hoch industrialisiertes Land vorangehen“, sagte er.

Wenig befriedigend ist die Lage im Natur- und Artenschutz. Knapp 40 Prozent der geschützten Flächen seien in einem ungünstigen Erhaltungszustand, sagt LUBW-Chefin Barth. Dazu zählte sie die Wacholderheiden. Auch beim Brutvogelmonitoring ist die Bilanz durchwachsen: der Grünspecht passt sich den veränderten Gegebenheiten an, die Feldlerche kommt mit der intensiven Landwirtschaft nicht zurecht. Ihr Bestand hat sich zwischen 1999 und 2010 nahezu halbiert. Dies kritisiert auch der BUND. „Das zeigt, dass die bisher umgesetzten Maßnahmen unzureichend waren“, sagte dessen Vorsitzende Brigitte Dahlbender. In den meisten Bereichen sei man „von einer echten Trendwende in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung“ weit entfernt. Nachhaltig sei an den Umweltdaten nur die Stagnation, monierte sie.