Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller informierte sich in der Bosch-Zentrale an der Wernerstraße in Stuttgart-Feuerbach über Ideen und Innovationen des Konzerns.

Feuerbach - Mit einer „Fabrik im Grünen“ hatte Robert Bosch 1910 einst in Feuerbach den Grundstein für die heutige Weltbedeutung der Bosch-Gruppe als Zulieferer für die Autoindustrie gelegt. Längst ist aber nicht nur Feuerbach eminent gewachsen, sondern auch Bosch am Standort, wo derzeit an „sieben Ecken“ des Stadtbezirkes bauliche Investition getätigt werden oder geplant sind: „Wir bauen bis an Ihr Rathaus heran“, stellt so Uwe Gackstatter, der Vorsitzende des Bereichsvorstands Diesel Systems, mit Blick auf die Bezirksvorsteherin Andrea Klöber fest. Sie nahm an der zweistündigen Veranstaltung ebenso teil wie Vertreter von Bezirks- und Gemeinderat. So betonte Franz Untersteller, dass er diese Info-Veranstaltung „in erster Linie als Abgeordneter des Wahlbezirks“ wahrnehme.

 

Eine Art ministerialer Diesel-Gipfel war dies also nicht. Gleichwohl gab die Debatte um diese Antriebstechnik die stark präsente Folie ab, zumal hier am Standort mit seinen 14 000 Beschäftigten auch die neuesten Einspritzpumpen für den Dieselmotor gebaut werden. Dass der Dieselsektor des Unternehmens ab dem neuen Jahr unter das Dach „Powertrain Solutions“ kommt, deutet aber schon an, welch gravierende Veränderungen hier im Gange sind. Gackstatter betonte deshalb in seiner Einführung, dass in Sachen Luftreinhaltung und Klimaschutz „nicht die eine Lösung, sondern ein Bündel an technischen Ansatzpunkten“ gefragt sei, bei der „alle Arten von Antrieben eine Rolle spielen werden“.

Investitionen am Standort Feuerbach

So investiere Bosch am Standort Feuerbach „400 Millionen Euro pro Jahr allein in die Elektrifizierung der Mobilität“. Für Verbesserungen an der Schadstofffront sorgten aber auch technologische Innovationen wie eine „neue Bremsscheibe, die den Abrieb um 90 Prozent senkt. Porsche ist da unser erster Kunde“. Und beim Diesel verfüge man inzwischen über eine Technologie, mit der „schon heute die Stickoxide unter den in vier Jahren geltenden Grenzwerten liegen, und zwar im Realbetrieb auf der Straße“, wie er betonte. Er gab sich überzeugt, „dass der Diesel auch in Zukunft eine Rolle spielen“ werde, nicht zuletzt im Lkw-Bereich, wo man aber auch an Brennstoffzellen-Technik arbeitet. Gackstatters Blick in die Zukunft war: „Wir werden alles sehen. Wir investieren deshalb in alle Bereiche. In die Vernetzung und in alle Antriebstechnologien.“ Für den technischen Wandel brauche man aber hinreichend Zeit: „Sonst wir das ein Job-Vernichter.“

Just auf den Faktor Zeit hob Untersteller dann auch in seinen ersten Ausführungen ab: „Ist es wirklich so, dass wir den Diesel für alle Zeiten brauchen oder geht es darum, ihn jetzt für die nächste Dekade zu verbessern?“ Denn, so der Minister, „was wir gerade bei der Mobilität erleben, ist die größte Umwälzung seit der Erfindung des Automobils. Es könnte aber sein, dass der Wandel schneller kommt als wir denken. Darauf sollten wir uns einstellen“. Er erinnerte dabei ans Tasten-Handy von Nokia, dass „sich jetzt im Industriemuseum befindet“.

Automobilstandort Baden-Württemberg

Den Automobilstandort Baden-Württemberg als Teil der „alten Welt“ sieht Untersteller „in die Zange genommen von der neuen Welt“: „Von neuen Playern im Osten und in den USA. Entscheidend ist, dass unsere Automobilstandorte auch in der neuen Welt vorne dran spielen. Wegen der Arbeitsplätze und der Wertschöpfung für die Erhaltung unseres Wohlstandes.“ Bei einem Rundgang durch die Produktion gab es dann Beispiele, wie Bosch mit seinen Investitionen an technologischen Innovationen arbeitet, die die aktuelle Spitzenposition als Zulieferer sichern sollen. Etwa mittels eine lückenlosen Vernetzung der Maschinen im Sinne von „Industrie 4.0“. Oder bei der Energieeffizienz, wenn der Verbrauch eins zu eins erfasst wird, was ein Ingenieur so zusammenfasste: „Von den Kostenschweinen bis ins kleinste Produkt.“