Der Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg, Franz Untersteller, hat gemeinsam mit der Vizepräsidentin des Landtags, Brigitte Lösch, das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung besucht.
Vaihingen - Mehr als zwei Stunden Zeit hatte er mitgebracht. „Die Ferienzeit nutze ich gern für solche Termine“, sagte Franz Untersteller. Der baden-württembergische Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft war zu Besuch im Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, kurz IPA, am Rande des Vaihinger Campus. Ebenfalls mit dabei: die Vizepräsidentin des Landtags, Brigitte Lösch (Grüne).
Im IPA arbeiten derzeit 800 Mitarbeiter, die in den Bereichen Automotive, Maschinenbau, Elektronik und Mikrosystemtechnik, Medizin- und Biotechnik sowie Energiewirtschaft an Techniken für morgen werkeln. Zukunft zu produzieren, das ist laut Thomas Bauernhansl, neben Alexander Verl Leiter des Instituts, auch der Leitgedanke.
Den industriellen Kern bewahren
Es gehe künftig darum, in Deutschland den „industriellen Kern zu bewahren“ und wettbewerbsfähig zu bleiben beziehungsweise den Vorsprung zu stärken. Aber vor allem müssten Entwicklungen von morgen auch nachhaltig sein. „Nicht, weil wir auf einmal alle grün geworden sind, sondern weil wir erkannt haben, dass wir die Art der Produktion ändern müssen“, sagte Bauernhansl. Denn nur so könne es eine Zukunft geben. Die Schlüsselwörter: Energie- und Materialwende. „Wir wollen beim Paradigmenwechsel dabei sein und diesen Prozess vorantreiben“, fügte Bauernhansl hinzu.
Wie die Arbeit in Zukunft aussehen könnte, erfuhren der Umweltminister und die Vizepräsidentin bei einem Rundgang. Palette um Palette transportierte im Roboterversuchsfeld ein sogenannter Aufwälzgreifer Konserven und Tetrapacks von einer Stelle zur anderen. „Ein Lagerarbeiter bewegt in einer Schicht sieben bis zwölf Tonnen Güter“, sagte Hendrik Mütherich, der Projektleiter. „Die Folgen sind oftmals körperliche Schäden.“ Der Industrieroboter soll Menschen von monotonen und gesundheitsschädlichen Arbeiten entlasten. Der Roboter kann Produkte bis 40 Kilogramm und mit einer Größe von zehn bis 150 Zentimeter transportieren. „Der schwarz-rote Würfel scannt die Palette ab“, erklärte Mütherich.
S-Tec-Zentrum geplant
Der Minister, ausgestattet mit blauen Plastikpuschen, schaute durch riesige Glasfenster in den 100 Quadratmeter großen Schwerlastreinraum. „Dort können immer größer werdende Anlagen, etwa aus der Photovoltaikherstellung, untersucht werden“, sagte Udo Gommel. In dem Raum ist es millionenfach sauberer als an der freien Luft, weshalb dort die Mitarbeiter untersuchen können, ob Geräte bestimmten Reinheitsanforderungen entsprechen.
Einen noch nicht sichtbaren Ausblick in die Zukunft gab Bauernhansl mit dem auf dem Campus-Gelände geplanten Technologie- und Innovationscenter S-Tec, das gemeinsam mit der Industrie und der Universität in Angriff genommen werden soll. „Wir wollen die Uni stärken und Industrie auf den Campus holen“, sagte der Institutsleiter und erinnerte an den Investitionsstau von mehreren hundert Millionen Euro an der Uni Stuttgart. „Im Kern ist das die Entwicklung, die es in den USA schon seit vielen Jahren gibt“, sagte Untersteller.
Dies bestätigte Bauernhansl. „In Deutschland tut man sich damit aber noch schwer“, sagte er. Nicht alle Professoren beäugten solche Pläne mit Wohlwollen, sie fürchten um ihre Unabhängigkeit. „Das wird der Ritt auf der Rasierklinge werden“, prognostiziert der Institutsleiter.