Umweltschützer fürchten, dass wesentliche Punkte der Endlagersuche im Verborgenen festgezurrt werden.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ulm - Auf dem Weg zu den Kaffeetischen mussten die Kommunalvertreter durch ein Spalier von Plakaten gehen, die vor dem Eingang der Ulmer Donauhalle in die Winterluft gehalten wurden. „Genug gemauschelt. Volle Transparenz bei der Endlagersuche“, war zu lesen. Dazu dirigierte Fritz Mielert, Umweltschutzreferent des BUND Baden-Württemberg, den Tages-Rap der Demonstranten: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Infos klaut.“

 

Die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender teilte das schmerzhafte Gefühl von Ausgrenzung unter den Naturschützern. Der Verdacht dränge sich auf, ein Beamtenklub zurre wieder wesentliche Dinge fest, und die nötige Bürgerbeteiligung solle wohl ganz am Ende kommen. „Die machen die gleichen Fehler wie bei Gorleben und bei Stuttgart 21.“ Ihr Widerstand, fügte die Landeschefin hinzu, richte sich allerdings gegen das einladende Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit, nicht gegen die Bürgermeister der Region zwischen Ulm und Riedlingen. Der Umweltreferent Mielert nannte das geladene Publikum des Tages gleichwohl „verbeamtete, weisungsgebundene Menschen“. Ihn beschleiche „dieses Gefühl, irgendwas stimmt hier nicht“.

Kein großer Dissens in der wichtigsten Frage

Ein Blick zurück legt jedoch die Wahrscheinlichkeit nahe, dass zwischen den Umweltaktivisten sowie den Amts- und Ratsvertretern diesmal gar kein großer Dissens besteht, zumindest nicht in der Grundfrage, ob ein Atomendlager im Oberschwäbischen abzulehnen oder zu befürworten wäre. Schon 2006, als erstmals eine Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe bekanntgeworden war, wonach auch Baden-Württemberg als Standort für ein Atomendlager infrage kommen könnte, kam es zu heftigen regionalpolitischen Abwehrreflexen. Der Biberacher SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Gerster gründete umgehend eine Bürgerinitiative gegen solche vergifteten Überlegungen. Kurz darauf verabschiedeten die im Regionalverband Donau-Iller versammelten Bürgermeister eine Resolution und sprachen sich darin „entschieden gegen jede weitere Untersuchung der Tonformationen zur Endlagerung radioaktiver Abfälle in der Region“ aus.

Genutzt hat das alles nichts. Aber der große Clash der Interessen könnte noch bevorstehen, deutete Brigitte Dahlbender an. „Ohne Bürgerinnen und Bürger wird es niemals zu diesem Endlager kommen.“