Auch die Firmen denken um: Der Reinigungs- und Pflegemittel-Hersteller Haka-Kunz hat ein Konzept zur Müllvermeidung entwickelt - dazu gehört die neue Nachfüllstation im Werksverkauf.

Waldenbuch - Die Deutschen haben in vielen Bereichen die Nase vorn – leider auch beim Erzeugen von Plastikabfall. Rund 220 Kilogramm steuert jeder Bürger und jede Bürgerin nach Angaben des Bundesumweltamtes im Jahr zum Müllberg bei. Im europäischen Durchschnitt sind es nur etwa 167 Kilo pro Kopf. Unverpackt-Läden liegen im Trend. Nachhaltigkeit rückt unter dem Schlagwort „Zero-Waste“ ins Bewusstsein der Verbraucher. Auch viele Unternehmen denken um. Zum Beispiel die Firma Haka Kunz in Waldenbuch.

 

Der Spezialist für Reinigungsmittel hat seinen Werksverkauf nun mit einer Nachfüllstation ergänzt. „Die Plastikflut ist für die Umwelt dauerhaft nicht tragbar“, sagt die Marketingleiterin der Unternehmens, Ilona Hinz. Ein Konzept zum Thema „Zero Waste“ liege seit einiger Zeit in der Schublade. Nach den guten Erfahrungen mit dem Kunstprojekt „Seifenbrunnen“ – auf dem Waldenbucher Marktplatz konnte vom 4. bis 18. Oktober kostenlos Flüssigseife gezapft werden – habe man mit der Umsetzung begonnen. „Die Kehrtwende zum nachhaltigen und sorgsamen Umgang mit Ressourcen ist spürbar.“ Das hat Ilona Hinz in Gesprächen am Kunstwerk festgestellt.

Zu vielen Produkten gibt es auch den Kanister zum Nachfüllen

2500 Tonnen Reinigungs- und Pflegemittel verkauft Haka pro Jahr im Direktvertrieb. Da kommt reichlich Verpackungsmaterial zusammen. Die Projektmanagerin Christiane Adams hat das Thema Müllvermeidung deshalb schon lange im Blick. „Wir fangen nicht bei Null an. Zu vielen Produkten gibt es zur handlichen Gebrauchsverpackung auch den Kanister zum Nachfüllen. Außerdem sind die Mittel so hoch konzentriert, dass man mit kleinen Mengen auskommt“, berichtet sie.

Zum Vergleich: 750 Milliliter eines Allround-Putzmittels erbringen nach Angaben der Haka-Experten etwa die gleiche Reinigungsleistung wie zwölf Flaschen eines vergleichbaren Produkts aus dem Handel. Auch Alternativen zur Plastikverpackung habe man geprüft. „Was die Hygiene, die Haltbarkeit und das Gewicht angeht, haben wir keinen sinnvollen Ersatz gefunden“, sagt Christiane Adams.

Ein Mehrweg-System war ebenfalls im Gespräch, wurde aber wegen der hohen CO2-Belastung beim Rücktransport wieder verworfen. An ein paar Stellschrauben konnte man trotzdem drehen. „Unsere Verpackungen enthalten keine Verbundmaterialen und sind zu 100 Prozent recycelbar“, sagt Christiane Adams. Das habe zwar zu Abstrichen an der Optik geführt, aber das sei die Sache wert.

Auch die Kooperation mit Unverpackt-Läden ist denkbar

Wie groß die Bereitschaft der Kunden zum Verzicht auf ansprechende Verpackungen und zu ein paar Handgriffen mehr für das Reinigen und Mitbringen eigener Gebinde ist, wird sich nun im Werksverkauf an der Bahnhofstraße zeigen. In der Nachfüllstation neben dem Eingang hat das Unternehmen zunächst einmal die Top-Seller platziert. Dazu gehören die Neutralseife, Spülmittel, Haushaltsreiniger, Waschmittel oder ein Waschgel für die Körperpflege.

Das Abfüllen ist einfach. Doch ein paar Regeln gibt es. „Behälter aus dem Lebensmittelbereich sind tabu. Das ist gerade in Haushalten mit kleinen Kindern besonders wichtig. Am besten wäre natürlich die Originalflasche, dann ist jedem klar, welchen Inhalt sie hat“, sagt die Firmensprecherin Carmen Ruf. Wichtig sei aus hygienischen Gründen außerdem, dass die Gefäße sauber und trocken sind. Und auch darauf legt sie Wert: „Mit dem Verzicht auf die Verpackung können die Kunden nicht etwas Gutes für die Umwelt tun, sondern auch noch Geld sparen.“

Wird die Nachfüllstation angenommen, will das Unternehmen das Angebot um zusätzliche Artikel aus der Produktpalette erweitern. „Wir sammeln jetzt erst Erfahrungen, dann gehen wir den nächsten Schritt“, sagt Carmen Ruf. Christiane Adams hat die hausinterne Ideen-Fabrik schon aktiviert. „Wir denken in viele Richtungen.“ Dazu gehöre etwa ein Abfüllangebot über die Außendienstmitarbeiter. Momentan werde geprüft, wie eine Nachfüll-Station für Körperpflege- und Kosmetikartikel hygienisch sinnvoll gestaltet werden könne.

Auch die Kooperation mit Unverpackt-Läden hält die Produktmanagerin für denkbar. „Damit kämen wir ein Stück weit zurück zu den Wurzeln von Haka“, sagt Christiane Adams und erinnert an die Anfänge des Unternehmens in den 1940er Jahren, als die Hausfrauen ihre Neutralseife noch ganz selbstverständlich in Marmeladengläser abgefüllt haben.