426.000 Hektar Schutzgebiete gibt es in Baden-Württemberg. Schon ganz gut findet das Nabu-Landeschef Baumann. Doch: Es gibt noch viel zu tun.

Stuttgart - Baden-Württemberg steht beim Artenschutz nach Ansicht von Naturschützern zwar recht gut da - es gebe aber immer noch jede Menge zu tun. „Beim Zustand der Gebiete sind wir nicht überall im grünen Bereich“, mahnte der Landesvorsitzenden des Naturschutzbundes (Nabu), Andre Baumann, in Stuttgart 20 Jahre nach Einführung der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH).

 

Rund 11,6 Prozent der Fläche Baden-Württembergs seien derzeit FFH-Schutzgebiete - das entspricht einer Fläche von 426 000 Hektar. FFH steht für Flora (Pflanzenwelt), Fauna (Tierwelt) und Habitat (Lebensraum). Die Richtlinie verpflichtet die EU-Mitgliedsstaaten, diese besonderen Schutzgebiete auszuweisen und damit die Artenvielfalt zu sichern. Der Zustand der Flächen wird in einem Ampelsystem mit grün, gelb oder rot bewertet.

„In Baden-Württemberg gibt es noch zahlreiche FFH-Lebensraumtypen, die im roten oder gelben Bereich sind“, berichtete Baumann. So würden beispielsweise Flachland-Mähwiesen oft zu häufig von den Bauern gemäht und zu stark gedüngt. „Das Land muss mit den Landwirte dafür sorgen, dass die Wiesen naturverträglicher bewirtschaftet werden“, forderte der Nabu-Chef. „Da sehen wir durchaus noch Defizite.“

Die Umsetzung beschleunigen

Bei einer bundesweiten Nabu-Analyse über den Zustand des Natur- und Artenschutzes steht die Naturschutz-Ampel in Baden-Württemberg daher auf Rot - das bedeutet, dass das Land derzeit nur zwischen 0 bis 33 Prozent des Zielwertes von 2020 erfüllt. Das Land erarbeite darum eine Naturschutzstrategie im Dialog mit den Umweltverbänden.

Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) sagte, es sei vordringliches Ziel in der Strategie, die Umsetzung von „Natura 2000“ zu beschleunigen. Der Begriff steht für die Errichtung eines Netzes von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union nach der FFH-Richtlinie. „Die Umsetzung von Natura 2000 verlief unter Schwarz-Gelb zu zögerlich“, erklärte Bonde.

Grün-Rot wolle die Landschaftserhaltungsverbände (LEV) aufwerten, kündigte Bonde an. Man habe allen Landkreisen angeboten, die Verbände zu stärken, sagte Bonde. Statt wie bisher eine halbe Stelle finanziere das Land jetzt eineinhalb Stellen pro Verband. Zudem kündigte der Minister an, sich dafür einzusetzen, dass die bisherigen Mittel im EU-Agrarhaushalt erhalten bleiben. „Die Anreize, die wir Landwirten über freiwillige Förderprogramme geben können, sind ein gesichertes Zusatzeinkommen“, sagte Bonde.

Der Feldhamster steht vor dem Aussterben

Auch der Nabu-Chef setzt auf finanzielle Unterstützung der Bauern beim Umweltschutz: „Wir hoffen, dass sich die Landwirte und Kommunen in ein paar Jahren freuen, dass ihre Flächen FFH-Gebiete sind, weil sie dementsprechend Förderung bekommen“, sagte Baumann.

Die Richtlinie habe zu deutlichen Fortschritten im Natur- und Artenschutz geführt. Zahlreiche Wildtiere hätten profitiert: „Der Biber ist jetzt beispielsweise streng geschützt.“ Weniger gut getroffen habe es dagegen den Feldhamster: „Das Land hat es in den letzten Jahren nicht geschafft, den Bestand zu schützen und zu fördern“, sagt Baumann. Derzeit schätzt er die Population der Feldhamster auf wenige Dutzend. „Wir befürchten, dass das Tier in den nächsten Jahren ausstirbt - wenn das Land nicht noch mal Gas gibt.“