Wer die Umwelt schützen will, vermeidet unnötigen Plastikmüll. Stuttgarter Gastronomen greifen diesen Gedanken auf und verzichten auf einen Klassiker bei Erfrischungsgetränken.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Neulich im Biergarten: Bei der Bestellung sagt der Gast: „Bitte ohne Röhrle“, aus Umweltschutzgründen. Das Röhrle, der Trinkhalm, verschwindet nicht nur bald aus den Regalen einiger großer Supermarktketten, sondern schon länger aus dem Trinkgefäß umweltbewusster Konsumenten. Doch der Wunsch ans Personal verhallt ungehört: Das Getränk, ein Holunderschorle mit Minze und Eis, kommt wenig später frisch und kühl an den Tisch – mitsamt Röhrle.

 

Wie handhaben Wirte in Stuttgart die Vermeidung von Plastikmüll in Form der Trinkhalme? Auch wenn die Trink- und Rührhilfen nicht den Großteil des Verpackungsmülls in unseren Tonnen ausmachen, ist die Sensibilität gestiegen, nach dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“.

„Wir haben erst gar keine da, bei uns kommen die Getränke im Glas, das akzeptieren die Gäste“, sagt Joachim Latsch vom ökologisch ausgerichteten Lokal Lässig – früher in der Markthalle im Westen, jetzt an der Gerokstraße. „Irgendwo an der Theke haben wir noch einen Restbestand, falls mal jemand mit Kindern da ist, die unbedingt eins brauchen“, fügt er hinzu. Doch sei es auch schon in solchen Fällen passiert, dass die Packung unauffindbar war und man Kind und Eltern vertrösten musste – „das war dann auch kein Drama“, sagt Latsch. Man versuche im Lässig grundsätzlich, Verpackungsmüll zu vermeiden.

Aus zwei macht eins heißt eine Strategie

Einen Mittelweg geht das Amadeus am Charlottenplatz. „Aus antialkoholischen Getränken lassen wir die Trinkhalme ganz raus“, sagt Geschäftsführer Axel Werft. Im Cola habe noch nie ein Röhrle gesteckt, obwohl es mit Eis serviert werde. Einzige Ausnahmen bei den alkoholfreien Getränken seien Rhabarber- und Holunderschorle. Weincocktails wie Aperol, Hugo oder Pimm’s serviert man im Amadeus nun mit einem statt zwei Röhrle. In diesen Fällen verzichte man nicht, da der Trinkhalm schließlich eine Funktion habe: „Man trinkt mit dem Halm, damit das Eis nicht an die Lippen kommt“, erklärt Werft. Die Umstellung sei im Amadeus „ein ‚ongoing process‘“, man habe mit den nun getroffenen Entscheidungen also erst den Anfang gemacht. Der Umgang mit dem Plastikmüll könne sich noch weiterentwickeln. „Wir wissen ja auch noch nicht, wie es die Gäste auffassen“, fügt Axel Werft hinzu. Erste Überlegungen, auf diesem Weg Müll zu reduzieren, seien vor einem Jahr aufgekommen. „Seit einem Monat setzen wir das nun um“, erläutert Werft.

Holzrührer können „Röhrle“ ersetzen

„Wir haben schon lange nur noch die kurzen Röhrchen für Caipirinha“, sagt Tobias Messerle vom Kap Tormentoso. In dem Mischgetränk brauche man die einfach zum Rühren. „Aber bei anderen Longdrinks und Cocktails haben wir auch schon auf Holzrührstäbchen umgestellt“, fügt Messerle hinzu.

Alternativen werden allmählich beliebter. In Stuttgart noch nicht durchgesetzt hat sich der internationale Trend aus Cafés, in Latte Macchiato eine Makkaroni zu stecken, durch die sich trefflich schlürfen lässt. Doch man muss nicht in den Bars großer Metropolen auf Ideensuche gehen: In Hohenheim wurden an der Universität Trinkhalme aus Apfeltrester entwickelt, die sogar essbar sind. Und dann wäre da noch der gute alte Strohhalm, der neben der Papiervariante eine Renaissance erlebt.