Am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Stuttgart-Sillenbuch gibt es nun eine Umwelt-Klasse. Der Anblick eines Vogels voller Plastik im Bauch hat die Kinder nicht mehr losgelassen.

Sillenbuch - Der Anblick lässt die Schüler nicht mehr los. Ein toter Wasservogel, der dort, wo zu Lebzeiten der Magen gewesen war, nur Müll hatte. „Da war nichts, nur Plastik, sogar ein Badeschlappen und ein Feuerzeug. Das war schon traurig und hat mich auch wütend gemacht“, sagt Tom, der die erschreckenden Filmsequenzen mit seiner Klasse, der 5d aus dem Sillenbucher Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG), angesehen hat.

 

Der Müll zerstöre auch ihr Leben

Ein Referat der Mitschülerin Karina über die Verschmutzung der Weltmeere gab den Kindern den Rest. „Ich finde das Thema sehr wichtig, weil die Verschmutzung zerstört teilweise für uns das Leben. Die Tiere fressen das Plastik, und wir essen es dann mit“, sagt die Elfjährige. Ihre Klassenkameradin Yara ist noch heute schockiert über das, was sie erfahren hat. „Wie lange es braucht, bis sich das Plastik zersetzt“, sagt sie kopfschüttelnd.

Ihren Schrecken haben die Fünftklässler in Energie umgewandelt. Die 5d hat sich im Lauf des Schuljahres zur GSG-Umwelt-Klasse gemausert. Und das völlig ohne Zutun der Lehrer. Zunächst haben die Kinder den Hausmeister selbstständig in der Pause um Zangen gebeten und damit das Schulgelände von Müll befreit, in ihrer Freizeit haben sie zudem Plakate gestaltet und sie in Sillenbuch, Kemnat oder Rohracker aufgehängt. „Rettet die Tiere“, ist dort zu lesen. „Bitte denken Sie auch an andere Lebewesen und uns. Retten Sie unsere Zukunft vor der Umweltverschmutzung.“

Hier heißt es: schaffen statt chillen

An diesem Dienstag hat die 5d Nägel mit Köpfen gemacht. Während andere Klassen zu Wanderungen aufbrachen, ging es für sie mit Zangen, Mülltüten und Handschuhen zur Putzete durch den Bezirk – auf eigenen Wunsch. Schaffen statt chillen. „Freibad ist nicht so wichtig wie Tiere“, sagte Valentin. Und auch beim Schulfest an diesem Mittwoch werden die Kinder an einem Infostand für die gute Sache werben.

Die Lehrer sind begeistert vom Tatendrang der Kinder. Janna Procyk erzählt: „Sie haben immer vom Müllsammeln erzählt, und irgendwann kamen sie in der Mittagspause mit sechs vollen Säcken an.“ Für die Putzete am Dienstag hatte die Schule auch die Stadt ins Boot geholt. Die Verwaltung stellte die Zangen und wird den Abfall abholen lassen. Auch nach den Sommerferien soll das Engagement weitergehen. „Da werden wir versuchen, dranzubleiben“, sagt der Lehrer Simon Llosa. Dass das gelingt, steht außer Zweifel. „Unser Ziel ist, dass andere davon Notiz nehmen“, sagt Yara, „es müssen alle mitmachen. Wir können nicht allein die ganze Welt saubermachen“.