Zu ersten Mal soll der Verkehr am stark belasteten Stuttgarter Neckartor von 2017 an mit Fahrverboten reduziert werden, um die Feinstaubwerte zu minimieren. Bis dahin bleibt aber noch viel zu tun, meint der StZ-Redakteur Wolfgang Schulz-Braunschmidt.
Stuttgart - Nach einem Jahrzehnt mit viel Umweltkosmetik am Neckartor, das täglich mehr als 80 000 Fahrzeuge passieren, hat sich auch beim Land die Erkenntnis durchgesetzt, dass mehr gegen die überhöhten Feinstaubwerte getan werden muss. Zum ersten Mal nimmt ein Verkehrsminister in diesem Zusammenhang sogar das Wort „Fahrverbot“ in den Mund, um die gesundheitsschädlichen Feinstaubwerte unter den bereits seit 2005 geltenden Grenzwert zu drücken. Schließlich sitzt jetzt Brüssel dem Land im Nacken und droht mit drakonischen Strafzahlungen für jeden Überschreitungstag.
Inzwischen ist auch klar, dass es nicht mehr die alten „Stinker“ sind, die die Schadstoffwerte in die Höhe treiben. So gut wie alle Fahrzeuge haben die grüne Plakette, die Werte sind aber immer noch zu hoch. Denn mittlerweile kommt nur noch ein kleiner Teil der Partikel aus dem Endrohr. Mehr als die Hälfte stammt vom Bremsen- und Reifenabrieb sowie von der Aufwirbelung von Staubteilchen. Auch Benziner und mit Ökostrom fahrende Elektroautos sind Mitverursacher der Feinstaubmisere. Und die Diesel blasen auch noch zu viel Stickoxide in die Luft. Darum sind die Schadstoffwerte nur durch ein geringeres Verkehrsaufkommen deutlich zu drücken.
Dabei stellt sich das Problem, wie die vielen Autopendler, die beim geraden oder ungeraden Fahrverbot „draußen“ bleiben müssen, zu ihren Zielen kommen. Der schon heute im Berufsverkehr überlastete Nahverkehr dürfte diese Völkerwanderung kaum aufnehmen können. Da bleibt bis 2017 noch sehr viel zu tun.