Die Stadt Stuttgart hat am Mittwoch den zweiten Feinstaubalarm ausgelöst. Von Freitagmorgen an sollen die Bürger ihr Auto stehen lassen und möglichst Bus und Bahn benutzen. Wie lange der Appell aufrechterhalten wird, ist noch offen.

Stuttgart - Der Stuttgarter Feinstaubalarm geht in die zweite Runde: Die Stadt hat am frühen Mittwochnachmittag mitgeteilt, dass der Appell an die Bürger, ihr Auto freiwillig stehen zu lassen, von Freitagmorgen an gilt.

 

Nach Angaben der Landeshauptstadt sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD) mindestens für Freitag und Samstag wieder ein stark eingeschränktes Austauschvermögen der Atmosphäre voraus. Die Voraussetzung für die Auslösung des Feinstaubalarms seien damit gegeben, hieß es am Mittwoch im Stuttgarter Rathaus. Deshalb appellieren die Stadt und das Verkehrsministerium an die Bürger in der von Reutlingen bis Heilbronn und von Aalen bis Calw reichenden Metropolregion, während des Alarms das Auto in der Umweltzone Stuttgart möglichst nicht zu benutzen.

Auch Komfortöfen sollen aus bleiben

„Der erste Feinstaubalarm im Januar hat gezeigt, dass das Thema Luftreinhaltung die Menschen bewegt“, sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne). Noch nie sei die Schadstoffbelastung in Stuttgart so intensiv diskutiert worden. Aber das Problem mit Feinstaub und Stickstoffdioxid erledige sich nicht von selbst. Alle Stuttgarter und Pendler aus der Region müssten ihren Beitrag leisten, um die Luft zu verbessern. „Nehmen Sie den Feinstaubalarm ernst, steigen Sie auf umweltfreundliche Verkehrsmittel um“, appellierte Kuhn. Nicht zu unterschätzen sei auch der Schadstoffausstoß von Komfortkaminen. Wer an den Alarmtagen auf diese Feuerungsanlagen verzichte, leiste ebenfalls einen Beitrag zur Luftreinhaltung.

Die Komfortöfen sollen schon von Donnerstagabend an aus bleiben. „Das Ende des Alarms ist noch offen“, erklärte Andreas Scharf, der Pressesprecher der Landeshauptstadt. Das Ziel der Maßnahme sei, die hohe Belastung durch Feinstaub und Stickstoffdioxid zu verringern.

Die Werte des ersten Alarms wurden nach unten korrigiert

Der erste Feinstaubalarm in Stuttgart dauerte vom 18. bis zum 22. Januar 2016. Die zunächst in diesem Zeitraum tagesaktuell gemessenen hohen Feinstaubwerte am Stuttgarter Neckartor waren nachträglich nach der genaueren gravimetrischen Messung von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) um zehn bis 30 Prozent nach unten korrigiert worden. Dabei wurde auch der Streusalzanteil herausgerechnet. Dennoch lagen die Partikelkonzentrationen an vier von fünf Tagen weit über dem gesetzlichen Grenzwert von 50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft. Die Feinstaubkonzentrationen seien immer noch zu hoch, es bestehe weiterhin Handlungsbedarf, hieß es damals bei der LUBW in Karlsruhe.

Neben den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) stellt sich auch die S-Bahn für die nächsten Tage auf ein größeres Fahrgastaufkommen ein: Die Wasenlinie U 11 verkehrt an den Alarmtagen montags bis freitags von 8.30 bis 18.30 Uhr ab der Endhaltestelle Neckarpark. Die Bahnen halten nicht an der Haltestelle Cannstatter Wasen. Pendler können dort kostenlos parken. Um mehr Umsteiger aus der Region befördern zu können, setzt die DB Region AG auf den S-Bahn-Linien S 1, S 2, S 3 und S 5 in den Hauptverkehrszeiten Langzüge ein.

Geringer Rückgang des Verkehrs beim ersten Alarm

Über den ersten Feinstaubalarm in der Region waren laut einer vom Verkehrsministerium in Auftrag gegebenen Umfrage – wie ausführlich berichtet – 92 Prozent der Bürger in der Region informiert. In Stuttgart lag der Anteil mit 94 Prozent etwas höher als in den umliegenden Landkreisen (91 Prozent). Mehr als 70 Prozent der Befragten gaben an, dass das Thema Luftreinhaltung und Gesundheit für sie eine hohe Bedeutung habe. Rund 27 Prozent erklärten, ihr Mobilitätsverhalten aufgrund des Appells freiwillig geändert zu haben.

Bei der Umfrage waren 1008 volljährige Bürger aus Stuttgart und dem Umland telefonisch interviewt worden. Dabei ging es vor allem um die Frage nach Verhaltensänderungen. Nach Angaben des Landes war der Anteil der Bürger, die auf ihr Auto verzichteten, bei Weitem nicht hoch genug. Es müssten nicht einige Tausend, sondern mehrere Zehntausend ihr Verhalten ändern, betonte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Nach dessen Ansicht ging der Verkehr während des Alarms lediglich um fünf Prozent zurück.