Umzug des Statistischen Landesamts im Süden Verbummelt die Stadt eine Chance?

SPD-Politiker dringen auf den Kauf eines frei werdenden Areals im Süden. Ist die Stadt Eigentümerin, sagen sie, könnte sie hier dringend benötigte Wohnungen errichten. Sie kritisieren das zögerliche Agieren der Verantwortlichen.
S-Süd - Das Statistische Landesamt (StaLa) an der Böblinger Straße wird voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2023 nach Fellbach umziehen. Die innerstädtischen Flächen in der Nähe des Erwin-Schoettle-Platzes werden dann frei. Da der Umzug seit Jahren bekannt ist, dringen der Stadtbezirk Süd und namentlich dessen Bezirksvorsteher Raiko Grieb (SPD) seit längerer Zeit darauf, dass die Stadt die Grundstücke vom Land kaufen möge, damit dort dringend benötigter Wohnraum entstehen kann.
Filetstück am Schoettle-Platz
Eine Kleine Anfrage des SPD-Abgeordneten Peter Hofelich an den Landtag ergab nun: Das Land wäre bereit, die Fläche an die Stadt zu veräußern. Die Landesregierung sei auch über das Interesse der Stadt an dem Areal Böblinger Straße 68 bis 78, wo derzeit das StaLa untergebracht ist, „grundsätzlich informiert“. Die Stadt habe in der Sache Kontakt mit dem Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg aufgenommen. Doch: „Weiterführende Gespräche mit der Stadt haben bislang nicht stattgefunden.“
Peter Hofelich zeigt sich fassungslos, dass die Stadt nicht zugreift: „Dafür habe ich in Zeiten des enormen Wohnungsmangels in Stuttgart nun wirklich kein Verständnis.“ Der Landtagsabgeordnete nennt auch die aus seiner Sicht Verantwortlichen. Ihm leuchtet nicht ein, „warum der zuständige Stuttgarter Bürgermeister Fuhrmann seit langen Monaten nicht aktiv auf das Land“ zugehe und „warum die grüne Finanzministerin Sitzmann nicht einen Beitrag des Landes gegen die Wohnungsnot in Großstädten leisten“ wolle. „Stadt und Land müssen endlich konkret werden“, fordert der finanzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Ferner müsse nun der Bezirksbeirat Süd einbezogen und dem Gemeinderat ein Sachstandsbericht präsentiert werden.
Potenzial für den Süden
Ebenso konsterniert reagiert Bezirksvorsteher Raiko Grieb: Seit mehr als zwei Jahren wisse die Stadtverwaltung, dass die Landesgrundstücke entlang der Böblinger Straße frei werden. Doch abgesehen von einer Interessenbekundung gegenüber dem Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Stuttgart, sei von Seiten der Stadtverwaltung bislang nichts passiert. „Angesichts der Tatsache, dass der Bezirksbeirat, aber auch Gemeinderatsfraktionen, bereits seit Jahren darauf drängen, dass die Stadt in Kaufverhandlungen mit dem Land eintreten soll“, sei das erschütternd wenig, schreibt Grieb in einer Mitteilung und mahnt: „Die Entwicklungsmöglichkeit des Stadtbezirks Stuttgart-Süd an zentraler Stelle ist in Gefahr, wenn nunmehr die Verantwortlichen der Landeshauptstadt nicht unverzüglich das Gespräch mit dem Finanzministerium über den Kauf des Grundstückes des Statistischen Landesamtes führen“.
Stadtverwaltung äußert sich nicht
Dem Bezirksvorsteher schwebt vor, auf der frei werdenden Fläche dringend benötigten Wohnraum für Studierende zu schaffen: „Mit ihnen würde die Böblinger Straße lebendig und wären die Folgen für Gewerbe, Gastronomie und den ÖPNV durch den Wegzug des zweitgrößten Arbeitgebers StaLa im Bezirk verkraftbar.“ Die Stadt äußert sich indes auch auf Anfrage nicht zum Thema und nimmt auch nicht Stellung zur Anfrage des Landtagsabgeordneten Hofelich.
Bewegung kommt nicht bloß ins StaLa, auch auf dem Campus an der Böblinger Straße 70 bis 78 stehen Veränderungen an. Das dortige Institut für Kunststofftechnik wird voraussichtlich im Jahr 2022 nach Vaihingen umziehen. Doch hier ist für die Stadt nichts zu holen, wie die Antwort auf Hofelichs Anfrage im Weiteren ergibt: „Mittelfristig wird die Universität Stuttgart die universitär genutzten Gebäude in dem Areal somit auch weiterhin benötigen. Eine Freigabe dieser Flächen für andere Nutzungen ist damit zum derzeitigen Stand bis auf Weiteres ausgeschlossen“, teilt das Land mit. Beim Areal Böblinger Straße 68 bis 78 handelt es sich um eine Fläche von 15 100 Quadratmetern, die derzeit vom Statistischen Landesamt und der Universität genutzt werden.
Unsere Empfehlung für Sie

Übersterblichkeit durch Corona? Nur der Rems-Murr-Kreis beklagt mehr Tote
Die Zahlen der Statistiker sind vorläufig, aber: In Region und Land gab es von Januar bis Oktober 2020 allenfalls eine geringe Übersterblichkeit wegen Corona. Die Zahlen schwanken auch im Hinblick auf das Wetter.

Winterspaß in Stuttgart-Degerloch „Doofe Idee“ für Downhill-Strecke
Die Downhill-Strecke in Stuttgart-Degerloch ist unter einer dicken Schneedecke verschwunden. Das brachte den 31-jährigen Jannick Henzler auf eine „doofe Idee“, wie er selbst sagt. Aber sehen Sie selbst...

Bolzplatz oder Bühne? Peter Schilling wäre fast beim VfB gelandet
Peter Schilling war in den 80er Jahren einer der Stars der Neuen Deutschen Welle. Eine andere Karriere wäre aber ebenfalls denkbar gewesen.

Gastronomie und Corona Stuttgarter Wirte schreiben Brief an Frank Nopper
Die Stadt Stuttgart hat coronabedingt zusätzliche Außenflächen für die Gastronomie geschaffen, etwa auf Parkplätzen. Eine tolle Sache, finden Gäste wie Wirte. Allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. Und die sind teils nicht gegeben. Nun geht ein Brief an OB Frank Nopper raus.

Polizeieinsatz in Stuttgart-Süd Beamte umstellen Haus an der Immenhofer Straße
Ein Mann in einem mutmaßlich psychischen Ausnahmezustand verursacht einen Großeinsatz der Polizei an der Immenhofer Straße. Laut einer Zeugin war auch ein Messer im Spiel – am Ende wurde aber niemand verletzt.

Die Zukunft von Kaltental Reißverschluss für die Wunde
Seit 2018 ist Kaltental das größte Sanierungsgebiet der Landeshauptstadt Stuttgart. Der Stadtteil leidet unter der Durchfahrtspiste Böblinger Straße und muss einen großen Generationensprung bewältigen.