Der Gesamtelternbeirat der Kitas und Horte hat einen scharfen Brief an Verdi-Chef Frank Bsirkske geschrieben. Ein unbefristeter und flächendeckender Streik sei unzumutbar.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Mit scharfen Worten haben sich die Mitglieder des Gesamtelternbeirats (GEB) der städtischen Kitas und Horte an Verdi-Chef Frank Bsirske gewandt: „Wir möchten nicht mehr für Ihre Zwecke missbraucht werden.“ Nachdem bereits Eltern aus einzelnen Einrichtungen Protestbriefe verfasst hatten, hat nun auch der GEB einen offenen Brief geschrieben. In diesem bezeichnet er den unbefristeten und flächendeckenden Kita-Streik als „unzumutbar“ für Eltern und Kinder. „Wir unterstützen die Erzieherinnen, aber nicht Ihre Streikpolitik“, schreibt der GEB. Die Mitglieder listen eine Reihe an Punkten auf, die ihnen sauer aufstoßen.

 

So hätten berufstätige Paare keinen Anspruch auf die Notbetreuungsplätze. Doch auch sie würden schnell zu Härtefällen. Außerdem haben die GEB-Mitglieder das Gefühl, dass Eltern „möglichst große Steine“ in den Weg gelegt werden, wenn sie die Betreuung ihrer Kinder in Kitas selbst organisieren wollen. In dem Brief schildern sie, welche Folgen der Streik für die Kinder hat: „Unsere Kinder werden seit einigen Wochen herumgereicht, von einem Ort zum anderen gebracht, haben ständig wechselnde Betreuungspersonen, keinen geregelten Tagesablauf mehr und müssen womöglich noch bei Mama und Papa sitzen, während diese arbeiten.“

Anerkennung „nicht um jeden Preis“

Wie berichtet wollen die Gewerkschaften mit den bundesweiten Streiks eine höhere Eingruppierung für die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst erreichen. Durchschnittlich geht es um zehn Prozent mehr Gehalt. Abgesehen vom vergangenen Donnerstag ist der Streik in Baden-Württemberg während der Ferien ausgesetzt worden. Er kann aber am 8. Juni fortgesetzt werden.

Man sei zwar auch der Meinung, dass es einer „angemessenen Anerkennung bedürfe, aber nicht um jeden Preis und um zehn Prozent“, schreiben die GEB-Eltern an Bsirske. Es irritiert sie zudem, dass in der Auseinandersetzung hauptsächlich von den Erzieherinnen die Rede ist, aber nicht von den Kinderpflegerinnen. Diese seien die „eigentlich krass benachteiligte Berufsgruppe“. Die Gewerkschaften sollten auf das Ende dieses Berufs drängen. Eine weitere Forderung des GEB ist, dass Verdi sich nicht nur für mehr Gehalt, sondern auch für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen soll. Der Betreuungsschlüssel sei bundesweit unterschiedlich. Mit dem Appell „Gehen Sie zurück an den Verhandlungstisch“, endet der Brief.

Besserer Betreuungsschlüssel ist Ländersache

Die stellvertretende Landesbezirksleiterin von Verdi, Dagmar Schorsch-Brandt, bedauert die ablehnende Haltung der Eltern. Verdi sei auf Unterstützung angewiesen. Sollten die Arbeitgeber mit ihrer abwartenden Haltung durchkommen, bedeutete das, „dass der Beruf nach wie vor unattraktiv bleibt“. Was die Notbetreuungsplätze für Paare angeht, spielt sie den Ball an das Jugendamt weiter: „Der Träger entscheidet, was ein Härtefall ist.“ Die Funktionärin betont, dass die Gewerkschaft seit Jahren einen besseren Betreuungsschlüssel fordere. Darüber befänden aber die Länder, deshalb könnten die Arbeitsbedingungen nicht Teil der bundesweiten Tarifauseinandersetzung sein. Bei den Kinderpflegerinnen sei es ähnlich. Dies sei tatsächlich eine „krass benachteiligte Berufsgruppe“, den Beruf abzuschaffen gehe aber nur über das Landesrecht.

Nächste Woche sollen die Tarifverhandlungen wieder aufgenommen werden.