In Baden-Württemberg kommen immer weniger Kinder zur Welt. Und von denen haben aber immer mehr Eltern, die nicht verheiratet sind.

Stuttgart - Freiburg wieder! Dort waren 2010 fast 35 Prozent aller Eltern bei der Geburt ihres Kindes nicht verheiratet. Demgegenüber scheint im Hohenlohekreis die traditionelle Welt noch in Ordnung. Dort waren nur 16,7 der Neugeborenen uneheliche Kinder. In Ordnung? Die Fachleute vom Statistischen Landesamt, das diese Zahlen jetzt veröffentlicht hat, haben den Langzeitblick und stellten fest: "Bereits 1990 hatte der Hohenlohekreis die geringste, die Stadt Freiburg im Breisgau die höchste ,Nichtehelichenquote'. Allerdings haben sich seither die regionalen Unterschiede erheblich verringert."

 

Die Landesstatistiker interpretieren diese Tatsache so, dass sich die Lebensstile zwischen Städten und ländlichen Gebieten mehr und mehr angleichen. Dies wiederum sei "wohl nicht zuletzt auf die starken Umzugsaktivitäten der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten zurückzuführen". Allein vergangenes Jahr habe es mehr als 900.000 Umzüge von einer Gemeinde in eine andere im Land oder über die Landesgrenze hinweg gegeben. Das bedeutet, dass rein rechnerisch innerhalb eines Jahres jeder zwölfte Einwohner Baden-Württembergs einmal in eine andere Gemeinde umgezogen ist.

Akademikerinnen haben es mit dem Heiraten nicht so wichtig

In der Konsequenz sei ein eindeutiges Stadt-Land-Gefälle nicht mehr zu beobachten, "auch wenn Kinder von nicht verheirateten Frauen in den meisten Kreisen mit Hochschulstandorten, aber auch im badischen Landesteil überrepräsentiert sind", wie die Statistiker schreiben.

Darüber hinaus sei auffällig, dass der Anteil der nichtehelich Geborenen in den meisten Kreisen, in denen die Erwerbstätigkeit der Frauen nahe an die der Männer herankommt, tendenziell größer sei als in Kreisen, in denen die Erwerbsquote der Frauen deutlich unter der der Männer liegt. Auch haben es Akademikerinnen tendenziell mit dem Heiraten nicht so wichtig. Insgesamt waren im Südwesten 22,1 Prozent der Eltern zum Zeitpunkt der Geburt ihres Kindes nicht verehelicht.

Diese Quote nimmt ständig zu und hat sich seit 1995 verdoppelt. Damit liege das Land bundesweit aber immer noch am Ende der Skala, so die Statistiker. "Die höchsten Anteile an nichtehelichen Geburten gibt es in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, in denen jeweils annähernd zwei von drei Kindern von nicht verheirateten Frauen geboren wurden."

Der Stadtkreis mit der niedrigsten Quote ist Ulm

Schaut man sich die Liste der Stadt- und Landkreise fürs Land genauer an, fällt auf, dass die ersten 13 von 44 Positionen von badischen Stadt- und Landkreisen eingenommen wird - wobei Baden und Württemberg jeweils 22 Stadt- und Landkreise umfassen. Da rangiert selbst Baden-Baden mit einer Quote von 26,8 Prozent nichtehelich geborener Kinder, selbst die Ortenau (25,1 Prozent) oder selbst der Landkreis Emmendingen (25 Prozent) vor der Landeshauptstadt Stuttgart (23,7 Prozent) - ganz zu schweigen von Karlsruhe (29,5), Konstanz (28,9) oder Mannheim (28,0).

Der Stadtkreis mit der niedrigsten Quote ist Ulm (20,8 Prozent). Bemerkenswert ist auch, dass man in der Region Stuttgart eher dem traditionellen Familienbild gehorcht: Der Landkreis Böblingen nimmt zum Beispiel mit 17,2 Prozent den drittletzten Platz ein, Ludwigsburg (17,6) den viertletzten. Esslingen (18,8) rangiert direkt hinter dem Ostalbkreis auf Rang 36.