Werbe- und Lockanrufe bleiben ein wachsendes Problem für viele Verbraucher. Laut der Bundesnetzagentur hat die Zahl dratsisch zugenommen.

Bonn - Die Zahl unerlaubter Telefonwerbe-Anrufe hat drastisch zugenommen. Bis Ende November gingen bei der Bundesnetzagentur mehr als 52.000 Beschwerden ein und damit fast doppelt so viele wie im Vorjahr, wie Behördenchef Jochen Homann am Donnerstag mitteilte. Auch über verbotene Lockanrufe und Probleme beim Anbieterwechsel ärgerten sich zehntausende Verbraucher. Insgesamt erreichten die Netzagentur 2017 rund 290.000 Beschwerden im Telekommunikationsbereich - so viele wie nie.

 

Telefonwerbung ist seit 2009 nur bei ausdrücklicher Einwilligung vom Verbraucher erlaubt. Außerdem dürfen Firmen seitdem ihre Rufnummern nicht mehr unterdrücken, wodurch Werbeanrufe leichter zurückverfolgbar sein sollen. Seit 2013 ist ein Gesetz gegen unseriöse Geschäftspraktiken in Kraft, auch Anti-Abzocke-Gesetz genannt. Seitdem können höhere Bußgelder verhängt werden und zwar auch für unerlaubte Werbeanrufe von Telefoncomputern.

Rekordbußgeld gegen Energiedienstleister

Dennoch steigt die Zahl der Beschwerden. 2014 und 2015 lag die Zahl bei etwa 25.000, im vergangenen Jahr bei rund 29.000. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Oliver Krischer, forderte eine Gesetzesverschärfung: Verträge aus unerlaubten Anrufen sollten von den Kunden immer zusätzlich schriftlich bestätigt werden müssen, sagte er der „Saarbrücker Zeitung“. „Das dürfte die Zahl der Vertragsabschlüsse einbrechen lassen und damit auch das Abzockmodell unattraktiv machen.“

Die Bundesnetzagentur hob hervor, sie habe dieses Jahr erstmals das höchstmögliche Bußgeld in Höhe von 300.000 Euro verhängt, und zwar gegen den Energiedienstleister Energy2day. Über ihn hatten sich rund 2500 Verbraucher bei der Behörde beschwert. Auch gegen ein Unternehmen, das Senioren einen Hausnotruf anbot, sei die Behörde erfolgreich vorgegangen.

Zum Jahresende sind Ping-Calls bei Problem

Über 160.000 Beschwerden und Anfragen gingen 2017 bei der Netzagentur zum Missbrauch von Rufnummern ein, wie Homann berichtete. Zum Jahresende besonders viele Beschwerden gab es zu Ping-Calls, verbotenen Lockanrufen: Von Jahresbeginn bis September waren es rund 15.000, allein von Oktober bis Dezember 60.000. Bei Ping-Anrufen wird der Anruf nach dem ersten Klingeln unterbrochen. Wenn der Angerufene die Nummer auf dem Display wählt, verbirgt sich dahinter häufig eine teure Servicenummer - etwa in Burundi oder Tunesien. Die Netzagentur ordnete daher im Dezember in Mobilfunknetzen für bestimmte internationale Vorwahlen eine kostenlose Preisansage an, wie Homann hervorhob.

Leicht gesunken auf 17.000 sind dagegen 2017 die Beschwerden über Probleme beim Anbieterwechsel, wie die Netzagentur berichtete. In etwa 3000 Fällen schritt die Behörde demnach ein, weil die Versorgung länger als einen Kalendertag unterbrochen war. Über 99 Prozent der Anbieterwechsel verliefen aber reibungslos, betonte die Behörde.