Sigrid Klausmann und Walter Sittler haben in der Pauluskirche in Stuttgart-Zuffenhausen für ihr soziales Engagement die Unesco-Friedenstaube überreicht bekommen.

Zuffenhausen - Ein Symboltier ist erneut im Stadtbezirk zwischengelandet – die Unesco-Friedenstaube: Vergangenes Jahr hatten Winfried Beer und Brigitte Müller die Wanderauszeichnung für das Engagement des Zuffenhäuser Kneippvereins erhalten. Sie reichten die Ehrung dann an die Opernsängerin Cornelia Lanz weiter, die sich für Flüchtlinge engagiert und auch mehrfach in der Pauluskirche gastierte. Nun flog die Friedenstaube, mit Zuffenhäuser Zwischenlandung, zur Regisseurin Sigrid Klausmann und ihrem Ehemann, dem Schauspieler Walter Sittler, und würdigt sie für ihren Film „Nicht ohne uns“.

 

Die Friedenstaube mit dem Ölzweig im Schnabel geht auf den Landshuter Künstler Richard Hillinger zurück, 30 bronzene Tauben schickte er 2008 auf die Reise, um auf die Menschenrechtscharta aufmerksam zu machen und dazu beizutragen, dass „jeder Einzelne und alle Organe der Gesellschaft sich diese Erklärung stets gegenwärtig halten“. Deshalb hält es das Tier auch nie lange an einem Ort: Jeder, dem sie zufliegt, soll sich beizeiten Gedanken machen, an wen er sie weiterreichen möchte.

Projekt ausgezeichnet

Und so kamen nun Sigrid Klausmann und Walter Sittler in die Pauluskirche und nahmen die Auszeichnung für ihr fortlaufendes Projekt „199 kleine Helden“ entgegen, dessen Filmdokumentation „Nicht ohne uns“ am 19. Januar Premiere feiert. Der Film geht auf eine Idee des Schauspielers zurück, Kinder in aller Welt auf ihrem Weg zur Schule zu begleiten und sie dabei von ihrem Leben und von ihren Träumen erzählen zu lassen. Natürlich auch, um daran zu erinnern, wie wichtig der Zugang zu Bildung für die Menschenwürde ist.

„Ich bin mit sieben Geschwistern aufgewachsen, meine Frau mit sechs, und wir haben gelernt, wie wichtig es ist, seinen Platz im Leben zu finden“, sagte der Schauspieler bei der Preisverleihung. Sigrid Klausmann und ihr Team haben für den Film Kinder im Alter von zehn bis zwölf Jahren getroffen: Sai zum Beispiel stammt aus Indien, kam aber bereits als Kleinkind mit ihren Eltern in die USA: „Ich war fünf und echt abenteuerlustig, als ich jung war“, erzählt sie. Luniko aus Südafrika darf vor der Schule seine Tabletten nicht vergessen, er ist HIV-positiv. Und Sanjana wohnt mit ihrer Familie im Rotlichtviertel einer indischen Stadt. Sie sagt „Ich lebe gern hier“. Aber auch, dass ihr nicht gefällt, dass viele Frauen hier misshandelt werden.

Mit „15 Länder, 16 Kinder, 5 Kontinente, 1 Stimme“ ist der Film überschrieben, der mit wunderschönen Bildern einfängt, wie Kinder ihre Welt wahrnehmen und wie ähnlich sie sich bei allen Unterschieden sind. „Es ist wunderbar, wie unbefangen und zugleich philosophisch sie erzählen, sobald sie merken: Da hört mir ja jemand wirklich zu“, erläutert Klausmann. Entsprechend kommen im Film nur Kinder zu Wort. „Es ist alles da, was es braucht, um sie zu empathischen Erwachsenen werden zu lassen“, ergänzt Sittler: Die Frage sei nun, wo dies verloren gehe und was man tun könne, „damit sich die Welt in die richtige Richtung bewegt, von dort aus, wo wir gerade stehen“.

„199 kleine Helden“ sollen in der Dokumentation insgesamt zu Wort kommen. Die „Friedenstaube“ und die damit verbundene Aufmerksamkeit kommt den Filmemachern da zur rechten Zeit: Mit der Filmpremiere im Januar will das Paar auch ein Crowdfunding anstreben, um die Fortführung des Projekts zu gewährleisten. Bereits am gestrigen Sonntag gab es eine Test-Vorführung in einem Stuttgarter Kino, und etliche Gäste verabredeten sich bei der Zuffenhäuser Preisverleihung, um schon vorab Einblicke in den großartigen Film zu gewinnen.

Weitere Infos zu dem Projekt gibt es im Internet unter www.199kleinehelden.org