Die Stadt Markgröningen hat lange gerungen und noch über eine Verschiebung nachgedacht. Aber jetzt ist die Entscheidung gefallen: Es gibt 2020 keinen Schäferlauf.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Kreis Ludwigsburg - Wir hätten Markgröningen sehr gerne ein Stück Normalität zurückgebracht“, bedauert Bürgermeister Rudolf Kürner. Doch auch die Schäferlauf-Stadt muss ihren Tribut an das Coronavirus zollen. Am Donnerstag sagte sie das Traditionsereignis, das seit 2018 Weltkulturerbe-Status besitzt, ab.

 

„Das Ringen um die Entscheidung und die späte Absage zeigt, wie schwer wir uns damit tun, das wichtige und für viele mit Herzblut verbundene Fest nicht zu feiern.“ Noch in der Gemeinderatssitzung am 5. Mai wurde eine mögliche Verlegung auf einen späteren Zeitpunkt diskutiert – der Schäferlauf ist für Vereine, Gastronomie, Einzelhandel, Schausteller und Marktbeschicker eine wesentliche Einnahmequelle im Jahresgeschehen.

Die Unwägbarkeiten waren zu groß

Aktuell sind Großveranstaltungen bis 31. August verboten; just auf die drei letzten Augusttage war der Schäferlauf aber terminiert. Wegen des Risikos, dass das Großveranstaltungsverbot verlängert wird, und wegen der logistischen und organisatorischen Unwägbarkeiten legten die Markgröninger auch ein eventuelle Verlegung ad acta. Die Gesundheit stehe über allem, sagt Kürner: „Wir müssen an die Vernunft appellieren und Verantwortung für eine Kultur des menschlichen Miteinanders übernehmen.“

Auch den Sportvereinen gehen wegen des Shutdowns Einnahmen aus Festen, Turnieren und Meisterschaften durch die Lappen – von den gesundheitlichen und gesellschaftlichen Aspekten ganz abgesehen. Der Sportkreis Ludwigsburg hofft daher, dass es schnellstmöglich Perspektiven für das Hochfahren des Amateur- und Breitensports gibt. „Wir setzen darauf, dass noch diese Woche die Grundlagen für erste individuelle Wiedereinstiegskonzepte gelegt werden“, sagt Präsident Matthias Müller. Den Rahmen setze ein Beschluss der Sportministerkonferenz.

Hygiene-Konzepte für den Sportbetrieb der nahen Zukunft

Die Sportvereine und die Ligen sind mittlerweile, berichtet die Vorsitzende des Stadtverbands für Sport Ludwigsburg, Petra Kutzschmar, intensiv in der Vorbereitung: Sie haben die je nach Sportart gegebenen Möglichkeiten sondiert und sich über passende Konzepte, vor allem in Sachen Hygiene, Gedanken gemacht. Hilfreich sei dabei, dass Kadersportler – ermöglicht durch die Spitzensportverordnung des Landes – unter rigiden Bedingungen die besonderen Abläufe für Trainingseinheiten schon ausgetestet hätten.

Die Erfahrungen sollen für eine schrittweise, vorsichtige Weiterentwicklung genutzt werden. Bei vielen lahmgelegten Sportvereinen wirkt sich die Coronakrise existenziell aus. Sie trifft geschlossene Vereinsgaststätten, die die Pacht nicht mehr zahlen können, sie trifft die Vereine selbst, denen ohne Veranstaltungen Einnahmen wegbrechen. Sponsoren ziehen sich zurück, Mitglieder überlegen sich, ob sie noch Beiträge zahlen können.

Sportvertreter mahnen: „Die öffentliche Hand darf sich nicht zurückziehen“

Ohne öffentliche Förderung und die Möglichkeit, schrittweise wieder auf Corona-Sicherheitsaspekte abgestimmten Sport- und Vereinsbetrieb einsteigen zu können, seien die Perspektiven mau, stellt das Sportkreis-Präsidium in einer Pressemitteilung fest. Auch wenn Vereine wegen des Distanzzwangs näher zusammenrückten, Online-Mitmacheinheiten konzipierten oder Plattformen für gegenseitige Hilfe ins Leben riefen: Die Herausforderungen seien immens.

„Die Sportvereine sind bereit, sie anzunehmen, möglicherweise an einigen Stellen auch neu zu denken. Sie wollen den Sport und die Gemeinschaft auch in Zukunft leben und pflegen“, so das Präsidium, das sich gleichwohl schon einmal in Position bringt: „Von entscheidender Bedeutung wird sein, dass sie dafür in die Solidarität eingeschlossen werden und die öffentliche Hand sich nicht zurückzieht.“

Fotoausstellung im Glasperlenspiel: Vorerst ins Netzt verlegt

Während einzelne Museen und andere Kultureinrichtungen ihren Betrieb langsam wieder hochfahren, sind Spielstätten weiterhin massiv von den Einschränkungen betroffen. So hat das Asperger Glasperlenspiel entschieden, den Spielbetrieb bis Ende August einzustellen. „Es gibt aber auch Schönes und Produktives“, vermeldet die Kleinkunstbühne. Die geplante Ausstellung der Fotografen Christoph Hecke und Wolfgang Görner findet statt. Bis man die Bilder live betrachten kann, will das Glasperlenspiel sie auf seinen Facebook- und Instagram-Accounts zeigen.