Zwischen Feuerbach und Zuffenhausen stirbt in der Nacht zum Donnerstag ein 26 Jahre alter Mann. Die Polizei nimmt an, dass er entlang der Bahngleise nach Hause gehen wollte.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - In tiefer Nacht stirbt zwischen Feuerbach und Zuffenhausen ein Mann auf dem Bahndamm. Er geht mit einem Bekannten in der Nacht zum Donnerstag an den Gleisen entlang. Ein Zug fährt vorbei, vermutlich durch den Luftsog wird der Mann umgerissen, schlägt mit dem Kopf auf. Der 26-Jährige sei auf der Stelle tot gewesen, meldet die Polizei. Es klingt grausig: Im Zug hat das offenbar niemand bemerkt. „Das kann durchaus sein, dass der Lokführer davon nichts mitbekommt, wenn es dunkel ist“, bestätigt ein Sprecher der Deutschen Bahn. Höchstwahrscheinlich war es ein ICE, der an den beiden Männern vorbeifuhr, genau feststellen konnte das die Bahn aber nicht.

 

Die Männer waren gegen 3.20 Uhr auf dem Bahndamm von Feuerbach in Richtung Zuffenhausen zu Fuß unterwegs. Die Polizei schließt nicht aus, dass sie den Zug viel zu spät wahrgenommen haben. Es kann aber genauso gut sein, dass sie sich neben den Gleisen nicht in Gefahr fühlten: Die Luftsogwirkung werde häufig unterschätzt, so der Bahn-Sprecher. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren die beiden Fußgänger auf Höhe der Friedrich-Scholer-Straße in Feuerbach, die neben den Bahngleisen in eine Sackgasse mündet.

Der Zug hat den Verunglückten offenbar nicht berührt

Der Mann, der ums Leben kam, wurde vermutlich von den Füßen gerissen und stürzte so unglücklich, dass er einen Schädelbasisbruch erlitt. Das habe eine Leichenschau ergeben, teilte die Polizei mit. Die Ermittler versuchten am Donnerstag, vom 31-jährigen Begleiter des Mannes mehr über den Unfall herauszufinden. „Viel haben wir nicht erfahren“, sagt der Polizeisprecher Jens Lauer. Der Mann spreche wenig Deutsch, er sei wie der Verstorbene Rumäne. Zudem stehe der 31-Jährige natürlich nach dem Unfall unter Schock. Der Mann hatte die Polizei alarmiert, erst durch seinen Notruf sei der Unfall entdeckt worden. Wo die Männer zuvor waren, wisse man nicht. Offenbar hatten sie eine Unterkunft in Zuffenhausen.

Die Bahn und die für die Sicherheit entlang der Bahnstrecken zuständige Bundespolizei warnen immer wieder vorm Betreten der Gleisanlagen, das ohnehin verboten ist. „Es gibt drei Gefahren: Züge haben einen langen Bremsweg, sie sind schlecht hörbar, und sie haben bei hohem Tempo eine starke Sogwirkung“, sagt Jonas Große, der Sprecher der Bundespolizei. Vor allem der Bremsweg werde häufig unterschätzt. Auf dem Streckenabschnitt, wo sich der Unfall ereignete, gelte für Güter- wie für Personenzüge eine Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde. „Bei Tempo 80 bis 100 hat ein Zug aufgrund seiner Masse einen Bremsweg von 1000 Metern“, sagt ein Bahn-Sprecher.

Ein Zug hat bei 100 km/h einen Bremsweg von 1000 Metern

Selbst am helllichten Tag, wenn der Lokführer im Gegensatz zu der Zeit des Feuerbacher Unfalls die Männer hätte sehen können, hätte trotz einer Notbremsung ein Unfall passieren können.

Wenn Personen auf den Gleisen entdeckt werden, ordnet die Bahn sogenanntes Fahren auf Sicht an. Das ist eine Geschwindigkeit, bei der ein Zug noch gestoppt werden kann, wenn ein Hindernis im Gleis zu sehen ist. Erst vor wenigen Tagen griff die Bahn zu dieser Methode, meldet die Bundespolizei: Bei Kuchen (Kreis Göppingen) sah ein Lokführer am Sonntagmorgen, dass ein Mann mitten auf dem Gleis der Gegenrichtung saß. Er setzte einen Notruf ab. Ein ICE fuhr deswegen langsam auf die Stelle zu, stoppte und brachte den 22-Jährigen, der stark alkoholisiert war, zur Polizei nach Stuttgart. Ihn hatte das Tageslicht gerettet: Er wurde gegen 7.30 Uhr auf den Schienen entdeckt.

Der Unfall in Feuerbach führte am Donnerstagmorgen zu Verspätungen sowie Zugausfällen im Nah- und Fernverkehr. Die Polizei sperrte zur Aufnahme und zur Bergung des Verunglückten alle vier Gleise – zwei des Fernverkehrs und zwei S-Bahngleise – für mehrere Stunden. Fern- und Regionalbahnen konnten nicht zum Stuttgarter Hauptbahnhof fahren und verkehrten über Esslingen. Gegen 6.30 Uhr wurde der Abschnitt wieder frei gegeben. Einzelne Bahnen hatten aber auch bis gegen 9 Uhr am Donnerstag noch Verspätung.