Es ist der letzte Schultag vor den Pfingstferien, Kinder fahren nach Hause. Da entgleist der Zug bei Garmisch. Es gibt Tote und viele Verletzte. Unzählige Retter eilen zur Unglücksstelle in der beliebten oberbayerischen Urlaubsregion.

Schock in Oberbayern: Mindestens vier Menschen sind bei einem Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen ums Leben gekommen. Am Freitagmittag gegen 12.15 Uhr war eine Regionalbahn in Burgrain, einem Teilort und drei Kilometer nördlich der Hauptgemeinde gelegen, auf der einspurigen Strecke aus den Gleisen gesprungen. Laut dem Polizeisprecher Martin Emig haben sich etwa 60 Passagiere in dem Zug befunden. 30 von ihnen seien verletzt worden, 15 so schwer, dass sie in Krankenhäusern behandelt werden mussten. Unter den Fahrgästen waren auch einige Schulkinder.

 

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Die Bilder und Filmberichte von der Unfallstelle zeigen einen vollkommen umgestürzten Bahnwaggon und einen entgleisten. Auf Luftbildern ist zu erkennen, dass der Zug mit Doppelstockwagen auf einer einspurigen lang gezogenen Kurve unterwegs war. Eine Weiche ist nicht zu sehen. Der Streckenabschnitt liegt erhöht auf einem Bahndamm, mehrere Waggons rutschten vom Damm in einen kleinen Bach. Die viel befahrene Bundesstraße 2 führt genau vorbei. Drei Waggons seien umgekippt. „Die Menschen wurden durch die Fenster gezogen“, sagte der Sprecher.

Sechs Hubschrauber bereit

Das Unglück ereignete sich nahe des Flusses Loisach und der viel befahrenen Bundesstraße B 2, in die die Autobahn von München mündet. Rund 500 Kräfte kamen bei dem Großeinsatz zur Bergung und Rettung zusammen – Feuerwehr, Rettungshelfer und die Polizei. Sie rückten in vielen Dutzend Einsatzfahrzeugen an. Auch 15 Bundeswehrsoldaten aus der Kaserne Mittenwald kamen zur Hilfe. Auf einer Wiese nahe des Unfallortes standen sechs Hubschrauber bereit.

Ein amerikanischer Soldat war in einem der Autos auf der Straße neben der Bahnstrecke und erzählte seine Eindrücke dem „Garmisch-Partenkirchner Tagblatt“: „Es war schrecklich“, sagte er. „Einfach schrecklich. Plötzlich ist der Zug umgekippt.“ Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Stefan Sonntag, sagte, es seien Anrufe von Bürgern eingegangen, dass ein Zug entgleist sei. Erste Leichtverletzte seien geborgen worden. Sie würden in einem nahe gelegenen Gebäude gesammelt. Auch Angehörige seien schon vor Ort. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung berichtet.

Keine Hinweise über Tote

Über die Identität der Toten war bis zum Abend nichts bekannt. Auch über die Unfallursache bestand noch Unklarheit. Fest steht, dass der Zug nicht mit einem anderen zusammengestoßen ist, auch gab es keine Kollision etwa mit einem Pkw oder Lkw. Pressemann Emig spricht von einem „Entgleisen des Zuges“. Augenzeugen vor Ort berichten, dass die Bahnschienen jetzt stark geschädigt und verbogen seien. Die Spekulation, dass etwas auf den Gleisen gelegen habe, bestätigt die Polizei ausdrücklich nicht.

Laut Bayerischem Rundfunk (BR) handelt es sich bei dem doppelstöckigen Zug um ein älteres Modell. Er kam von Garmisch-Partenkirchen und hatte München als Ziel. Auf dieser Strecke gibt es auch viel Pendlerverkehr. Ein großer Umkreis um Garmisch-Partenkirchen war von dem Unglück und den Rettungsarbeiten betroffen. Die Zugverbindung in den Ort wurde eingestellt. Zugleich wurden Straßen gesperrt, um den Einsatzkräften den Zugang zu ermöglichen. Somit gab es für Reisende auch keinen Schienenersatzverkehr. Auch die Autobahn A 95 war von Norden von Sindelsdorf an über 35 Kilometer gesperrt. In der Region bildeten sich lange Staus.

Politiker äußern sich

Der Unfall ereignete sich mit der Beginn der bayerischen Pfingstferien, die zwei Wochen lang dauern. Laut Polizei wird die Bahnstrecke, die für Zugurlauber wichtig ist, auf dem Weg Richtung Süden, sicherlich noch mehrere Tage gesperrt bleiben. Erst müssten die schweren Waggons geborgen und Ermittlungen zur Unfallursache beendet worden sein. Dann steht die Reparatur der Gleise an.

An die Unfallstelle eilten verschiedene Politiker: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, Verkehrsminister Christian Bernreither (beide CSU) sowie Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Ministerpräsident Markus Söder (CSU) äußerte Trauer mit den Angehörigen der Opfer und twitterte weiter: „Großen Respekt und Dank allen Rettungskräften für die schnelle Hilfe.“