Die Baustelle am Autobahndreieck Leonberg ist nicht nur ein massiver Engpass mit Staukolonnen – sondern inzwischen auch ein Unfallbrennpunkt. Im Tagestakt muss die Polizei zu Unfällen ausrücken.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Leonberg/Stuttgart - Schon wieder eine Karambolage. Diesmal ist es ein 61-jähriger Sattelzugfahrer, der auf der A 8 bei Leonberg vor der Baustelle nach Stuttgart die richtige Fahrspur sucht. Am Dienstag gegen 8.10 Uhr zieht er seinen Lkw nach rechts – und es kracht. Diesmal gibt es 13 000 Euro Schaden, verletzt wird niemand.

 

Die Baustelle am Autobahndreieck Leonberg: Sie ist nicht nur das gefürchtete Nadelöhr oder der „massive Engpass“, wie der ADAC bereits vor einem Monat vorhersagte. Sie entwickelt sich immer mehr zum massiven Unfallbrennpunkt mit täglichen Karambolagen. Ein erster Blick in die Unfalldatenbank unserer Zeitung: elf Unfälle in zehn Tagen mit sieben Leichtverletzten und insgesamt 200 000 Euro Schaden. Wohl dem, der hier nicht fahren muss.

Das dachte sicher auch der 35-jährige BMW-Fahrer, der nun am Dienstagmorgen zwischen den Anschlussstellen Leonberg-West und Leonberg-Ost vom Sattelzugfahrer beim Fahrstreifenwechsel übersehen worden ist. Bei der Kollision wurde der BMW vor den Kühler des Sattelzugs gedreht und mitgeschleift. Das Auto blieb schließlich quer zur Fahrbahn auf dem linken Fahrstreifen stehen. Der 35-Jährige kam mit dem Schrecken davon.

Die Polizei weiß auch kaum Rat

Am Sonntag war es im Baustellenbereich hingegen knüppeldick gekommen. Die Polizei musste gleich zu drei Unfällen binnen drei Stunden ausrücken. Erst waren zwischen dem Dreieck Leonberg und dem Kreuz Stuttgart zwei 22 und 31 Jahre alte Autofahrer auf den Wagen einer 37-Jährigen aufgefahren, als diese wegen eines Staus stark bremste. Dann krachte es in der Gegenrichtung im Minutentakt. Erst rammte ein 19-Jähriger zwei vorausfahrende Fahrzeuge. Im Stau dahinter war ein 49-Jähriger ebenfalls, so die Polizei, „mit unangepasster Geschwindigkeit“ unterwegs und fuhr auf zwei Autos auf. Ein Bergkran musste für die Aufräumungsarbeiten eingesetzt werden – weshalb sich in den folgenden Stunden ein mehrere Kilometer langer Stau bildete.

Am spektakulärsten war es vor einer Woche, als ein 43-jähriger Autofahrer über die Sperrfläche fuhr, gegen Schutzplanken und Absenkung der Baustelle geriet und sich sein Fahrzeug überschlug. Der Wagen blieb 60 Meter weiter auf dem Dach liegen. Drei Insassen wurden verletzt und mit dem Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht.

Die Autobahnpolizei hat längst ein Auge auf den Unfallbrennpunkt geworfen. „Aber eine Verbesserung der Situation ist schwierig“, sagt Polizeisprecherin Tatjana Wimmer. Zum einen sei der Ort ein großer Verkehrsknoten, zum anderen seien auf der kurzen Strecke zwischen Stuttgart und Leonberg täglich 150 000 Fahrzeuge unterwegs. Und nicht zuletzt habe die Baustelle „eine komplexe Verkehrsführung“.